Roberts Schwester
konnte. Wolbert hörte mir aufmerksam zu. Als ich zum Ende kam, meinte er:
«Interessant. Die Berichte des Detektivs haben Sie noch?»
«Natürlich», sagte ich.
«Allerdings nur die Berichte vom ersten Auftrag. Beim zweiten wurde ich telefonisch informiert. Da passierte auch nichts. Fechner war bereits weg.»
«Aber ein Foto von ihm haben Sie nicht?», erkundigte er sich.
«Leider nein», sagte ich.
«Aber ich kann Ihnen die beiden Männer beschreiben, die Jonas Torhöven in Frankfurt abgeholt haben. Fechner müsste einer davon gewesen sein.»
Wolbert nickte, als sei er davon ebenso überzeugt wie ich. Als wir beim Haus ankamen, bat er, dass ich meine Garage öffnete.
«Wenn Sie nichts dagegen haben, Frau Bongartz, möchten wir uns Ihren Wagen gerne einmal ansehen.»
Ich durfte meinem Wagen nicht zu nahe kommen. Wolbert hielt mich am Arm zurück, dabei lächelte er wieder wie ein gütiger Großvater. Der Milchbube führte sich plötzlich auf wie ein kleiner Herkules. Er streifte Plastikhandschuhe über, schob mich zur Seite und hielt dabei begehrlich die Hand auf.
«Den Autoschlüssel, bitte.»
Seine Stimme war immer noch rauchig, aber inzwischen auch sehr fest und selbstsicher. Der Schlüssel steckte im Zündschloss, da steckte er immer. Beim Zündschloss hatte die Werkstatt, die den Wagen für meine Bedürfnisse herrichtete, tatsächlich geschlampt. Es war rechts an der Lenksäule, und ich hatte keine Lust, mir ständig die linke Schulter zu verrenken, um den Schlüssel einzufummeln. Die Garagen waren gesichert, das reichte aus. Wolbert schaute mit ausdrucksloser Miene zu, wie sein junger Kollege die Fahrertür öffnete und sich in den Sitz schwang. Mit einem bedeutungsschweren Blick wies er Wolbert darauf hin, dass er seine langen Beine nicht unter das Lenkrad brachte. Aber den Sitz schob er nicht zurück. Er studierte nur die Anordnung der Bedienungselemente. Dann drehte er den Zündschlüssel. Der Motor sprang sofort an.
«Alles in Ordnung», sagte der kleine Herkules und drehte den Schlüssel zurück. Dann stieg er aus und ging zum rechten Vorderrad. Dort ließ er sich auf die Knie nieder, tastete unter den Wagen und über den Boden. Als er sich wieder aufrichtete, waren die Handschuhe mit Öl verschmutzt. Er streifte sie ab und sagte zu Wolbert:
«Der Ölfilter scheint leck zu sein. Sieht übel aus. Da hat sich eine große Lache gebildet. Soll ich den Ölstand kontrollieren?»
Wolbert nickte stumm. Und der Kleine ging noch einmal zur Fahrertür, um die Verriegelung der Motorhaube zu lösen. Anschließend stemmte er die Haube hoch, um kurz darauf festzustellen.
«Leer.»
Während er die Motorhaube wieder herunterließ, schaute Wolbert mich an. In seiner Miene regte sich immer noch nichts.
«Sie sind seit Dienstag nicht mehr mit diesem Wagen gefahren?»
«Nein.»
«Wer, außer Ihnen, kann diesen Wagen fahren?»
«Vermutlich jeder», sagte ich.
«Es ist reine Übungssache. Mein Bruder kam sehr gut damit zurecht.»
Daraufhin bat Wolbert mich einzusteigen, nichts anzurühren. Nur einsteigen sollte ich und mich so hinsetzen, als wolle ich losfahren. Der Knabe drückte die Fahrertür von außen zu und forderte mich auf, einen Blick in den Rückspiegel zu werfen und die Außenspiegel nicht zu vergessen. Kaum hatte er das ausgesprochen, wusste ich, worauf er hinauswollte.
«Der linke Außenspiegel ist verstellt», sagte ich.
«Es ist nur minimal, aber er steht nicht so, wie ich es gewohnt bin.»
Dann stieg ich wieder aus. Wolbert fragte mich noch, ob ich Einwände hätte, dass sie das Fahrzeug untersuchen ließen. Er versprach sich nicht viel davon, wollte aber auch nichts versäumen. Ich hatte nichts dagegen, wahrhaftig nicht. Sollten sie ihn sich nur gründlich ansehen. Ich war nicht auf dem Rastplatz gewesen, ich nicht! Ich hätte mich doch daran erinnern müssen. Aber wenn nicht ich, wer dann? An große Zufälle glaubte ich ebenso wenig wie Wolbert. In diesem Punkt musste ich ihm beipflichten. Mein Wagen hatte da draußen neben Robert gestanden. Die Frage war nur, wer hatte ihn hinausgefahren? Isabell? Sie war keine besonders routinierte Fahrerin. Mit ihrem Renault war sie wendig und kam zügig auch durch den dichtesten Verkehr. Aber schon mit Roberts Wagen hatte sie Schwierigkeiten. Sie kam mit dem Automatikgetriebe nicht zurecht, stand stets mit dem linken Fuß auf der Bremse, suchte verzweifelt nach der Handbremse und wusste nie, wie sie die Außenspiegel oder die
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