Robolution
Weste. Er riss es auf, legte es über die Wunde und beobachtete, wie sich die künstliche Haut mit der echten verband. Für den Moment würde es reichen.
»Wie viele Stationen sind es noch?«, fragte er, hob den Kopf und wendete sich Rosso zu, der wie gebannt auf seinen Handgelenkmonitor starrte.
»Warten Sie kurz. Ich fürchte, der Plan ändert sich gerade geringfügig.«
Der Beta richtete sich auf – zumindest so weit, wie die Kabine es zuließ. Er funkelte sein Gegenüber aufgebracht an.
»Was soll das heißen?«
Rosso zeigte sich unbeeindruckt, bearbeitete die Eingabe seiner Multibox und entgegnete, ohne überhaupt aufzublicken: »Hören Sie, Mr. Claw, Sie und Ihr Team haben Ihre Probleme, und ich habe meine. Glauben Sie mir, um Ihre werden wir uns so schnell wie möglich kümmern. Allerdings habe ich gerade eine Nachricht bekommen, die meine eigenen Prioritäten kurzfristig ändert. Sobald das erledigt ist, werden wir uns Officer McCrae und Ihrem Auftrag zuwenden.«
Claw knurrte Rosso wütend an, der zumindest beruhigend eine Hand hob.
»Glauben Sie mir, ich kann Ihren Unmut verstehen. Aber das hier ist vielleicht meine einzige Chance, dieses Problem zu lösen.«
Rosso wandte sich der Kontrollkonsole zu und änderte die Zielstation.
»Welches Problem, zum Erz noch eins?«, fragte Mono, der es hasste, wenn er nicht wusste, worum es ging.
Der Angesprochene wandte sich ihm kurz zu. »Ich jage einen Roboterserienkiller.«
»Oh.« Davon wiederum schien sogar der Heavy beeindruckt.
»Und genau vor drei Minuten hat er wieder zugeschlagen. Mit etwas Glück erwischen wir ihn sogar noch vor Ort.«
Claw trat neben Rosso, beugte sich zu ihm herab und packte ihn am Kragen. Der Roboterprofiler konnte den Atem des Betas spüren.
»Mr. Nobot, wenn irgendjemand von diesen Leuten erschossen, zerteilt, verbrannt oder was auch immer wird, während Sie sich um Ihr sogenanntes Problem kümmern, dann werde ich Sie persönlich daran erinnern, was es heißt, den Zorn eines Carnivoren zu wecken, der einen halben Meter größer ist als Sie!«
Rosso hob abwehrend die Hände. »Ich verspreche Ihnen, dass wir uns danach so schnell wie möglich um Officer McCrae kümmern werden. Aber eine solche Chance bekomme ich vielleicht nie wieder. Dieser Killer ist quasi mein persönlicher weißer Wal. Verstehen Sie?«
Der Roboterprofiler hatte vor einiger Zeit die binäre Version von Moby Dick gelesen. 01001101 01101111 01100010 01111001 00100000 01000100 01101001 01100011 01101011. Und die Geschichte hatte ihn beinahe ebenso gerührt wie das Bedienhandbuch des Z3, das ihm noch heute als Bibel galt.
Claw hatte Moby Dick nicht gelesen. Aber er spürte, dass die Sache seinem Gegenüber wichtig war. Grübelnd blickte der Raptor zu Officer McCrae hinüber, die die Zähne zusammenbiss und ihm signalisierte, dass sie noch einige Zeit durchhalten würde.
Der Raptorbeta fletschte die Zähne. »Ich gebe Ihnen und Ihrem Serienmörderbot eine halbe Stunde. Dann bringen wir diese Frau in Sicherheit. Verstanden?«
Rosso nickte, betätigte einen Schalter auf dem Kontrollboard, und im gleichen Moment begann die Kabine sich abzusenken.
ZEIT: 01:15 PM
ORT: Coppola Control / Kammer No. II
Über der Stadt hatte sich PCU von Kempt in die Kammer No. II begeben. Hier stand er inmitten der hohen Kuppel neben der Kontrolleinheit und beobachtete durch die geöffnete Bodenluke, wie der Rückholer unterhalb des iTrans andockte und mechanische Arme den leblosen Körper Leonidas van Ghors in die Kammer emporreckten. Aus dem Inneren streckten sich andere ihnen entgegen, ergriffen den Söldner und hoben ihn auf die Sitzvorrichtung.
Während er seinen Körper auf dem Stuhl fixierte, scannte von Kempt den blutüberströmten Körper des Söldners. Seine Wunden sahen schlimm aus. Der Wucht der Bolzen war selbst die Ironclad nicht gewachsen gewesen. Beruhigt registrierte die PCU geringfügige Lebenszeichen. Schwachen Puls und flachen Atem. Mehr brauchte es nicht.
Er betätigte einige Tastenelemente, und die kleine metallene Kuppel begann sich inmitten der Kabel auf das blutverklebte silberne Haar des Sterbenden zu senken.
Zügig programmierte von Kempt die Kontrolleinheit und wählte aus der Reihe der umliegenden Kapseln den Bot, in den die Persönlichkeit des Söldners hineinprojiziert werden sollte.
Zwischen den mannshohen Kapseln am Rand schob sich eine hervor, glitt über das Schienensystem in die Mitte des Raums, und sofort begannen die Roboterarme damit,
Weitere Kostenlose Bücher