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Robocalypse: Roman (German Edition)

Robocalypse: Roman (German Edition)

Titel: Robocalypse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
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Rauchwolken steigen davon auf. Ein niedriger Maschendrahtzaun und ein breites Metalldach glänzen in der Sonne. Das muss es sein. Das Gefangenenlager.
    Etwas bewegt sich leicht unter meiner Haut. Der Mann hat mir wegen der Wanze die Hilfe versagt. Vermutlich verrät das Ding den Maschinen meine Position und soll sie so zu anderen Menschen führen.
    Ich kann nur hoffen, die Maschinen rechnen nicht damit, dass ich zurückkehre.
    Mit einem unguten Gefühl im Bauch betrachte ich die pulsierende Beule auf meinem Bein. Mit der Wanze unter der Haut komme ich dort bestimmt nicht rein. Da muss ich irgendwas tun.
    Etwas sehr Schmerzhaftes.
    Zwei flache Steine. Ein langer Streifen Stoff, den ich von einem meiner Ärmel abgerissen habe. Mit der Linken drücke ich einen der Steine direkt hinter der Beule in den Oberschenkel. Die Wanze regt sich, doch bevor sie entwischen kann, schließe ich die Augen, denke an Mathilda und Nolan und lasse mit aller Kraft den anderen Stein niedersausen. Ein Schmerz, der mir den Atem nimmt, durchzuckt mein Bein, gleichzeitig höre ich ein lautes Knirschen. Drei weitere Schläge schaffe ich noch, bevor ich mich schreiend auf dem Boden wälze. Keuchend liege ich auf dem Rücken und blicke durch einen Tränenschleier hinauf in den blauen Himmel.
    Es dauert etwa fünf Minuten, bevor ich den Mut aufbringe, mir mein Bein anzusehen.
    Das Ding sieht aus wie eine Art Egel aus Metall mit Dutzenden stachligen Beinen. Die Schläge müssen gesessen haben, denn eine Hälfte des aus der Wunde ragenden Gehäuses ist zertrümmert. Irgendeine Flüssigkeit tritt daraus hervor und mischt sich mit meinem Blut. Ich tauche den Finger hinein und halte ihn mir unter die Nase. Riecht chemisch. Irgendeine explosive Substanz, wie Benzin oder Kerosin.
    Ich habe keine Ahnung, warum, aber ich habe das Gefühl, ich hatte da gerade sehr viel Glück. Es ist mir nie in den Sinn gekommen, dass das Ding auch eine Bombe sein könnte.
    Das Weinen verkneife ich mir.
    Ich überwinde meinen Ekel und ziehe das kaputte Gehäuse vorsichtig unter meiner Haut hervor. Ein zweiter, unbeschädigter Zylinder kommt zum Vorschein. Ich werfe das Ding weg, und es landet reglos auf dem Boden. Jetzt sieht es aus wie zwei aneinandergeklebte Rollen Minzbonbons mit vielen Beinen und langen, feuchten Fühlern. Ich beiße mir auf die Unterlippe und versuche, nicht vor Schmerz zu schreien, während ich den blauen Stoffstreifen um mein Bein binde.
    Dann stehe ich auf und humple auf das Lager zu.
    ***
    Wachgeschütze. Eine blasse Erinnerung wird wach. Das Lager ist mit Wachgeschützen gesichert. Die grauen Erhebungen in der Erde dort springen aus dem Boden und töten alles, was dem Lager zu nahe kommt.
    Camp Scar – das Lager, das man nur mit einer Narbe wieder verlässt.
    Im Schutz der Bäume beobachte ich das Gelände. Auf einem bunten Blumenteppich fliegen Insekten und Vögel umher, ohne sich an den zwischen den Blüten liegenden Körpern zu stören – den Leichen der Möchtegernretter. Die Roboter versuchen erst gar nicht, diesen Ort irgendwie zu verstecken. Nein, er soll wie ein Leuchtfeuer Überlebende anziehen. Potenzielle Befreier, die hier zu Dutzenden in den Tod laufen. Die Leichen sammeln sich auf der Wiese und zerfallen zu Staub. Dünger für die Blumen.
    Wenn man sich anstrengt und nicht aus der Reihe tanzt, geben die Maschinen einem Kost und Logis. Langsam lernt man, nicht mehr jedes Mal zusammenzuzucken, wenn die Wachgeschütze einen Schuss abgeben. Man zwingt sich dazu, zu vergessen, was das Geräusch bedeutet. Man konzentriert sich aufs Zuckerbrot und ignoriert die Peitsche.
    Auf einer Seite des Geländes erblicke ich eine braune Linie. Menschen. Ein Gefangenenzug, der gerade ins Lager geführt wird. Sofort mache ich mich auf den Weg um den gesicherten Streifen.
    Zwanzig Minuten später beobachte ich, wie ein sechsrädriger Panzerwagen mit nicht mehr als zehn Stundenkilometern neben den Gefangenen entlangholpert. Es ist irgendein Militärfahrzeug mit einem Geschützturm obendrauf. Ich humple mit erhobenen Händen darauf zu und schrecke zusammen, als das Geschütz sich plötzlich in meine Richtung dreht und den Lauf auf mich richtet.
    »Treten Sie zurück in die Reihe. Bleiben Sie nicht stehen. Bleiben Sie dem Fahrzeug fern. Folgen Sie sofort den Anweisungen, sonst werden Sie erschossen«, dröhnt eine automatische Stimme aus dem Lautsprecher auf dem Wagen.
    Neben dem gepanzerten Wagen wankt ein lückenhafter Zug Flüchtlinge einher. Manche

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