Robotnarkose Newton
Außenbordbeobachtung wurde das Flammen der Abwehrglocke erkennbar. Für einige Augenblicke war nicht nur jeder Funkverkehr, sondern auch eine telepathische Fernsondierung unmöglich. Unser normaler Videofunk funktionierte allerdings.
»Aufpassen, Kiny«, sprach ich in das vor meinen Mund geschwenkte Helmmikrophon. »Der kritische Punkt wird ersichtlich, wenn wir das ZONTA-Feld verlassen und in den freien Raum vorstoßen. Es dauert einige Sekunden, bis unsere eigene Abwehr steht. Das wissen auch die schießfreudigen Kommandeure .«
Sie nickte kaum merklich.
Ich kontrollierte unbewußt den Sitz meiner Gurte. Auf einem der vielen Schirme der Innenbordkommunikation erkannte ich Dr. Ing. Hallon E. Snofer, unseren erfahrensten GWA-Techniker in marsianischen Triebwerks- und Reaktorfragen.
Er saß zehn Meter unter uns in seiner Hauptzentrale und beobachtete angespannt die Kontrollen, die ich auf dem Bildausschnitt nicht erkennen konnte. Es handelte sich um die Anzeigen der vorprogrammierten Schnellschalt-Komputer. Sie hatten die Aufgabe, die schiffseigenen Energieschirme aufzubauen, sobald es möglich war. Innerhalb des Ausschleusungskamins hätte es die Vernichtung des Schiffes bedeutet.
»Leistungsmeiler fahren hoch«, hörte ich seine Meldung in den Helmmuscheln.
Gleichzeitig vernahm ich ein Tosen. Ohne den Gehörschutz wäre es unerträglich gewesen.
Wenn die Wandelbänke zur Stromversorgung der Defensivwaffen und sonstiger Verbraucher ansprangen, erbebte bereits die Schiffszelle. Kamen die Schwingungen der auf Vollschub laufenden Triebwerke noch hinzu, glich die »1418« einer heftig angeschlagenen Kirchenglocke. Wurde überdies das Feuer eröffnet, wurden unsere festverankerten Konturlager so heftig erschüttert, daß sie abzureißen drohten. Ein nicht angeschnalltes Besatzungsmitglied wäre zerschmettert worden.
Die Automatiken fuhren die Lehnen der Sitze zurück. Gleichzeitig hoben sich die Schenkelstützen an. Hervorgleitende Gurte fesselten außerdem die Beine; das Resultat aus bitteren Lehren.
Auch wir hatten einmal geglaubt, in einem von Andruckabsorbern geschützten Marsraumschiff normal liegen oder sogar stehen zu können, bis wir bei den ersten Probeflügen das Ungeheuerliche der entfesselten Atomgewalten körperlich verspürt hatten.
Die Absorber verhinderten fast alles, vor allem bannten sie die Beharrungskräfte bei den marsüblichen Wahnsinnsbeschleunigungen.
Sie absorbierten auch den Energierückschlag feuernder Thermogeschütze und das Rütteln hochgejagter Titanmaschinen. Ohne die Dämpfer wäre ein Raumflug mit diesen Superaggregaten überhaupt nicht möglich gewesen – oder man hätte »schleichen« müssen.
Trotz der erstklassigen Absorberfelder kamen aber noch genug Belastungen durch. Mir wurde erneut klar, in einer fliegenden Bombe zu liegen.
»ZONTA-Glocke endet, Vorsymbol für Vollschub kommt. Schirm wird voraktiviert. Vorsicht, Lärmschutzstufe I.«
Ich fühlte den Preßdruck meiner sich verdichtenden Ohrpolster. Wir trugen die neuesten Helmkonstruktionen. Ein Komputer irdischer Bauart gab die Befehlsimpulse an die Helmautomatiken. Kein Mensch hätte in einem plötzlichen Gefahrenfall schnell genug reagieren und die Schutzvorrichtungen ausreichend bedienen können.
Die Bordpositronik schien mit einer Feuereröffnung zu rechnen, sonst hätten die Helmautomatiken nicht Mund- und Nasenschützer ausgefahren. Die Maske legte sich so schnell über mein Gesicht, daß ich es erst bemerkte, als bereits die
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