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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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der Sahara
    oder nach dem Golf von Mexiko, erkennen lassen. Außer-
    halb der Region der Kalmen kommen sie entweder von Wes-
    ten und strömen nach Afrika, oder sie kommen von Osten
    her und ziehen nach der Neuen Welt – wenigstens während
    der wärmeren Jahreszeit.
    Die ›Albatros‹ versuchte also gar nicht, gegen den ihr
    widrigen Wind mit der ganzen Kraft ihrer Antriebsschrau-
    ben anzukämpfen. Sie begnügte sich mit einer gemäßigten
    Gangart, die übrigens die der transatlantischen Dampfer
    immer noch überholte.
    Am 13. Juli überschritt der Aeronef den Äquator, was der
    ganzen Mannschaft besonders gemeldet wurde.
    Onkel Prudent und Phil Evans erfuhren also dabei auch,
    daß sie nun die nördliche Halbkugel verlassen hatten und
    nach der südlichen gekommen waren. Diese Überschrei-
    tung der Linie wurde jedoch nicht durch die tollen Zere-
    monien gefeiert, die auf vielen Kriegs- und Handelsschiffen
    üblich sind.
    Nur François Tapage ließ es sich nicht nehmen, Frycol-
    lin eine große Pinte Wasser über den Kopf zu gießen, da auf
    diese Taufe aber einige Gläser Gin folgten, erklärte der Ne-
    ger sich bereit, die Linie so oft passieren zu wollen, wie man
    wünschte, vorausgesetzt, daß das nicht auf dem Rücken ei-
    nes mechanischen Vogels zu geschehen brauche, der ihm
    nun einmal kein Vertrauen einflößte.
    Am Morgen des 15. schwebte die ›Albatros‹ über den In-
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    seln Ascension und St. Helena, aber näher der letzteren hin,
    deren höhere Teile sich einige Stunden lang am Horizont
    zeigten.
    Hätte zur Zeit, als Napoleon sich in der Gewalt der Eng-
    länder befand, ein Apparat, ähnlich dem des Ingenieurs Ro-
    bur, existiert, gewiß würde Hudson Lowe trotz seiner oft
    geradezu beleidigenden Vorsichtsmaßnahmen seinen be-
    rühmten Gefangenen auf dem Weg durch die Lüfte haben
    entweichen sehen.
    Während der beiden Abende des 16. und 17. Juli zeigten
    sich mit Abnahme des Tageslichts höchst eigentümliche
    Dämmerungserscheinungen. Unter höherer Breite hätte
    man bei ihrem Anblick an ein Nordlicht denken können.
    Die Sonne warf nämlich bei ihrem Niedergang über den
    Himmel vielfarbige Strahlen, von denen einige in leuchten-
    dem Grün erschienen.
    War das eine Wolke kosmischen Staubs, die an der Erde
    vorüberzog und jetzt den letzten Schimmer des Tages wi-
    derstrahlte? Einige Beobachter haben solche Dämmerungs-
    erscheinungen in dieser Weise allerdings erklärt; sie wären
    aber gewiß zu anderer Anschauung gekommen, wenn sie
    sich an Bord des Aeronefs befunden hätten.
    Eine aufmerksame Prüfung ergab nämlich, daß in der
    Luft feine Pyroxen-Kristalle schwebten, glasartige Kügel-
    chen, nämlich zarte Teilchen magnetischen Eisens, ganz
    entsprechend den Stoffen, die feuerspeiende Berge auswer-
    fen. Es schwand damit also jeder Zweifel, daß diese Wolke
    von einer vulkanischen Eruption herrührte, deren kristalli-

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    nische Auswurfsstoffe die beobachtete Erscheinung erzeug-
    ten – eine Wolke, welche die Luftströmungen auch noch
    über dem Atlantischen Ozean schwebend erhielten.
    Während dieses Teils der Reise wurden übrigens auch
    noch andere Erscheinungen wahrgenommen. Wiederholt
    verliehen gewisse Wolken dem Himmel eine weißgraue Fär-
    bung von eigentümlichem Aussehen; gelangte man dann
    durch einen solchen Dunstvorhang, so erschien dessen
    Oberfläche ganz übersät von glänzend weißen Körperchen,
    zwischen denen einzelne größere besonders hervorleuchte-
    ten, was sich unter dieser Breite durch nichts anderes, als
    durch eine Hagelbildung erklären ließ.
    In der Nacht vom 17. zum 18. bildete sich ein grünlich-
    gelber Mondregenbogen infolge der Stellung des Aeronefs
    zwischen dem Vollmond und einem Netz von feinem Re-
    gen, der schon in Dunst überging, ehe er das Meer erreichte.
    Vielleicht ließ sich aus diesen verschiedenen Erscheinun-
    gen schon auf einen bevorstehenden Witterungsumschlag
    schließen. Jedenfalls hatte der Wind, der seit der Abfahrt
    von der afrikanischen Küste stets aus Südwesten wehte, sich
    in der Nähe des Äquators ganz gelegt. Hier in der Tropen-
    zone herrschte dazu eine fast unerträgliche Hitze. Robur
    suchte daher Kühlung in höheren Luftschichten, und doch
    mußte man sich auch hier noch vor den direkten Sonnen-
    strahlen schützen, die niemand hätte aushalten können.
    Dieser Wechsel in den Luftströmungen ließ schon ah-
    nen, daß jenseits des Äquatorialgebiets auch andere klima-
    tische

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