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Robocalypse: Roman (German Edition)

Robocalypse: Roman (German Edition)

Titel: Robocalypse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
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verbinden sie mit dem, was auf dem Band liegt, und schubsen sie anschließend die Rollenbahn hinab.
    Es sind Fertigungsbänder.
    Rasch laufe ich den Gang entlang, in dem ich früher gearbeitet habe. Ein kurzer Blick aufs Fließband verrät mir, dass heute »Grashüpfer« gebaut werden – so haben wir sie jedenfalls immer genannt. Sie sehen so ähnlich aus wie die großen vierbeinigen Gottesanbeterinnen, sind aber nicht größer als kleine Hündchen. Wir haben uns ständig gefragt, wofür sie wohl gut sein mochten, bis eines Tages ein gerade neu angekommener italienischer Soldat uns erklärte, dass diese Grashüpfer am Bauch von Gottesanbeterinnen hängen und sich während des Kampfes fallen lassen. Er sagte, kaputte Exemplare könnte man manchmal neu verdrahten und anschließend zur Bergung einsetzen. Er und seine Leute hätten sie dann »Tickler« oder so ähnlich genannt.
    Die Tür, durch die ich eben hereingekommen bin, gleitet auf. Ein Big Happy betritt die Halle. Alle Menschen hören auf zu arbeiten. Die Fließbänder sind stehen geblieben. Niemand macht Anstalten, mir zu helfen. Still und stumm wie blaue Statuen stehen die Lagerinsassen an den Bändern. Ich bitte auch keinen von ihnen um Hilfe. Ich weiß, dass ich mich an ihrer Stelle genauso verhalten würde.
    Der Big Happy schließt die Tür hinter sich. Krachend fallen die Riegel sämtlicher Türen ins Schloss. Jetzt bin ich gefangen. Bis ich tot bin.
    Mit pochendem Bein haste ich am Fließband entlang. Der Big Happy wankt mir entgegen. Vorsichtig und lautlos schreitet er voran, nur das leise Mahlen seiner Motoren ist zu hören. Während ich weiterlaufe, wachsen die Grashüpfer auf dem Band neben mir nach und nach von einfachen schwarzen Kästen zu vollständigen Maschinen heran.
    Am anderen Ende der langen Halle liegt die Tür zu den Schlafräumen. Ich reiße daran, aber sie ist aus dickem Stahl und fest verschlossen. Ich fahre herum, stehe mit dem Rücken zur Wand. Die anderen sehen zu, ohne ihre Werkzeuge niederzulegen. In den Gesichtern mancher spiegelt sich Neugier, in denen der meisten jedoch einfach nur Ungeduld. Je härter man arbeitet, umso schneller geht der Tag vorbei. Ich stelle eine Unterbrechung dar. Und gar keine so ungewöhnliche. Bald wird meine Luftröhre zerquetscht sein, meine Leiche wird entfernt werden, und dann können alle endlich wieder mit dem weitermachen, was von ihrem Leben übrig ist.
    Mathilda und Nolan befinden sich auf der andere Seite dieser Tür, und sie brauchen mich. Aber anstatt ihnen helfen zu können, werde ich vor all diesen gebrochenen Menschen mit Mundschutz sterben.
    Erschöpft sinke ich auf die Knie. Ich presse die Stirn auf den kalten Beton und höre nur noch das regelmäßige Klick-klick, mit dem der Big Happy auf mich zugelaufen kommt. Ich bin so müde. Wahrscheinlich wird es eine Erleichterung sein. Ein Segen, endlich schlafen zu dürfen.
    Doch mein Körper ist ein Verräter. Ich darf den Schmerz nicht beachten. Ich muss einen Ausweg finden.
    Also wische ich mir die Haare aus dem Gesicht und sehe mich verzweifelt in der Halle um. Schließlich habe ich eine Idee. Vor Schmerz stöhnend, kämpfe ich mich mit meinem blutenden Oberschenkel auf die Beine und hangele mich am Fließband mit den Grashüpfern wieder in die andere Richtung entlang. Ich betaste jedes der Geräte und suche nach einem, das sich genau im richtigen Stadium befindet. Wenn ich zu jemandem an den Arbeitsplatz komme, macht derjenige einen Schritt zur Seite.
    Der Big Happy ist nur noch einen Meter entfernt, als ich endlich den perfekten Grashüpfer finde. Dieser Roboter besteht bisher nur aus einem teekannengroßen Unterleib mit vier spindeldürren Beinen und zusammengeklappten Armen. Die stromversorgenden Elemente sind schon montiert, aber das zentrale Nervensystem ist noch ein paar Arbeitsschritte entfernt. An der Stelle, an der es installiert werden soll, ragen bislang nur ein paar offene Verbindungsdrähte aus einem Loch im Rücken des Dings.
    Ich nehme das Gerät vom Band und drehe mich um. Der Big Happy streckt bereits die Arme nach mir aus. Ich stolpere rückwärts, falle auf den Hosenboden und humple dann zu der Stahltür zurück. Mit zitternden Fingern breite ich die Arme des Grashüpfers aus und drücke ihn gegen die Tür. Mit letzter Kraft halte ich das schwere Gerät mit der linken Hand am Platz, während ich mit der rechten in die Öffnung auf der Rückseite greife und die Drähte miteinander in Berührung bringe.
    Reflexartig zieht

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