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Roberts Schwester

Roberts Schwester

Titel: Roberts Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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eine Druckerei beauftragt. Cliradon wurde vor einiger Zeit vom Markt genommen, es ist gar nicht mehr im Handel erhältlich.»
    Ich glaubte zu ersticken. Und Wolbert lächelte weiter.
    «Dann bleiben ein paar Spezialdrinks. Fünf oder sechs, sagten Sie. Es können auch sieben oder acht gewesen sein. Herr Heuser meinte, es wären sieben gewesen in der Bar und dann noch ein Glas in seiner Wohnung. Wie oft sind Sie schon gefahren, nachdem Sie acht Gläser von dieser speziellen Mischung getrunken hatten?»
    Als ich ihm nicht antwortete, verlor sich sein Lächeln.
    «Ich frage Sie nicht wegen Trunkenheit am Steuer», sagte er ruhig.
    «Ich frage Sie, weil ich versuche, den Mord an Ihrem Bruder aufzuklären.»
    Sie hatten sich noch einmal sehr ausführlich mit Serge unterhalten. Was er mir in den letzten Wochen serviert hatte, hätte nicht einmal ein Kleinkind betrunken gemacht. Robert hatte Serge vor drei Wochen gebeten, keinen Alkohol mehr an mich auszuschenken. Meine Spezialdrinks bestanden seitdem aus einer raffinierten Mischung von verschiedenen Säften und Gewürzen. Wolbert hatte selbst probiert. Es schmecke recht kräftig und gehaltvoll, sagte er. Man müsse schon eine sehr feine Zunge haben und genau wissen, was einem kredenzt wurde, um zu bemerken, dass eine entscheidende Zutat fehlte.
    «Wenn Sie in die Bar kamen», sagte er,
    «waren Sie meist in schlechter seelischer und körperlicher Verfassung. Sie hatten starke Schmerzen und waren ohnehin davon benommen, so dass Herr Heuser es riskieren konnte und es funktionierte. Für den Notfall hielt er allerdings ein leichtes Beruhigungsmittel bereit. Er räumt ein, dass er Ihnen in der fraglichen Nacht ein paar Baldriantropfen verabreicht hat.»

    «Ich hatte daheim schon mehrere Gläser Wodka getrunken, ehe ich in die Bar fuhr», sagte ich. Wolbert schüttelte den Kopf.
    «Nicht mehrere Gläser, Frau Bongartz. Es war vielleicht ein Fingerhut voll. Der Rest war Wasser. Ihr Bruder war sehr gründlich.»
    Er schaute mich abwartend an, der Techniker tat es ihm gleich. Und in meinem Kopf flüsterte Piel wieder von Verdrängungsmechanismen. Ich verdrängte den Hass auf Robert. Ich verdrängte Roberts deutliche Anzeichen von Missfallen und seine Kritik an meinem Verhalten. Ich verdrängte alles, was mir nicht in den Kram passte, schob es einfach beiseite, so dass ich nicht mehr darüber stolperte. Ich schuf mir unzählige kleine, schwarze Löcher und stopfte sie voll mit allem, was mein zerbrechliches Weltgefüge ins Wanken bringen konnte.
    «Ich habe Robert nicht erschossen», sagte ich.
    «Seine Frau hat ihn auch nicht erschossen», erklärte Wolbert. Ich wollte nicht noch einmal alles wiederholen müssen, was ich ihm schon so ausführlich erklärt hatte. Aber was blieb mir denn sonst?
    «Das musste sie doch auch nicht. Wenn Horst Fechner …»
    Weiter kam ich nicht.
    «Er ist tot», unterbrach Wolbert mich und ließ einen vernehmlichen Seufzer folgen.
    «Horst Fechner liegt seit vier Monaten auf einem Friedhof, Frau Bongartz. Die beiden Männer, die Jonas Torhöven am Frankfurter Flughafen abgeholt haben, waren Angestellte einer Mietwagenfirma.»

    «Und warum hat Isa uns erzählt, es wären Freunde von Jonas?»
    Wolbert seufzte.
    «Offenbar hatte Ihr Bruder seiner Frau dazu geraten, um jede Spekulation zu unterbinden.»

    «Das ist doch nicht wahr», sagte ich, vielleicht schrie ich auch.
    «Das kann überhaupt nicht wahr sein! Robert wollte einen Krankenwagen zum Flughafen schicken. Isabell lügt! Sie lügt, wenn sie den Mund aufmacht.»

    «Und was tun Sie?», fragte Wolbert. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er mich noch einmal gehen ließ, aber er tat es. Er sorgte sogar dafür, dass ich heimgebracht wurde. Und dort saß ich dann. Dabei konnte ich gar nicht sitzen. In meinem Atelier hielt ich es nicht lange aus, ein paar Minuten. Nur ein Blick auf den Steinklotz in der Ecke und Roberts Stimme schallte in meinem Kopf.
    «Warum quälst du dich damit, Mia? Warum lässt du ihn nicht endlich hinausschaffen? Isa hat doch Recht, wenn sie sagt, dass es dich nur unnötig aufregt, hier stundenlang zu sitzen und dieses Ding zu betrachten. Es ist kein Wunder, dass du dabei auf dumme Gedanken kommst. Aber kein Mensch in diesem Haus will dir etwas, Mia, ich ganz gewiss nicht. Ich will dir doch nur helfen. So kann es nicht weitergehen.»
    Ein Blick auf die Wodkaflasche und Serges Kommentar dazu. Und die Wut im Bauch, Spezialdrinks, in den letzten Wochen nur noch Spezialdrinks,

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