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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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eine Sprengkugel nur
    wenige 20 Fuß vom Verdeck der ›Albatros‹ platzte, stieg die-
    ser nach den unerreichbaren Zonen des Himmels empor.
    Im Laufe der darauffolgenden Tage ereignete sich kein
    Zwischenfall, den sich die Gefangenen hätten zunutze ma-
    chen können. Die Richtung des Aeronefs blieb unabänder-
    lich südwestlich, was darauf hindeutete, daß er sich Hin-
    dustan nähern sollte. Übrigens bemerkte man, daß der
    fortwährend höher aufsteigende Erdboden die ›Albatros‹
    nötigte, sich nach den Linien ihres Profils zu richten. Etwa
    10 Stunden nach der Weiterfahrt von Peking konnten On-
    kel Prudent und Phil Evans an der Grenze von Chen-Si ei-
    nen Teil der Großen Mauer erkennen. Dann kamen sie, un-
    ter Umgehung der Bung-Berge, über und durch das Tal von
    Wany-Ho und überschritten die Grenze des chinesischen
    Kaiserreichs, da, wo diese mit Tibet zusammenstößt.
    Tibet bildete eine vegetationslose Hochebene, da und
    dort mit schneebedeckten Gipfeln, trockenen Schluchten
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    oder von Gletschern genährten Bergströmen, mit Abgrün-
    den, aus denen mächtige Salzlager heraufschimmern, und
    mit vielen, von grünenden Forsten eingerahmten Seebe-
    cken.
    Das auf 450 Millimeter gesunkene Wetterglas zeigte jetzt
    eine Höhe von 4.000 Meter über dem Meer an. In dieser
    Höhe überschritt die Temperatur, obgleich man sich jetzt in
    den wärmsten Monaten der nördlichen Halbkugel befand,
    nicht den Gefrierpunkt. Diese starke Abkühlung zusammen
    mit der Schnelligkeit der ›Albatros‹ machte die Situation
    fast unerträglich, und obwohl die beiden Kollegen warme
    Reisedecken zur Verfügung hatten, zogen sie es doch vor, in
    ihre Ruffs zurückzukehren.
    Selbstverständlich mußte den Auftriebsschrauben eine
    außerordentliche Schnelligkeit erteilt werden, um den Ae-
    ronef in der hier schon recht verdünnten Luft zu halten.
    Diese arbeiteten jedoch in vorzüglichstem Zusammenwir-
    ken, und es schien, als ob die Insassen des Apparats durch
    das Schwirren ihrer Flügel gewiegt würden.
    An diesem Tag sah Garlok, eine Stadt des nördlichen Ti-
    bet und der Hauptort der Provinz Gavi-Khorsum, die ›Alba-
    tros‹ etwa in der Größe einer Brieftaube vorüberschweben.
    Am 27. Juni bemerkten Onkel Prudent und Phil Evans
    einen gewaltigen Damm mit verschiedenen, in ewigem
    Schnee verlorenen Spitzen, der den Horizont begrenzte.
    An das Ruff auf dem Bug gelehnt, um dem Luftdruck bei
    der so schnellen Fortbewegung widerstehen zu können, sa-
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    hen beide die kolossalen Bergmassen, die dem Aeronef vo-
    rauszulaufen schienen.
    »Augenscheinlich der Himalaya«, sagte Phil Evans,
    »wahrscheinlich wird Robur nur den unteren Teil umkrei-
    sen, ohne nach Indien einzudringen.«
    »Desto schlimmer«, antwortete Onkel Prudent, »auf
    diesem ungeheuren Gebiet hätten wir vielleicht Gelegen-
    heit –«
    »Wenigstens, wenn er um die Bergkette nicht über Birma
    im Osten oder über Nepal im Westen fährt.«
    »Ich möchte darauf wetten, daß er darüber gehen wird.«
    »Auf jeden Fall!« ließ sich da eine Stimme vernehmen.
    Am folgenden Tag, am 28. Juni, befand sich die ›Alba-
    tros‹ über der Provinz Zyang gegenüber jenen gewaltigen
    Bergmassen. An der anderen Seite des Himalaya lag das Ge-
    biet von Nepal.
    Wenn man von Norden kommt, schneiden nacheinander
    drei Gebirgsketten den Weg nach Indien. Die beiden nörd-
    lichen, zwischen denen die ›Albatros‹ wie ein Schiff zwi-
    schen ungeheuren Klippen dahinglitt, sind die ersten Stufen
    des Grenzwalls im Süden von Zentralasien. Der Kuen-Lün,
    und nach diesem der Karakorum bezeichnen zuerst dieses
    längliche und mit dem Himalaya parallel verlaufende Tal,
    ungefähr in jener Höhenlage, in der sich die Stromgebiete
    des Indus im Westen und des Brahmaputra im Osten ab-
    gabeln.
    Welch wunderbares orographisches System! Hier ragen
    über 200 schon gemessene Gipfel auf, von denen 17 eine
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    Höhe von 25.000 Fuß übersteigen! Vor der ›Albatros‹ er-
    hob sich der Mount Everest auf 8.840 Meter Höhe; ihm zur
    Rechten der Dawalaghiri, 8.200 Meter hoch; zur Linken der
    Kinahanjunga, 8.592 Meter, der also seit den letzten genau-
    eren Messungen des Mount Everest nur noch die zweite
    Stelle einnimmt.
    Offenbar hatte Robur nicht die Absicht, über jene Gip-
    fel hinwegzugehen, sondern er kannte zweifelsohne schon
    die verschiedenen Pässe des Himalaya, unter anderen den
    Ibi-Yamin-Paß, den die Gebrüder Schlagintweit 1856 in ei-
    ner

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