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Robolution

Robolution

Titel: Robolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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Fertigstellung vor einigen Jahren war das E.M.O. in allen neueren Bots verbaut worden – mit dem Ziel, sie menschlicher zu machen, indem es ihnen die Option künstlicher Emotionen einräumte. Tatsächlich war jedem damit ausgestatteten Bot eine per Zufallsgenerator generierte Leidenschaft zuteilgeworden, die sein gesamtes künftiges Dasein bestimmte. Die Bandbreite der möglichen emotionalen Orientierungen reichte von Kunst über Glücksspiel bis hin zu Religion und sogar einer Form von Liebe, respektive Lust, in deren Rahmen die Bots interagieren konnten. Dafür mussten lediglich ihre Signaturen miteinander abgeglichen werden.
    Dementsprechend waren Rosso zufolge in Coppola City nunmehr Museen, Casinos und Kirchen errichtet worden, die der Befriedigung jener verschiedenen Leidenschaften dienten, die aus den Bots Individuen machten.
    Hier, im Zentrum der Stadt, frönten die Roboter hinter den silbernen Wänden mächtiger Monolithen unter stetig in Bewegung befindlichen Einsen und Nullen ihren Neigungen. Und die konnten sie laut Rosso eben in Glücksspielen, Gottesdiensten, Vernissagen, Konzerten und sogar robotischen Lebensgemeinschaften ausleben. Einige Aspekte des Lebens der Bots hatten hier im Zentrum der Stadt tatsächlich beinahe menschliche Züge angenommen.
    Obwohl sie einen Großteil der Auswirkungen des E.M.O. bereits zu sehen bekommen hatten, starrten McCrae und ihre Männer Rosso ungläubig an, als er seine Ausführungen beendete. Selbst Trent, der in Sachen Fortschritt mit Sicherheit einiges mehr gesehen hatte als die anderen, schien es nicht recht glauben zu können.
    Roboter, die durch künstlich hervorgerufene Emotionen zu Individuen wurden, waren nach allem, was sie hier oben gesehen hatten, fast etwas zu viel. Allerdings erklärte es auch einiges. Vor allem die Andeutungen Capeks und von Kempts über das Wesen dieser Einrichtung. Und wenn die Bots ihre künstlichen Gefühle tatsächlich lediglich innerhalb der zentralen Monolithen auslebten, dann – das war ihnen klar – hatten sie bisher nur eine Ahnung dessen gesehen, was Coppola City wirklich ausmachte.
    Mono sah unterdessen vor seinem geistigen Auge strippende Roboter, die sich die Außenverkleidung vom Leib rissen, während die Umstehenden gierig die darunter liegenden Schaltkreise beäugten. Er hoffte inständig, dass Rosso sie nicht in ein binäres Bordell führen würde und ihm so auch noch die Freude an käuflicher Liebe nahm …
    All das hatte der Roboterprofiler ihnen hastig erklärt, während er sich an den Bots vorbei in das Casino gedrängelt hatte. Er hatte keine Zeit, näher auf ihre Fragen einzugehen. Nicht jetzt, wo der Killer gerade wieder zugeschlagen hatte und womöglich noch irgendwo im Gebäude war. Rosso blickte sich um und bemerkte sofort die deaktivierten Kameras im Eingangsbereich. Wenn er schnell war, hatte er jetzt die besten Chancen, den tollwütigen MT6 zur Strecke zu bringen. Und dann würde er ihn auseinandernehmen. Stück für Stück. Bis er wusste, was diesen verdammten Bot dazu gebracht hatte …
    Über die Schulter rief er den anderen zu: »Das Zentrum dieser Stadt pulsiert vor künstlichem Leben und könnte es gewiss mit einigen Metropolen dort draußen aufnehmen. Aber es frisst Energie und ist gerade unersättlich. Die zwölf Zentralmonolithen verbrauchen beispielsweise genau so viel Strom wie der ganze Rest der Stadt. Leidenschaft kostet Kraft. Ein altes Prinzip, wenn mich nicht alles täuscht.«
    So wie er sich nun in das Getümmel der Bots warf, fiel es schwer, Rosso nicht aus den Augen zu verlieren. Claw hatte Officer McCrae kurzerhand auf den Arm genommen und drängte sich durch die Menge. Auch Mono und Trent schoben sich mühsam durch das Getümmel, während der GGB mithilfe seiner Sensorik beinahe mühelos zwischen ihnen hindurchglitt.
    Rosso wandte sich noch einmal Claw und McCrae zu. Den Heavy und den Tech-Söldner hatte er bereits aus den Augen verloren.
    »Dieses Casino ist übrigens eines von dreien in Coppola City. Hier sind es die Bots aus Sektor 7 und 8, die ihren persönlichen Leidenschaft nachgehen.«
    Während sie das taten, ignorierten besagte Roboter sie allerdings noch immer. Der Innenraum des Monolithen war eine große, hell erleuchtete Halle. In ihrem Zentrum standen drei Dutzend Tische, an denen die Bots irgendwelchen Glücksspielen nachgingen. Mono erkannte projizierte Roulette-Tische, virtuelle Karten mit binären Werten und einige Spiele, deren Sinn sich ihm auch auf den zweiten

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