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Roberts Schwester

Roberts Schwester

Titel: Roberts Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Vielen Dank, Mia, wenn es einmal so nötig sein sollte, dass ich auf deine Hilfe zurückgreifen müsste, sage ich dir Bescheid. Im Moment ist es nicht so nötig. Ich schwelge nur ein bisschen in Erinnerungen. Sei nett und mach die Tür von außen hinter dir zu.»
    Ich fiel förmlich die Treppen hinunter, holte mir den Wodka aus dem Kühlschrank und verkroch mich damit in meinem Atelier. Am nächsten Morgen kam Isabell zu mir. Ob sie wütend war oder nur verlegen, ließ sich auf Anhieb nicht feststellen.
    «Jonas schickt mich», begann sie. Und Jonas war inzwischen zu der Ansicht gelangt, er hätte sich in der Nacht nicht richtig verhalten. Er wollte sich unbedingt bei mir entschuldigen. Isabell erklärte das wortreich, und bevor sie weitersprach, riss sie unschuldig die Augen auf.
    «Warst du heute Nacht in seinem Zimmer, Mia? Was wolltest du denn von ihm? Wofür muss er sich bei dir entschuldigen?»
    Als ich ihr nicht antwortete, stampfte sie mit dem Fuß auf.
    «Sag doch etwas, Mia! Was ist denn hier los? Ihr habt euch bisher so gut verstanden. Jonas sitzt da oben und macht sich Vorwürfe. Er meint, er hätte dich beleidigt. Ich soll dir ausrichten, wenn du noch einmal mit diesem Problem zu kämpfen hättest, er wäre gerne bereit, dir zu helfen. Er will nicht noch einmal vergessen, was er euch schuldig ist.»
    Wie sie da bei der Tür stand, die personifizierte Unschuld, die Ahnungslosigkeit wie ein Fragezeichen quer über das Gesicht, da hätte ich sie erwürgen mögen. Sie wusste ganz genau, worum es ging.
    «Jonas muss sich nicht bei mir entschuldigen», sagte ich endlich.
    «Du kannst ihm von mir ausrichten, dass ich keine Probleme habe, mit denen ich kämpfen müsste. Ich habe Möglichkeiten, meine Bedürfnisse zu befriedigen. Und ich muss mich dabei nicht einmal mit halben Männern zufrieden geben.»
    Sie schluckte heftig.
    «Mia, um Gottes willen. Ich weiß ja nicht, was zwischen euch vorgefallen ist. Aber Jonas hat es bestimmt nicht so gemeint. Es ist doch nur …»
    Sie geriet ins Stottern, war wirklich gut in der Rolle.
    «Es geht ihm noch nicht so besonders. Nicht dass er Schmerzen hätte, so meine ich das nicht, aber seelisch, verstehst du? Es ist sehr schwer für ihn. Und du, ich meine, du bist so viel älter als er, und du bist ja auch nicht in Ordnung. Er mag dich sehr gerne. Aber manchmal führst du ihm seine eigene Situation vielleicht zu deutlich vor Augen. Willst du nicht hinaufgehen und selbst mit ihm reden?»

    «Nein», sagte ich,
    «das will ich nicht. Und jetzt verschwinde. Du musst ihn doch sicher noch waschen.»
    Sie rührte sich nicht von der Tür weg, starrte mich an, etwas wie Ratlosigkeit im Blick.
    «Willst du mir nicht sagen, was er dir getan hat?»

    «Er hat mir nichts getan», sagte ich.
    «Und jetzt raus hier.»
    Es war so demütigend zu begreifen, was er in den ersten Tagen mit mir veranstaltet hatte. Mich scharf gemacht wie einen Hund, der nichts weiter wollte als ruhig am Kamin liegen. Aber ich war doch nicht angewiesen auf diesen Krüppel, der sich erst mit Pornofilmen in den richtigen Zustand versetzen musste. Ich hatte Serge. Wann immer mir danach war, konnte ich ihn haben. Ich hätte im Notfall auch auf Olaf zurückgreifen können, da bin ich sicher. Ich hätte mir ein halbes Dutzend Callboys auf einmal ins Haus bestellen können, wenn ich Lust auf ein halbes Dutzend gehabt hätte. Ich hatte immer die Männer bekommen, die ich wollte. Ich hatte niemals betteln müssen. Und diesen Affen da oben, den wollte ich doch gar nicht, wirklich nicht. Es war Mitleid gewesen. Aber wie hätte ich das alles Lucia erklären sollen? Als ich auf ihre Frage nicht antwortete, nahm sie die fehlenden Gedecke aus dem Schrank und brachte alles auf einem Tablett nach oben. Und ich war doch allein.
    .

8. Kapitel
    Ich hörte sie reden. Lucias dunkle Stimme mit dem ausgeprägten Akzent, Isabells weinerliches Organ und dazwischen den Bass von Jonas. Als ich es nicht mehr aushielt, rief ich Olaf an, um ihn an sein Versprechen zu erinnern. Er war immer noch so reserviert, versuchte zuerst auszuweichen, und verwies auf die Uhrzeit. Es war gerade erst neun vorbei. Endlich sagte er:
    «Gut, ich komme. Ich muss ohnehin mit dir reden.»
    Als Olaf kurz vor zehn eintraf, hatte ich mich halbwegs unter Kontrolle. Ich ließ erst einmal ihn berichten. Wolbert hatte sich nach allem erkundigt, was irgendwie von Bedeutung sein konnte, Geschäfte und Privatleben. So wie Olaf es darstellte, schien die Polizei einen

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