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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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vorgestellt hatte,
    konnte er da etwas anderes beabsichtigen, als die Bekannt-
    gabe seiner wunderbaren Entdeckung, um selbst die Un-
    gläubigsten ipso facto zu überzeugen?
    Wir wissen, wie er hier aufgenommen wurde, und wer-
    den sehen, welche Repressalien er gegenüber dem Vorsit-
    — 108 —
    zenden und dem Schriftführer des bekannten Clubs zu er-
    greifen gedachte.
    Inzwischen hatte sich Robur den beiden Männern ge-
    nähert. Diese stellten sich noch immer, als erstaunten sie
    nicht im geringsten über das, was sie vor sich sahen; offen-
    bar setzte sich allmählich unter diesen beiden angelsächsi-
    schen Schädeln ein Starrsinn fest, der nur schwer zu besei-
    tigen sein würde.
    Robur seinerseits wollte sich auch nicht den Anschein
    geben, als fiele ihm das auf, und begann deshalb, als setze
    er nur ein Gespräch fort, das doch schon seit 2 Stunden un-
    terbrochen war:
    »Sie haben sich ohne Zweifel damit befaßt, meine Her-
    ren, ob dieser für die Bewegung durch die Luft ausgezeich-
    nete Apparat auch eine noch größere Geschwindigkeit er-
    reichen könne. Er wäre indes nicht würdig, den Luftraum
    sozusagen besiegt zu haben, wenn er ihn sich nicht gänz-
    lich unterwerfen könnte. Ich bin darauf ausgegangen, die
    Luft als festen Stütz-und Angriffspunkt zu benützen, und
    als solcher dient sie mir. Ich sah längst ein, daß man, um ge-
    gen den Wind anzukämpfen, stärker sein müsse, als dieser,
    und ich bin stärker. Ich bedarf keiner Segel, die mich ziehen,
    keiner Ruder oder Räder, die mich treiben, keiner Schie-
    nen, um schneller und leichter fortzukommen – nur Luft ...
    nichts weiter! Luft, die mich ganz genauso umgibt, wie das
    Wasser jedes Unterseefahrzeug, und in der meine Propeller
    sich drehen, wie die Schrauben eines Dampfers. Das ist das
    ganze Geheimnis, wie ich das Problem der Aviation löste;
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    da haben Sie, was weder ein Ballon, noch irgendein Apparat,
    der leichter als Luft ist, jemals leisten wird.«
    Die beiden Kollegen schwiegen still wie das Grab, ohne
    daß sich der Ingenieur dadurch aus der Fassung bringen
    ließ. Er begnügte sich, verstohlen zu lächeln, und fuhr in
    folgenden Fragesätzen fort:
    »Sie fragen vielleicht, ob die ›Albatros‹ mit dieser Kraft,
    die sie horizontal treibt, auch eine entsprechend wirkungs-
    volle Kraft verbindet, um sich in vertikaler Richtung zu be-
    wegen, mit einem Wort, ob sie, wenn es darum geht, große
    Höhen zu erreichen, noch mit einem Aerostaten wetteifern
    können werde? Nun, ich würde Ihnen nicht raten, den ›Go
    ahead‹ mit ihr um den Preis kämpfen zu lassen.«
    Die beiden Kollegen zuckten einfach mit den Achseln,
    das war vielleicht der wunde Punkt, an dem sie den Ingeni-
    eur fassen zu können glaubten.
    Robur gab ein Zeichen. Die Antriebsschrauben stan-
    den sofort still, und nachdem die ›Albatros‹ etwa noch eine
    Meile in gleicher Richtung dahin geschwebt war, blieb auch
    sie unbeweglich.
    Auf ein zweites Zeichen Roburs setzten sich die Auf-
    triebsschrauben in Bewegung, und zwar mit einer Ge-
    schwindigkeit, die man mit Fug und Recht mit den zu akus-
    tischen Experimenten benützten Sirenen hätte vergleichen
    können. Ihr ›frrr‹ erhob sich in der Tonleiter um fast eine
    ganze Oktave, während dessen Intensität wegen der jetzt
    dünneren Luft abnahm, und der Apparat strebte lotrecht in
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    die Höhe, wie eine Lerche, die ihre hellen Töne durch die
    Lüfte schmettert.
    »Herr! Bester Herr! ...« rief Frycollin wiederholt, »wenn
    nur nicht alles in Stücke geht!«
    Ein verächtliches Lächeln war Roburs ganze Antwort.
    Nach wenigen Minuten hatte die ›Albatros‹ eine Höhe von
    2.700 Meter erreicht, was den Gesichtskreis auf 70 Meilen
    ausdehnte – dann von 4.000 Meter, was das bis auf 480 Mil-
    limeter herabsinkende Barometer anzeigte.
    Nach dieser gelungenen Vorführung sank die ›Albatros‹
    wieder herab. Die Verminderung des Drucks in den hohen
    Luftschichten bedingt bekanntlich eine starke Abnahme des
    Sauerstoffs darin und deshalb auch im Blut. Das ist die Ur-
    sache der ernsten Unfälle, die schon Hunderten von Luft-
    schiffern zugestoßen sind; Robur aber hielt es für nutzlos,
    sich einem solchen auszusetzen.
    Die ›Albatros‹ gelangte also nach derjenigen Höhe zu-
    rück, die sie mit Vorliebe einzuhalten schien, und ihre wie-
    der in Tätigkeit gesetzten Antriebsschrauben führten sie
    jetzt mit erhöhter Geschwindigkeit nach Südwesten hin.
    »Jetzt, meine Herren,

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