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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ein kleiner Vorrat
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    in einem an der Lafette befestigten Kasten vorhanden war.
    Der Schuß krachte und sofort sanken einige Tromben zu-
    sammen.
    Die Lufterschütterung hatte gereicht, das Meteor zu zer-
    reißen und die ungeheure Dunstmasse löste sich in einen
    Sturzregen auf, der den Himmel mit dicken Wasserstreifen
    überzog, die Meer und Himmel verbanden.
    Endlich befreit, beeilte sich die ›Albatros‹, um einige
    hundert Meter aufzusteigen.
    »Nichts zerbrochen an Bord?« fragte der Ingenieur.
    »Nein«, antwortete Tom Turner; »aber das war denn
    doch ein etwas gar zu tolles Kreiseln, das wir uns nicht zum
    zweiten Mal wünschen möchten.«
    In der Tat, in der Zeit von 10 Minuten war die ›Albatros‹
    in größter Gefahr gewesen, und ohne seine solide Bauart
    dürfte er dem Wirbeln der Tromben schwerlich widerstan-
    den haben.
    Wie lang wurden die Stunden bei dieser Fahrt über den
    Ozean, wenn nichts ihre Eintönigkeit unterbrach. Die Tage
    nahmen immer mehr ab und die Kälte wurde allmählich
    fühlbar. Onkel Prudent und Phil Evans sahen Robur nur
    wenig. In seine Kabine eingeschlossen, beschäftigte er sich
    damit, den Kurs zu bestimmen, auf seinen Karten die zu-
    rückgelegten Strecken einzutragen und sich, wenn es irgend
    anging, Gewißheit zu verschaffen, wo sie sich eben befan-
    den, ferner die Barometer, Thermometer und Chronometer
    zu beobachten und endlich alle Zwischenfälle der Reise in
    das Schiffsbuch einzutragen.
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    Sorgsam verhüllt, bemühten sich die beiden Kollegen
    unablässig, im Süden Land zu entdecken.
    Frycollin seinerseits versuchte, gemäß einem besonde-
    ren Auftrag Onkel Prudents, den Koch bezüglich des Inge-
    nieurs auszuforschen. Wie hätte aber jemand aus dem, was
    der Gascogner François Tapage zur Antwort gab, klug wer-
    den können? Nach ihm war Robur bald ein ehemaliger Mi-
    nister der Republik Argentina, ein Chef der Admiralität, ein
    abgetretener Präsident der Vereinigten Staaten, ein auf War-
    tegeld gesetzter spanischer General, oder auch ein Vizekö-
    nig von Indien, der in den Lüften eine noch höhere Stellung
    gesucht hatte. Bald besaß er, dank der mit Hilfe seiner Ma-
    schine ausgeführten Razzias, Millionen und war allgemein
    in die Acht erklärt; bald hatte er sich wieder durch die Her-
    stellung dieses Apparats ruiniert und gezwungen gesehen,
    öffentlich aufzusteigen, um sein Geld wiederzugewinnen.
    Auf die Frage nach einem Ruheplatz desselben war keine
    Auskunft zu erhalten, außer der, daß er nach dem Mond zu
    gehen beabsichtige, um dort zu bleiben, wenn er eine ihm
    passende Örtlichkeit anträfe.
    »He, Fry ... mein Kamerad! ... Nicht wahr, es würde dir
    Vergnügen machen, zu sehen, wie es da oben zugeht?«
    »Ich gehe nicht mit! Ich weigere mich!« erwiderte der
    Schwachkopf, der all diese Faseleien ernst nahm.
    »Und weshalb, Fry, weshalb? Wir verheiraten dich dort
    mit einer hübschen, jungen Mondbewohnerin. Du wirst da
    der Stammvater der Neger!«
    Als Frycollin das, was er gehört hatte, seinem Herrn
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    hinterbrachte, erkannte dieser wohl, daß über Robur keine
    Auskunft zu erlangen sei. Er dachte also nur noch daran,
    sich zu rächen.
    »Phil«, begann er eines Tages zu seinem Kollegen, »es
    liegt nun auf der Hand, daß eine Flucht für uns unmöglich
    ist.«»Unmöglich, Onkel Prudent!«
    »Zugegeben, ein Mann ist aber stets sein eigener Herr,
    und wenn es sein muß, indem er sein Leben opfert ...«
    »Wenn ein solches Opfer notwendig ist, dann wird es so
    schnell wie möglich gebracht!« antwortete Phil Evans, des-
    sen sonst so kühles Temperament nun doch die Grenze des
    Erträglichen erreicht hatte. »Ja, es ist Zeit, ein Ende zu ma-
    chen! ... Wohin geht die ›Albatros‹? ... Jetzt fliegt sie schräg
    über den Atlantischen Ozean, und wenn sie diese Richtung
    beibehält, muß sie nach den Küsten von Patagonien, dann
    nach denen Feuerlands kommen ... Aber nachher? ... Wird
    sie auch noch über den Stillen Ozean hinausschweben? Oder
    steuert sie dann nach dem Südpolarland? ... Diesem Robur
    ist alles zuzutrauen! ... Dann wären wir verloren! ... Wir
    befinden uns also in der Zwangslage berechtigter Notwehr,
    und wenn wir nun einmal zugrunde gehen müssen ...«
    »So geschehe es nicht«, fiel Onkel Prudent ein, »ohne
    daß wir uns gerächt, ohne daß wir diesen Apparat mit allen,
    die er trägt, zerstört haben!«
    Bis zu solchen Anschauungen hatte der ohnmächtige
    Zorn, die in ihnen aufgehäufte

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