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Robinas Stunde null

Robinas Stunde null

Titel: Robinas Stunde null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Becken zu aalen, die prickelnde Dusche auf
sich zu richten, ihren Körper vom Taimassag durchwalken zu
lassen. Mit Mühe riss sie sich los, ertappte sich dennoch dabei,
wie sie ihren Overall aufzuknöpfen begann, und sie nahm sich
vor, sofort nach der Inspektion ihres Reiches dem Drang nach
ausgiebigem Bad nachzugehen. Plötzlich fragte sie sich
ungläubig, wie ein Mensch, wie sie, Robina Crux, es ohne ein
vernünftiges Bad hatte so lange aushalten können.
    Aber Augenblicke lang vergaß sie den frevelhaft werbenden
Luxuspool, als sie den Raum betrat, den man wahrscheinlich
als Küche bezeichnen musste.
    Robina hatte nur eine schwache Vorstellung, wie sich auf der
Erde zum Beispiel eine Kücheneinrichtung in den 35 Jahren
ihrer Abwesenheit verändert haben könnte. Sie zweifelte aber
nicht eine Sekunde, dass sie davon das Nobelste vor sich hatte.
Zunächst wirkte das Ganze überhaupt nicht wie ein Gelass, in
dem man Nahrung zubereitet. Der gemütliche, mit echt
irdischem Eichenholz – Robina stellte es äußerst verwundert
fest – getäfelte Raum, lud nachgerade zum Verweilen.
Gepflegte Grünpflanzen, die Robina ebenfalls bekannt
vorkamen, heimelten an. Nur die Anordnung der Möbel, ein
Becken mit Abfluss, insbesondere aber eine kleine Galerie,
Robina vermutete: Gewürzkräuter, ließen sie vermuten, dass
sie sich überhaupt in einer Küche befand. Aber eine Art Pult
befand sich da noch. Als Robina dessen Abdeckung hob,
blickte sie auf ein Tableau mit zahlreichen beschrifteten
Bedienelementen, Schiebern und Knöpfen. Als sie probierte,
öffnete sich ein Schrank, ein Kühlschrank, dessen dürftigen
Inhalt, im Wesentlichen Konserven, sie sofort musterte. ,Das
kann nicht alles sein’, sagte sie sich. Doch sie war überzeugt,
dass die Klaviatur dieses Küchencockpits noch Anderes und
Reichhaltigeres zu bieten hatte. ,Später! Ich komme dir auf die
Schliche, Küche!’
    Einen weiteren großen leeren Raum fand sie vor, und auf die
Diele mündeten noch eine leichte, eine massive Tür und eine
runde Luke – alle drei verschlossen.
    Robina zuckte mit den Schultern. ,Es reicht für eine Person.’
Sie begab sich zurück in den dürftig eingerichteten
Wohnbereich. Ihrer Verwunderung über den krassen
Gegensatz ließ sie jedoch keinen Raum. ,Es wird sich
aufklären!’, und sie begann sich hastig zu entkleiden, probierte
an einigen Armaturen, bis angenehm warmes Wasser in die
große Wanne strömte. Aus einer darüber angebrachten kleinen
Box plumpste nach Knopfdruck ein honigartiger Pfropf, der im
sprudelnden Wasser umgehend zu einem üppigen weißen
Schaum aufquoll. Da hinein stieg Robina bedächtig in einem
Hochgefühl von Lust und Freude. Und im Unterbewusstsein
lobte sie sich ob ihres Entschlusses, mit den Fremden zu
reisen.
    Es bestand kein Zweifel: Möbel und Geräte deuteten auf
einen irdischen Ursprung hin, wenn es auch da und dort
Abweichungen von dem Robina Geläufigen geben mochte.
Also mussten den Anderen Zustände und Erscheinungen von
der Erde bekannt sein. Oder? Oder hatte jenes, das sie auf den
Kristallwänden geschrieben, was Birne in ihrem ehemaligen
Umfeld gesehen und erfahren hatte, ausgereicht, um dieses
Bad, diese Küche nachzuempfinden? Und warum dann nicht
auch die Einrichtung des Wohnbereichs…? ,Nun, die
Voraussetzungen dazu würde ich denen durchaus zutrauen.
Wenn ich an die Instandsetzung des Landebootes denke… Und
woher aber rührten die unterschiedlichen Ausstattungen der
Räume? Sollte die Zeit bis zum Aufbruch nicht ausgereicht
haben, um alle Bereiche gleichermaßen komfortabel zu
gestalten?’ Robina löcherte Birne mit diesbezüglichen Fragen,
aber er zeigte sich unwissend. –
    Sukzessive schwand Robinas Hochgefühl. Sie hatte den Start
verspürt und fühlte die zunehmende stetige Beschleunigung
des Fluges, die offenbar so moderat erfolgte, dass ein
besonderes Verhalten unnötig wurde. Und genau das war es,
was Robinas anfängliche Euphorie von Tag zu Tag mehr in
Frust wandelte. Niemand kümmerte sich um sie, informierte
zum Beispiel, ob die Zeit der Quarantäne abgelaufen sei.
Selbst Birne schien von der Bordkommunikation abgekoppelt
zu sein. Auch ihm fehlten jegliche Instruktionen.
    Einen Lichtblick gab es jedoch: Ungelenk hatte Birne ihr
aufgeschrieben, dass er, wenn nach Robinas Zeichen er in
seinem Gesicht vier Dioden in Form eines Rhombus’ schaltet,
die Verbindung zu seinen Befehlshabern abschirme, sodass ein
Dialog zwischen ihm und Robina nicht abgehört

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