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Robocalypse: Roman (German Edition)

Robocalypse: Roman (German Edition)

Titel: Robocalypse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
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den Fingernägeln den weichen Kunststoff zerkratzt. Eine blutige Zahnprothese steckt halb in der Halterung der Deckenlampe und taucht den grauenvollen Anblick in seltsames, fleischfarbenes Licht. Leichen liegen keine in dem Fahrstuhl, doch auf dem Boden führen rote Schleifspuren zur Tür. Überall im Blut ist das charakteristische Sohlenprofil der Hausroboter zu erkennen, die in dem Gebäude arbeiten.
    »Meine Güte, Fahrstuhl«, flüstere ich. »Was hast du getan?«
    Pling, wiederholt er fordernd.
    Hinter mir höre ich das pneumatische Zischen des Personalfahrstuhls, mit dem die Service-Robos von Stockwerk zu Stockwerk fahren. Doch ich kann die Augen nicht von dem schrecklichen Anblick vor mir abwenden. Kann nicht aufhören, fieberhaft zu überlegen, wie es dazu kommen konnte. Als hinter mir der kleine Personallift aufgeht, spüre ich einen kalten Luftzug im Nacken. Gerade will ich mich umdrehen, da rast mir von hinten ein klobiger Post-Robo in die Beine.
    Überrascht falle ich zu Boden.
    Post-Roboter sind schlichte, beigefarbene Kästen, die ungefähr die Größe eines Bürokopierers haben. Normalerweise sind sie damit beschäftigt, so leise und unauffällig wie möglich den Hausbewohnern ihre Post auszuliefern. Von meiner Position auf dem Boden fällt mir auf, dass das kleine runde Kontrolllämpchen des Roboters weder rot, blau noch grün leuchtet – sondern überhaupt nicht. Die klebrigen Reifen des Geräts rollen schmatzend über den Teppichboden, während es mich langsam auf den offenen Fahrstuhl zuschiebt.
    Auf den Knien versuche ich, mich an dem Kasten hochzuziehen, finde aber nirgends Halt. Aus der dunklen Kameralinse auf seiner Vorderseite beobachtet der Post-Robo meinen verzweifelten Kampf. Pling macht erneut der Fahrstuhl. Die Türen schließen sich ein paar Zentimeter und gehen dann wieder auf, wie das hungrige Maul eines Krokodils.
    Ich stemme mich mit aller Kraft gegen die Maschine und spüre, wie ich mir die Knie am dünnen Teppichboden aufscheuere. Die Sandalen sind mir von den Füßen gefallen. Der Post-Robo ist einfach zu schwer, und festhalten kann ich mich an seiner glatten Plastikhaube auch nirgendwo. Keuchend schreie ich um Hilfe, aber der Gang ist vollkommen menschenleer. Nur die Lampen sehen zu. Die Türen und Wände. Schweigend, wie Komplizen.
    Einer meiner Füße rutscht bereits über die Fahrstuhlschwelle. Erschrocken greife ich nach oben und reiße die locker befestigten Plastikbehälter mit Briefen und Päckchen vom Rücken meines Gegners. Die Briefe flattern zu Boden und verteilen sich auf dem blutbefleckten Boden wie unschuldige weiße Tauben. Jetzt kann ich die Reparaturklappe auf der Vorderseite der Maschine aufziehen. Blind drücke ich irgendeinen Knopf. Der rollende Kasten rammt mich und treibt mich ein paar Zentimeter weiter in den Fahrstuhl hinein. Mit schräg abgewinkeltem Arm halte ich den Knopf so lange gedrückt wie möglich.
    Ich flehe den Post-Robo an, endlich aufzuhören. Er hat immer tadellos funktioniert. Welch eigenartiger Wahn hat nur plötzlich Besitz von ihm ergriffen?
    Schließlich hört der Roboter tatsächlich auf, mich zu stoßen. Er fährt sein System neu hoch. Dazu wird er ungefähr zehn Sekunden brauchen. Ungelenk klettere ich auf den bauchhohen Kasten, der mit seinem würfelförmigen Körper die Fahrstuhltür blockiert. In seine Oberseite ist ein billiger blauer LCD-Bildschirm eingelassen. Während die Maschine die einzelnen Schritte des Neustarts durchgeht, flackert verworrener Hex-Code über den Schirm.
    Irgendetwas stimmt mit meinem Freund nicht. Dieser Roboter kann nicht mehr klar denken. Ich weiß, dass der Post-Robo mir eigentlich nichts tun wollte, genauso wenig wie Mikiko damals. Er steht einfach nur unter schlechtem Einfluss. Mal sehen, was sich dagegen tun lässt.
    Hält man während des Neustarts einen bestimmten Schalter gedrückt, wird dadurch der Diagnosemodus aktiviert. Mit dem Finger dem vorbeiscrollenden Hex-Code folgend, lese ich, was im »Kopf« meines sanften Freundes vor sich geht. Dann drücke ich ein paar Tasten und veranlasse so den klobigen Apparat, in einen anderen Startmodus überzugehen.
    Einen sicheren Modus.
    Vorsichtig lehne ich mich zurück und blicke über meine Schulter auf die Vorderseite des Roboters. Das Kontrolllämpchen leuchtet jetzt in freundlichem Grün. Das ist gut, aber viel Zeit habe ich trotzdem nicht. Ich lasse mich vom Heck des Post-Robos gleiten, ziehe meine Sandalen wieder an und winke den Robo zu

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