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Roberts Schwester

Roberts Schwester

Titel: Roberts Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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versprich mir etwas. Versprich mir, dass du das nie wieder tust. Ich habe tausend Ängste ausgestanden, dass dir etwas zustößt. Das könnte ich nicht ertragen, verstehst du?»
    Und da hätte er mich verlassen wollen, um mit Isabell und Jonas in einem Bungalow zu leben? Niemals! Warum er mir den Kauf verschwiegen hatte, war mir bereits klar, als ich mit Lucia am Küchentisch saß. Um mich zu schonen, mir weitere Aufregungen und falsche Schlussfolgerungen zu ersparen. Vor allem aber, um zu verhindern, dass ich die beiden mit einer unbedachten Äußerung vor der Zeit warnte. Lucia bestand darauf, dass ich etwas aß. Sie meinte, ich sei so dürr geworden, belegte mir eigenhändig zwei Brotscheiben, obwohl sie selbst nur an einem Toast knabberte. Zuerst schwiegen wir beide, hingen unseren Gedanken und Erinnerungen nach. Lucia nippte mit schief gelegtem Kopf an ihrem Kaffee, schaute mich über den Rand der Tasse hinweg an. Und plötzlich murmelte sie:
    «Sie war die ganze Nacht in seinem Zimmer.»

    «Ich weiß», sagte ich.
    «Sie ist seit seiner Ankunft fast ausschließlich in seinem Zimmer, gerade dass sie nachts noch ein paar Stunden für Robert übrig hatte. Aber jetzt, wo Robert aus dem Weg ist, warum sollte sie sich da einen Zwang auferlegen? Sie wäscht ihm täglich den Hintern und einiges mehr. Und du darfst mir glauben, dass die Natur ihn üppig ausgestattet hat. Ich schätze, mit einem Hengst kann er es aufnehmen. Vielleicht ist sie da auf den Geschmack gekommen.»

    «Sie ist seine Schwester», sagte Lucia. Es klang nach einer Zurechtweisung. Ich zuckte lässig mit den Achseln.
    «Na und? Du solltest einmal mit einem Psychologen darüber reden. Sie wäre nicht die erste Schwester, die scharf auf ihren Bruder ist. Die meisten Frauen in der Situation kennen ihre Grenze. Aber es gibt eben auch welche, die haben absolut keine Hemmungen.»

    «Mia, es reicht», sagte Lucia und klang dabei noch ein wenig strenger.
    «Sie hat Angst vor dir.»
    Sie sprach sehr umständlich weiter, tat sich schwer damit, offen mit mir zu reden. Oft wusste sie nicht, wie sie sich ausdrücken sollte, war nur bemüht, mich nicht aufzuregen, mich nicht in die von Jonas so plastisch geschilderte unheilvolle Wut zu versetzen, in der ich zu allem fähig war. Arme Lucia. Isabell und Jonas hatten den vergangenen Abend gründlich für ihre Zwecke genutzt. Was hatten sie ihr nicht alles erzählt. Das heißt, Jonas hatte erzählt, das arme Kind hatte nur hin und wieder einen Schluchzer dazugetan, manchmal auch genickt. Der arme Robert zwischen den Fronten, bemüht, seine kleine Frau glücklich und es seiner verrückten Schwester recht zu machen, gleichzeitig auch noch dem hilflosen Jonas ein würdiges Dasein zu bescheren. Es klang wie ein Drama in drei Akten. Im letzten Akt bezahlte der Held seine Mühe mit dem Leben. Zurück blieben ein völlig verstörtes Wesen, das in seinem Schmerz und seiner Trauer nicht aus noch ein wusste. Ein an den Rollstuhl gefesselter Mann, der seine Hilflosigkeit verfluchte und sich seiner Unfähigkeit, dem verstörten Wesen Halt und Schutz zu bieten, durchaus bewusst war. Und ich blieb zurück, krank vor Hass auf Gott und die Welt und alle, die mir meinen Robert streitig machen wollten. Alkoholsüchtig, unberechenbar, aggressiv. Lucia nippte wieder an ihrem Kaffee, als sie zum Ende gekommen war. Ich wartete fast darauf, dass sie mir die bewusste Frage stellte. Aber sie fragte mich nicht einmal, ob ich in der Nacht betrunken gewesen sei. So weit waren sie anscheinend nicht gegangen, mich ihr gegenüber direkt zu beschuldigen. Sie hatten sich lediglich darauf beschränkt, ihr klar zu machen, dass sie nach Roberts Tod um ihr Bleiben im Haus fürchten mussten. Dabei hatten sie ohnehin gar nicht mehr lange bleiben wollen.
    «Hast du gewusst, dass Robert ein Haus suchen wollte, Mia, für sich, seine Frau und seinen Schwager?»

    «Natürlich», sagte ich,
    «wir haben ausführlich darüber gesprochen. Und er hat das Haus nicht nur gesucht, er hat es auch gefunden, allerdings nicht für sich, nur für seine Frau und seinen Schwager. Dass sie nichts davon wissen, dürfte dir Beweis genug sein. Er wollte sich von Isabell trennen. Aber er wollte sie nicht vor der Zeit warnen, weil er wusste, wozu sie fähig ist.»
    Lucia brauchte einen Moment, um das zu verarbeiten. Es stimmte nicht mit ihrem Weltbild überein.
    «Sie ist schwanger», erklärte sie nach ein paar Sekunden mit einem Hauch von Fassungslosigkeit in der

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