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Roberts Schwester

Roberts Schwester

Titel: Roberts Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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reden», schlug er noch einmal vor, es klang sehr kühl und unpersönlich. Es klang endgültig. Er blieb auch nicht mehr lange, hatte es plötzlich sehr eilig. Bevor er sich verabschiedete, kam er noch einmal auf Wolberts Anliegen zurück. Er wollte mir unbedingt etwas erklären. Vielleicht wollte er mich nur auf ein anderes Thema bringen. Wir gingen in Roberts Arbeitszimmer. Ein neues Polizeisiegel hatte Wolbert nicht anbringen lassen. Olaf setzte sich an den Computer und begann mit einer weitschweifigen Ausführung über Kapitalertrags-steuer und Vermögenssteuer. Er kam mir so kalt vor, als ob nie etwas zwischen uns gewesen wäre. Aber ich begriff endlich, was er verhindern wollte. Nur war es so unwichtig. Ich war müde, nur noch müde.
    «Haben wir das Finanzamt beschwindelt?», fragte ich. So wollte er es nicht ausdrücken. Es war alles noch im Rahmen der Legalität, wir hatten nur unsere Möglichkeiten restlos ausgeschöpft. Und dabei hatten wir Verluste gemacht, die letztendlich das genaue Gegenteil waren und nur die Steuerlast auf null schraubten. Das musste man einem unterbezahlten Polizisten nicht unbedingt auf die Nase binden. Wenn sie einen Finanzexperten schickten, wären wir schnell entlarvt als Exemplare der Sorte, die den Staat zwangen, Normalverdiener zu knebeln, weil wir eben unseren Teil zur Solidarität nicht beitragen wollten. Ich wünschte mir, er würde endlich gehen. Robert hatte sich gewiss nicht aus eigenem Antrieb eingereiht in den Club derer, die sich drückten. Das war doch zweifellos auf Olafs Mist gewachsen.
    «Lösch den Kram einfach», sagte ich, um ihn loszuwerden.
    «Du hast alle Unterlagen in deinem Büro, das reicht doch.»
    Er schien erleichtert von meinem Vorschlag, doch bevor er wichtige, vielleicht unersetzbare Daten vernichtete, kontrollierte er jede Datei. Und dabei stieß er dann auf eine Information, die um vieles ausführlicher war als die kleine Notiz im Taschencomputer. Quadratmeterzahl der Wohnfläche, Größe des Grundstücks, Anzahl der Räume, der Preis, Höhe der Provision und der Name des Maklers. Wir sahen es beide zur gleichen Zeit. Aber Olaf stellte überflüssigerweise fest:
    «Robert hat am Mittwoch in Frankfurt ein Haus gekauft.»
    Nicht einfach ein Haus, einen Bungalow, alle Räume zu ebener Erde, keine Treppe, die für einen Mann im Rollstuhl ein unüberwindbares Hindernis darstellte. Olaf starrte mich an. Ich konnte von seiner Stirn ablesen, was er dachte. Eine Verrückte, die sich nicht unter Kontrolle hatte. Die seit Jahren regelmäßig zu einem Seelenklempner lief, weil sie den einzigen Mann, den sie liebte, nicht haben konnte. Die vor Kopfschmerzen die Wände hochging, wenn sie auch nur vermutete, dass ihr Liebster mit einer anderen im Bett läge. Die in ihrer Panik, ihr Bruder könne eines Tages die Konsequenzen ziehen aus ihren Saufgelagen und den Szenen, die sie ihm regelmäßig machte, nicht mehr ein noch aus wusste. Als sie feststellen musste, dass ihr Bruder sie endgültig verlassen wollte, schoss sie ihm eine Kugel in den Kopf. Man musste nur verrückt genug sein, dann war da kein Widerspruch mehr zwischen Lieben und Töten. Wenn ich ihn nicht haben konnte, sollte sie ihn auch nicht haben. Warum Robert den Kauf am Donnerstag nicht erwähnt hatte, warum er stattdessen davon sprach, er müsse etwas tun, diese Frage stellte Olaf sich wohl nicht. Als ich am nächsten Morgen in die Halle kam, werkelte Lucia bereits in der Küche. Es war noch sehr früh, kurz nach fünf. Ich hatte nicht schlafen können und es nicht länger auf der Couch ausgehalten. Es gab so viel zu tun. Die Nachricht auf dem Monitor hatte sich wie heißes Öl in meine Eingeweide ergossen. Und Olafs Blick, mehr noch sein anschließender, nun wirklich übereilter Aufbruch hatte das Öl gründlich verteilt. Die Übelkeit machte mit fast mehr zu schaffen als der seit Tagen fehlende Schlaf. Auch Lucia wirkte übernächtigt. Sie machte sich daran, Kaffee für uns aufzubrühen.
    «Du frühstückst doch mit mir, Mia?»

    «Natürlich», murmelte ich. Recht war es mir nicht. Ich musste zuerst mit dem Makler sprechen, ehe ich mit Lucia reden konnte. Die Angaben über den Bungalow hatte Olaf auf mein Drängen hin gelöscht, äußerst ungern, ich hatte ihn mit seinen Steuermanipulationen unter Druck setzen müssen, ehe er es tat. Die Telefonnummer des Maklers hatte ich mir notiert. Robert hatte ihm gewiss erklärt, für wen er das Haus kaufte. Nicht für sich! Er hätte mich niemals

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