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Roberts Schwester

Roberts Schwester

Titel: Roberts Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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hatte der Polizei das Gleiche erklärt wie mir. Angeblich war er in der Nacht von meiner Brüllerei aufgewacht und hatte eine Heidenangst um seine kleine Schwester ausgestanden, hatte sich mühsam in den Rollstuhl gequält, um ihr beizustehen, hatte ein Stoßgebet nach dem anderen zum Himmel geschickt, dass Isabell auf der Galerie geblieben war und sich nicht verpflichtet gefühlt hatte, ihrem Mann in der Halle Hilfestellung zu leisten. Andernfalls hätte nämlich der arme Jonas von oben tatenlos zusehen müssen, wie ich sie beide abmurkste. Mit einem Arm wäre mir das ja auch eine Kleinigkeit gewesen. Der Idiot! Wolbert war nicht länger der freundliche und hilfsbereite Polizist.
    «Sie wollten verhindern, dass Ihr Bruder das Haus noch einmal verließ», wiederholte er.
    «Warum, Frau Bongartz? Wollten Sie nicht, dass er sich ein Problem vom Hals schaffte?»
    Was war diesem Schwachkopf von Serge nur in den Sinn gekommen, solch einen Unfug daherzureden? Und dann auch noch auf dem Geschäftsanschluss, wo es für die Nachwelt erhalten blieb. Ich hatte ihm einen anderen Text vorgegeben. Das wusste ich jetzt wieder. Er sollte so tun, als ob er Biller sei, aber er sollte nur um einen Rückruf bitten. Einen Rückruf zu einer festgelegten Zeit, wenn ich daheim war und mithören konnte. Ich hatte doch nur wissen wollen, was Robert vor mir verbarg, ob Biller ein Makler war oder ein Psychiater. Wolbert ließ mir zwei Sekunden Zeit für eine Antwort, als die nicht kam, fragte er:
    «Trinken Sie häufig größere Mengen Alkohol?»

    «Ist das von Bedeutung für Ihre Ermittlungen?»
    Er zierte sich ein wenig.
    «In gewissem Sinne schon, Frau Bongartz, weil es innerhalb einer Familie zu einem Problem werden kann, wenn ein Mensch übermäßig trinkt und dann die Kontrolle über sich verliert. Hat Ihr Bruder Sie in letzter Zeit einmal gebeten, sich in ärztliche Behandlung zu begeben?»
    Pause, ein fragender, durchaus noch freundlicher Blick. Den versuchte ich zu erwidern, wobei ich gleichzeitig den Kopf schüttelte.
    «Na, Sie sind ja in ärztlicher Behandlung», stellte er fest und fuhr fort:
    «Als man Ihren Bruder fand, hatte er nichts bei sich, was mit diesem Anruf in Zusammenhang gebracht werden könnte. Ganz bestimmt keine Fotos von seiner Frau und Horst Fechner.»
    Er lächelte mich an, fast so, als hätte er Mitleid.
    «Solche Fotos kann es auch nicht gegeben haben, Frau Bongartz. Der Detektiv, den Sie vor acht Monaten beauftragt hatten, hat korrekt gearbeitet. Horst Fechner hat sich damals ins Ausland abgesetzt, wir haben das überprüft.»

    «Ich war für Robert nie ein Problem», sagte ich. Wolbert nickte einmal kurz und versonnen, es war, weiß Gott, keine Zustimmung.
    «Sie waren gegen die Ehe Ihres Bruders?!»
    Es klang nicht nach einer Frage, mehr nach einer Feststellung. Und warum hätte ich es leugnen sollen. Ich nickte.
    «Und Sie haben sich nicht darauf beschränkt, Ihre Schwägerin beobachten zu lassen. Sie setzten Ihren Bruder unter Druck, diese Ehe zu beenden. Es gab deshalb in letzter Zeit häufig Streitigkeiten zwischen Ihnen und Ihrem Bruder?!»
    Irrtum, es hatte zwischen Robert und mir niemals einen Streit gegeben. Und ganz gewiss nicht in der Nacht. Wolbert beachtete meinen Widerspruch kaum. Er gab sich wieder gutmütig. Es klang fast wie ein Seufzer, als er einräumte:
    «Ja, richtig, Ihre Gedächtnislücke infolge einer Bewusstseinstrübung.»
    Und noch während er seufzte, zog er ein Medikamentenglas aus seiner Hosentasche. Es steckte in einer Klarsichthülle. Ich erkannte es trotzdem, noch bevor ich die Aufschrift gelesen hatte, meine Cliradon-Kapseln.
    «Das fanden wir im Wagen Ihres Bruders», erklärte Wolbert und hielt mir das Glas entgegen.
    «Er gab Ihnen eine von diesen Kapseln, richtig?»

    «Richtig», sagte ich.
    «Erinnern Sie sich vielleicht noch daran, wie viel Alkohol Sie vorher getrunken hatten? Eine halbe Flasche oder weniger? Oder mehr?»

    «Ein paar Gläser, fünf oder sechs. Aber es hätte auch ein Glas gereicht, es hätte bereits eine dieser Kapseln gereicht, sie enthalten Morphin.»
    Wolbert schürzte die Lippen.
    «Nein, Frau Bongartz. Sie hätten drei oder vier von diesen Kapseln einnehmen können, Ihr Bewusstsein wäre davon nicht trüber geworden. Was ich hier in der Hand halte, ist ein Multivitaminpräparat. Es ist völlig harmlos. Auf dem Glas steht zwar Cliradon, Ihr Bruder hat sich damit sehr viel Mühe gegeben. Er hat eigens für diese Aufkleber und die Beipackzettel

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