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Robinas Stunde null

Robinas Stunde null

Titel: Robinas Stunde null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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werden
konnte. Allerdings sollte dieses, um keinen Verdacht zu
erwecken, nicht überstrapaziert werden und kurzzeitig sein.
    Robina war der Maschine überaus dankbar. Eine Vision, ein
Wunschtraum menschlicher Tüftler schien sich in dem
außerirdischen Roboter zu verifizieren: Dem technisch
Rationellen modulierte sich psychisch Emotionales auf, den
Hertzen das Herz.
    Und als Robina Birne wieder einmal eine ihrer drängenden
Fragen ob des Zwiespältigen in ihrem Umfeld stellte, kehrte er
ihr auffällig sein Gesicht zu, der Rhombus leuchtete, und er
sagte leise und hastig: „Du weißt bereits: Sie kommen von
deiner Erde.“ –
15
    Die folgenden Tage räumte Robina mit Birnes Hilfe Teile des
Mitgebrachten in die Wohnung, was sich der Schleusvorgänge
wegen langwierig und umständlich erwies. Sie gab daher ihr
ursprüngliches Vorhaben, das Boot zu diesem Zeitpunkt
gänzlich zu entladen, auf. Sie stapelten die Vorräte und
Gegenstände in den ungenutzten Raum. Nach kurzer Zeit
schaltete sich dort ein Kühlsystem ein. ,Wie aufmerksam!’,
dachte Robina sarkastisch. –
    Bald beherrschte Robina ihr kleines Reich. Die Küche gab her,
was ein Mensch an Nahrungsmitteln benötigte, allein, sie
waren zum größten Teil ungewöhnlich. An den Konserven
fand sich keine Beschriftung, weder an den pasteurisierten
noch den gefrosteten. Es half nur, zu probieren und auf das
Wissen und Können der Anderen zu setzen, in der Hoffnung,
dass sie die menschliche Physiologie einzuschätzen wussten.
Vermutlich stellten sie die Produkte unterschiedlicher
Konsistenz synthetisch her. Einige davon schmeckten nach
nichts, andere eigenartig, aber nicht unangenehm, manche
irdischen Speisen nicht unähnlich. Robina vertraute und mixte
das Fremde mit ihrem Mitgebrachten. –
    Zeitweise machte es Robina Freude, mit den ausgeklügelten
Küchenmaschinen zu hantieren, zu garen, brutzeln oder mit
dem Durchlauffroster Eis herzustellen, das sie diversen
Mixgetränken beimischte. Sie badete viel und betrieb lang
entbehrte Körperpflege. Aber diese simplen Freuden hielten
nicht lange an, halfen nicht, ihre depressive Grundstimmung zu
beheben. Täglich bedrängte sie Birne, er möge eine
Verbindung zum Ersten herstellen. Alle derartigen Versuche
der treuen Maschine schlugen jedoch fehl. Sie bekam keinerlei
Kontakt. ,Eine eigenartige Auffassung von Gastfreundschaft’,
dachte Robina des Öfteren im Bewusstsein, das sie wohl nach
den bisherigen Begegnungen mit dem Ersten Anderes nicht
erwarten konnte. ,Und dieser Primus hatte angekündigt, ich
könne mich im Schiff frei bewegen, wenn auch nicht in
heimischer Atmosphäre!’
    Robina wies den Birne an, den Ersten ständig zu rufen, ihm –
oder seinen Vasallen – so gleichsam tüchtig auf die Nerven zu
fallen, in der Überzeugung, dass sie selbst permanent
beobachtet wurde.
    Sie versuchte, sich zu beschäftigen, sortierte ihre
mitgebrachten Lebensmittel, sowohl die ausgeladenen als auch
jene, die sich noch im Boot befanden. Sie kombinierte diese
theoretisch mit den vorgefundenen, stellte fest, dass sie in 605
Tagen ausschließlich auf die Produkte der Anderen würde
angewiesen sein. Sie rechnete akribisch, obwohl sie wusste,
dass sie eine sich selbst auferlegte Rationierung sicherlich
nicht durchstände. –
16
    Plötzlich, Robina hätte spontan nicht zu sagen vermocht am
wievielten Tag nach dem Start, scholl die Stimme des Ersten
durch den Raum, ohne dass man deren Quelle hätte ausmachen
können. Und es klang ihr wie Häme in den Ohren, als er
emotionslos sagte: „Robina Crux, ich begrüße dich an Bord
unseres Raumers vier und wünsche dir, dass du dich
wohlfühlen mögest. Du hast Verständnis, dass ich mich jetzt
erst auf deine Rufe melde. Kursbestimmung und die Einleitung
der Anabiose haben mich beansprucht. Entscheide, ob auch du
– sofort oder später –, bis wir unserem Ziel nahe sind, in den
Dauerschlaf willst. Ich verabschiede mich bis dahin. Über
deinen Roboter kannst du mit dem Wachhabenden
kommunizieren.“
    Robina hatte sich von ihrer Überraschung noch nicht erholt.
„Das Schiff, das Schiff möchte ich mir anschauen“, rief sie.
Der Raum gab keine Antwort mehr.
Eine Weile saß Robina gedankenvoll, nicht schlüssig, ob sie
sich über diesen Ersten erneut ärgern oder seine Mitteilung als
etwas Positives, Einlenkendes auffassen sollte. Aus diesen
Überlegungen heraus wies sie, einem plötzlichen Einfall
folgend, Birne an, zu kontrollieren, ob sich etwa die Luke in
dieser Diele

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