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Robert Enke

Robert Enke

Titel: Robert Enke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Reng
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deshalb zu angespannt vom inneren Leistungsdruck, um darüber
     nachzudenken, was mit ihm nicht stimmte. Stattdessen dachte er minutenlang voller Angst darüber nach, ob das Mensaessen seiner
     Form geschadet haben könnte.
    Das erste Mal, als er stutzte, muss im Frühling 2003 gewesen sein, sagt Marco. Er hatte sein Versprechen gehalten, mit Robert
     nicht nur darüber zu reden, was sie machten, sondern auch, wie es ihnen ging. Sechs Monate nach Novelda hatte sich Roberts
     Verfassung gebessert. Van Gaal war entlassen worden. Unter dem neuen Trainer, Radomir Antić, spielte weiterhin Bonano, »aber«,
     sagte Robert, »manchmal glaube ich: Ich bin fast glücklicher, wenn ich nur Ersatzspieler bin.«
    »Was?«, sagte Marco und dachte erst nach, als er aufgelegt hatte. Eigentlich ging es ihm genauso.
     
    Robert Enkes Stimmung wurde besser, ohne dass sich seine Situation bei Barça verbesserte. Heilte die Zeit die Wunden? Hatte
     er sich antrainiert, mit Rückschlägen besser umzugehen? Hatte er tatsächlich das Glück des Ersatzmannes entdeckt, stressfrei
     zuschauen zu können? »Ich glaube, es lag vor allem daran, dass das Saisonende näher rückte«, sagt Jörg Neblung. »Robbi wusste,
     dass er dann den Verein wechseln musste, und nahm alles, was bei Barça passierte, nicht mehr ganz so ernst.«
    Die Sitzungen mit Doktor Geldschläger ließ er auslaufen. Er hätte nicht sagen können, ob ihm die Gespräche geholfen hatten,
     aber er war sich sicher: Nicht mehr hinzugehen half ihm. Es gab ihm das Gefühl, etwas hinter sich gelassen zu haben.
    |191|
    Robert im Kreis von Teresas Familie. [17]
    Seine Mutter und Teresas Eltern kamen gleichzeitig zu Besuch. Teresas Eltern gingen in die Museen, Miró, Picasso, das MACBA,
     seine Mutter fuhr jeden Tag mit der Bahn zum Hafen, sie saß in einem kleinen Café und betrachtete das Meer, der Kellner begrüßte
     sie schon strahlend. »Teresas Mutter kennt sich in der Kunst viel besser aus als ich, da wäre ich mir mit ihr in den Museen
     nur merkwürdig vorgekommen«, sagt Gisela Enke, mit Teresas Eltern kann sie über solche Unterschiede reden, ohne dass es peinlich
     ist oder verkrampft wird, sie verstehen sich. Bei ihrem Sohn brachte Gisela Enkes Anwesenheit wie immer seinen beiläufigen
     Humor hervor, als inspiriere ihn ihr Schwung.
    Dann mach’s mal gut, sagten die vereinten Eltern, als er sich vor dem Champions-League-Spiel gegen Bayer Leverkusen verabschiedete.
    Teresa setzte ihn am Stadion ab. Er ging in die Umkleidekabine, direkt hinter der Tür blickte er aus Gewohnheit auf das Blatt
     Papier an der Wand, mit Tesafilm aufgehängt, die Liste der nominierten Spieler.
    Sein Name stand nicht darauf.
    |192| Niemand hatte ihm etwas gesagt. Er wurde einfach still gestrichen, sogar von der Ersatzbank. Im Profifußball, wo viel übereinander,
     aber wenig miteinander geredet wird, ist das eine Art, einen Spieler in die Kündigung zu drängen.
    Er trottete in Trance aus dem Stadion, er stand auf dem Parkplatz, es traf ihn so, dass er vergaß, dass es Taxis und S-Bahnen
     gibt. Er dachte, und wie soll ich jetzt überhaupt nach Hause kommen?
    Er ahnte, es war kein Zufall, dass er zur Partie gegen Leverkusen eliminiert wurde, gegen einen Klub aus der Heimat, wenn
     die Medien in Deutschland berichteten, wenn alle Welt mitbekam, dass er nicht einmal als Ersatz einen Platz im Team fand.
     Seine Erniedrigung sollte größtmöglich sein. Radomir Antić war ein Trainer, der auf die Schwächsten losging, wenn er Stärke
     demonstrieren wollte.
    Wieder zu Hause in Sant Cugat, schwirrten die Eltern nervös herum, wie sollten sie mit ihm umgehen, ohne noch eine zusätzliche
     Last zu sein, was konnten sie tun, damit er nicht wieder in die Verzweiflung abglitt. Er tat, was ansonsten in Stresssituationen
     nur Teresa machte. Er ging alleine in den Garten und rauchte eine Zigarette. Danach ging es ihm nicht gut, es schmerzte, aber
     er konnte damit umgehen. »Was soll ich mich noch aufregen.« Seine Stimme sackte ab, sie wurde tonlos. »Ich bin doch schon
     lange tot bei Barça.«
    Eike Immel rief wieder an. Das in Wien war doch nicht so toll. Aber Christoph Daum und er zogen im Sommer zu Fenerbahçe weiter.
     Istanbul, das war der Wahnsinn, die Fans, die Begeisterung, ein Riesenpotenzial, absolut unterschätzt. Sie sollten sich mal
     zusammensetzen, sie hätten großes Interesse, ihn mitzunehmen.
    Türkei. Das Wort klang fremd, fern, es klang wie das Ende der Fußballwelt.
    Jetzt sei es

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