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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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seine Kabine geschlichen.
    Im Laufe des 16. Juni hielt der Aeronef nur eine mitt-
    lere Geschwindigkeit ein. Er schien an der Oberfläche die-
    ses so ruhigen Meeres, das im vollen Sonnenschein glänzte,
    fast hinzustreichen, da er sich kaum 100 Fuß darüber hielt.
    Heute nun waren Onkel Prudent und sein Gefährte in ih-
    rer Kabine zurückgeblieben, um Robur nicht zu begegnen,
    der rauchend, bald allein, bald mit seinem Obersteuermann
    Tom Turner, auf dem Deck umherging. Nur die halbe An-
    zahl Schrauben war in Tätigkeit, doch das genügte schon,
    den Apparat in den niedrigeren Zonen der Atmosphäre zu
    halten.
    — 138 —
    Unter diesen Verhältnissen hätte die Mannschaft außer
    dem Vergnügen eines Fischzugs sich noch die Befriedigung
    bereiten können, in ihren gewohnten Speisezettel eine Ab-
    wechslung zu bringen, wenn das Wasser des Stillen Ozeans
    fischreich genug wäre. Auf dessen Oberfläche zeigten sich
    aber nur einzelne Wale, von der Art mit gelbem Bauch, die
    gegen 25 Meter in der Länge mißt. Gerade diese kennt man
    als die furchtbarsten Zetazeer der nördlichen Meere. Die Fi-
    scher von Beruf hüten sich weislich, sie anzugreifen, so ge-
    fährlich können die Tiere werden.
    Immerhin konnte man wohl die Harpunierung eines je-
    ner Wale entweder mit der Flechterschen Rakete oder mit
    der Wurfbombe versuchen, und von beiden hatte man eine
    Auswahl an Bord.
    Wozu aber diese unnütze Schlächterei? Wahrscheinlich
    wollte Robur nur den beiden Mitgliedern des Weldon-Insti-
    tuts zeigen, wozu er seinen Aeronef alles verwenden könne,
    und deshalb sollte auf einen der gewaltigen Zetazeer Jagd
    gemacht werden.
    Auf den Ruf: »Wale! Wale!« eilten Onkel Prudent und
    Phil Evans aus ihren Kabinen. Vielleicht war ein Schiff, ein
    sogenannter Walfänger, in Sicht. In diesem Fall wären beide,
    um ihrem Gefängnisse zu entfliehen, entschlossen gewesen,
    sich ins Meer zu stürzen, auf die schwache Hoffnung hin,
    von einem Fahrzeug aufgenommen zu werden.
    Schon stand die ganze Mannschaft der ›Albatros‹ geord-
    net und jedes Befehls gewärtig auf dem Verdeck und war-
    tete.
    — 139 —
    »Wir wollen’s also versuchen, Master Robur?« fragte der
    Obersteuermann Tom Turner.
    »Ja, Tom«, antwortete der Ingenieur.
    In den Ruffs für die Maschinerie standen der Mechani-
    ker und seine Gehilfen auf Posten, um jedes Manöver aus-
    zuführen, das ihnen durch Zeichen befohlen wurde. Die
    ›Albatros‹ senkte sich sofort nach dem Meer zu und hielt
    etwa 50 Fuß darüber an.
    Wie die beiden Kollegen sich überzeugen konnten, war
    hier kein Schiff in Sicht, so wenig wie eine Küste, die sie
    schwimmend hätten erreichen können, vorausgesetzt, daß
    Robur sie nicht wieder ergreifen ließ.
    Mehrere Dunst- und Wasserstrahlen, die sie durch die
    Nasenlöcher austrieben, verkündeten die Anwesenheit von
    Walen, die, um zu atmen, einmal an die Oberfläche kamen.
    Tom Turner hatte sich, unterstützt von einem seiner Ka-
    meraden, am Bug aufgestellt. Ihm nahe zur Hand lag eine
    jener Wurfbomben kalifornischen Fabrikats, die mit einer
    Art Büchse abgeschossen werden. Jene besteht aus einem
    Metallzylinder, der mit einer ebenso geformten Bombe en-
    det, die in eine Stange mit widerhakigen Spitzen ausläuft.
    Vom Vorderkastell aus, das er eben bestieg, gab Robur mit
    der rechten Hand dem Mechaniker und mit der linken
    Hand dem Steuermann die nötigen Zeichen, wie sie ma-
    növrieren sollten; so beherrschte er den Aeronef sowohl in
    waagerechter, wie in senkrechter Richtung.
    »Ein Wal! ... Ein Wal!« rief Tom Turner noch einmal.
    — 140 —
    Eben tauchte wirklich der Rücken eines solchen Zeta-
    zeers, etwa 4 Kabellängen vor der ›Albatros‹ auf.
    Der Aeronef stürzte gleichsam auf ihn zu und hielt, als er
    sich kaum noch 60 Fuß über dem Tier befand, schnell an.
    Tom Turner hatte seine, in einer an der Reeling befestig-
    ten Gabel liegende Büchse angeschlagen. Der Schuß krachte
    und das Geschoß, das eine lange, mit ihrem Ende am Ver-
    deck angebundene Leine mit sich riß, schlug in den Körper
    des Wals ein. Die mit leicht entzündlichen Stoffen gefüllte
    Bombe explodierte und schleuderte dabei eine Art kleinere,
    zweiarmige Harpune, die sich in das Fleisch des Tieres ein-
    krallte.
    »Achtung!« rief Tom Turner.
    Trotz ihrer herzlich schlechten Laune betrachteten On-
    kel Prudent und Phil Evans dieses Schauspiel doch mit auf-
    richtigem Interesse.
    Der schwer verwundete Wal hatte das Meer mit dem
    Schwanz so

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