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Robert Enke

Robert Enke

Titel: Robert Enke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Reng
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gegen den triffst du nicht! Er schoss, Enke hielt, Marco hörte die Enttäuschungsschreie seiner Mannschaft und ließ den Kopf
     auf die Brust fallen. Der Torwart, am Boden, den Ball in seinen verfluchten Händen, lächelte ihn an und sagte verständnisvoll
     zu Marco: »Das nächste Mal triffst du.«
    So etwas vergisst man nicht.
    Mit 17 warb Borussia Mönchengladbach Villa aus Uerdingen ab, er war ein Jugendspieler, und die Borussia zahlte eine Profiablöse,
     500   000 Deutsche Mark. Nach einem halben Jahr sagte ihm der Assistenztrainer der Mönchengladbacher Profis, »du solltest bei uns
     im Bundesligateam mittrainieren«.
    »Aber ich gehe doch noch zur Schule.«
    |188| »Dann musst du halt die Schule abbrechen.«
    Samstags stand Marco als Balljunge bei den Bundesligaspielen der Borussia am Spielfeldrand, er spürte etwas durch sich rauschen,
     wenn der Stadionsprecher rief: »Tor für Borussia. Mit der Nummer 9: Martin Dahlin!«, der Jubel der Masse summte wie Elektrizität
     in der Luft, »es war der einzige Traum, den ich hatte: einmal den Stadionsprecher am Bökelberg meinen Namen rufen hören«.
     Er meldete sich anderthalb Jahre vor dem Abitur von der Schule ab.
    Im August 1996 rief der Stadionsprecher: »Tor für Borussia. Mit der Nummer 32: Marco Villa!« 1:0 gegen den Hamburger SV. Er
     war 18, der jüngste Bundesligatorschütze der Borussia. Nach sieben Erstligapartien hatte er drei Tore markiert, das gab es
     noch nie in Deutschland, »Villamania« konstatierte sein Mitspieler Kalle Pflipsen. »Das wird gefeiert: mit Malzbier«, sagte
     sein Vater den Fernsehsendern, die selbst ihn interviewten, weil auf einmal alles an Marco wichtig erschien. »Und ich hatte
     den Stadionsprecher meinen Namen rufen gehört«, sagt Marco. »Ich hatte keine Träume mehr.«
    Er fährt mit seinem kleinen Toyota auf einem Feldweg, direkt neben der A14 zwischen Giulianova und Roseto degli Abruzzi. Er
     spielt seit sieben Jahren in Italien, nun für L’Aquila Calcio, er hat manche Sitten des Landes unbewusst übernommen, hier
     fährt man auf einem Feldweg, wenn man so die Autobahngebühr sparen kann. Er hat ein Lied im Radio gehört, von Andrea Bocelli,
     und Marco, der in letzter Zeit bei den Liedtexten genau hinhört, erkannte sich auch in diesem Refrain wieder: »Mich hat niemand
     das Leben zu leben gelehrt.«
    Bei der Borussia sagte er während des Trainingslagers in Los Angeles abends auf ihrem Hotelzimmer zu Robert Enke: »Ich geh
     noch mal raus.« Robert verdrehte die Augen. Marco zwinkerte ihm zu und verschwand.
    Er schlich sich durch die Tiefgarage aus dem Hotel. Der Große Effenberg ging durch die Hotellounge zur Tür. »Effe, wo willst
     du hin?«, rief der Trainer.
    »Nur mal Luft schnappen.«
    »Ach so.«
    |189|
    Robert mit Teresa und seinem besten Freund Marco Villa (ganz links). [16]
    Gemeinsam mit dem Großen Effenberg und zwei weiteren Spielern blieb Marco bis zum Morgen in einem Nachtklub. »In fünf Jahren
     wirst du ein ganz Großer sein«, sagte Effenberg, »oder niemand kennt dich mehr.« Marco nahm es als Kompliment.
    Dann riss das erste Mal das Kreuzband. Nach vier Jahren mit Borussias Profielf hatte er 24 Spiele bestritten, nur zwei über
     die gesamten 90 Minuten. Zu den drei Toren aus den Anfangsspielen war bloß ein weiteres hinzugekommen. Auf Sankt Pauli hatte
     er den Torwart schon umkurvt, er schob den Ball Richtung leeres Tor, er schaute nur noch aus dem Augenwinkel hin, innerlich
     schon glücklich über den Treffer, als ein Verteidiger herbeirauschte und den Ball von der Torlinie schlug. Bald hatte Marco
     ein Dutzend solcher Szenen im Kopf, und sie wollten nicht verschwinden.
    Ried, Athen, Nürnberg, überall sahen die Trainer das Talent in ihm, das er in Mönchenglachbach offenbart hatte, überall holten
     ihn Verletzungen ein. In Nürnberg fiel er vierzehn von zwanzig Monaten aus, das Knie, die Muskeln, immer wieder |190| etwas Neues. Nach dem Rehabilitationstraining ging er gelegentlich mit Nürnbergs Torwarttrainer Michael Fuchs in die Universitätsmensa
     zum Essen, Fuchs hatte Essensmarken, »na, Villa, schön billig hier, was?«, sagte ein Student, der ihn erkannte, und Marco
     gefiel die Neckerei. Er war doch der Clown.
    Zu Hause weinte seine Frau. »Was ist das eigentlich mit dir«, sie warf sich auf den Boden und trommelte mit den Fäusten auf
     den Teppich. »Du bist nur normal, wenn du verletzt bist.«
    »Quatsch«, sagte Marco Villa. Er war gerade nicht verletzt und

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