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Robinson Crusoe

Robinson Crusoe

Titel: Robinson Crusoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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und April folgten, wuchsen sie sehr gut und trugen reiche Ernte. Aber da ich nur einen Teil der Saat übrig hatte und nicht alles auszusäen wagte, hatte ich schließlich nur eine kleine Menge, und meine ganze Ernte belief sich auf etwa einen Achtelscheffel von jeder Sorte.
    Durch diesen Versuch wurde ich zum Meister in diesem Geschäft und wußte nun genau, welche Jahreszeit die geeignete zur Aussaat war und daß ich mit zwei Saatzeiten und zwei Ernten jährlich rechnen durfte.
    Während das Korn wuchs, machte ich eine kleine Entdeckung, die mir später sehr nützlich war. Sobald der Regen vorüber und das Wetter beständig war, also etwa im Monat November, stattete ich meiner Laube einen Besuch ab, wo ich alles vorfand, wie ich es verlassen hatte. Die doppelte Hecke, die ich gemacht hatte, war nicht nur fest und unversehrt, sondern die Stecken, die ich von einigen nahen Bäumen
    geschnitten hatte, waren alle mit langen Zweigen ausgeschlagen wie die Weiden im ersten Jahr, nachdem sie beschnitten sind. Ich war überrascht und sehr froh, die jungen Bäume wachsen zu sehen. Ich beschnitt sie und tat alles, um sie hochzuziehen. Und es ist kaum glaublich, was für ein herrliches Ansehen
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    sie in drei Jahren bekamen; denn obgleich die Hecke einen Kreis von ungefähr fünfundzwanzig Schritten im Durchmesser bildete, überlaubten sie ihn bald so, daß er vollkommen im Schatten lag, genügend, um während der ganzen trockenen Jahreszeit dort zu hausen. Dies bewog mich, noch einige Stecken mehr zu schneiden, um mir eine Hecke im Halbkreis um die Mauer meiner alten Wohnung anzulegen. Ich pflanzte sie in einer doppelten Reihe in ungefähr acht Schritten Abstand vom Zaun. Sie schlugen auch hier sogleich aus und bildeten zunächst eine gute Deckung für meine Wohnung und späterhin auch einen guten Schutz zur Verteidigung, wie ich seinerzeit berichten werde.
    Ich fand nun, daß die Jahreszeiten nicht wie in Europa in Sommer und Winter einzuteilen wären, sondern in regnerische und trockene Jahreszeiten, gewöhnlich in dieser Reihenfolge: Halber Februar März Halber April Regnerisch, da die Sonne dann in oder nahe der Tagundnachtgleiche stand.
    Halber April Mai Juni Juli Halber August Trocken, die Sonne dann nördlich des Äquators.
    Halber August September Halber Oktober Regen, die Sonne zurückkehrend.
    Halber Oktober November Dezember Januar Halber Februar Trocken, die Sonne dann südlich des Äquators.
    Die Regenzeit dauerte bald länger, bald kürzer, je nach dem Wind, der gerade wehte; aber dies ist die durchschnittliche Beobachtung, die ich machte.
    Nachdem ich am eigenen Leibe erfahren hatte, welche üblen Folgen es hatte, sich bei Regen draußen aufzuhalten, trug ich Sorge, mich im voraus mit
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    Mundvorrat zu versehen, um nicht ausgehen zu müssen, und saß während der nassen Monate soviel wie möglich daheim. Während der Regenzeit hatte ich genug zu tun; zum Beispiel versuchte ich auf mancherlei Weise, mir einen Korb zu machen; aber alle Zweige, die ich für diesen Zweck nehmen konnte, erwiesen sich als so spröde, daß sie nichts taugten. Es zeigte sich jetzt, wie gut es gewesen, daß ich als Knabe große Freude daran gehabt hatte, einem Korbmacher in der Stadt, wo mein Vater lebte, zuzusehen, wie er sein Flechtwerk machte. Wie Knaben meistens sind, war ich eifrig bereit gewesen, ihm zu helfen, und hatte ihm scharf auf die Finger geschaut. Ich war ihm manchmal zur Hand gegangen und halte daher die Kunst so gut begriffen, daß ich jetzt nur das Material dazu nötig hatte. Es fiel mir ein, daß die Zweige der Bäume, von denen ich die Stecken geschnitten halte, die
    dann ausschlugen,
    möglicherweise ebenso zähe wie die verschiedenen Weidenarten in England sein könnten, und ich beschloß, es damit zu versuchen.
    Ich ging also am nächsten Tage zu meinem
    Landhause, wie ich es nannte, schnitt einige von den dünnen Zweigen ab und fand sie für meinen Zweck so tauglich, wie ich nur wünschen konnte. Daraufhin kam ich das nächste Mal mit einer Axt, um eine Menge davon abzuschlagen. Ich stellte sie in meine Hecke zum Trocknen, und als sie dürr genug waren, trug ich sie zu meiner Höhle und flocht während der Regenzeit recht viel Körbe, so gut ich konnte, teils um Erde darin fortzuschaffen, teils um sonst allerhand darin zu tragen oder hineinzulegen; besonders machte ich starke, liefe Körbe, um mein Korn darin, anstatt in
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    Säcken, zu verwahren, falls ich viel davon ernten sollte.
    Nachdem ich

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