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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sich
    versteifenden Brise weiter nach Nordwesten getrieben und
    mußte mit Sonnenaufgang die Insel Chatam unbedingt aus
    dem Blick verloren haben.
    Um gegen den Wind aufkommen zu können, hätten
    seine Antriebsschrauben, mindestens die eine am Bug, funk-
    tionieren müssen.
    »Tom«, rief der Ingenieur, »laßt die Signallaternen so hell
    wie möglich leuchten.«
    »Sogleich, Master Robur.«
    »Und dann alle an die Arbeit!«
    »Alle!« wiederholte der Obersteuermann.
    Jetzt konnte nicht mehr davon die Rede sein, die Voll-
    endung der nötigen Reparaturen bis zum nächsten Mor-
    gen aufzuschieben. Auf der ›Albatros‹ gab es keinen Mann,
    der nicht den Eifer seines Chefs geteilt, keinen einzigen, der
    nicht das Verlangen gehabt hätte, die Flüchtlinge wieder zu
    ergreifen. Sobald die vordere Antriebsschraube richtig ein-
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    gesetzt war, wollte man nach Chatam umkehren, sich dort
    vor Anker legen und die Spur der Entflohenen verfolgen.
    Erst nachher sollte die Ausbesserung der hinteren Schraube
    vorgenommen werden, damit der Aeronef dann mit aller Si-
    cherheit seine Reise über den Stillen Ozean und nach der
    Insel X ausführen könne.
    Jedenfalls erschien es von Bedeutung, daß die ›Albatros‹
    nicht allzu weit nach Nordwest verschlagen würde. Leider
    wurde der Wind aber immer stärker und sie konnte gegen
    ihn jetzt nicht aufkommen, ja, sich nicht einmal an ein und
    derselben Stelle halten. Ihrer Antriebsschrauben beraubt,
    war sie eben zum unlenkbaren Aerostaten geworden. Die
    noch an der Küste weilenden Flüchtlinge konnten sich noch
    überzeugen, daß sie vollständig außer Sicht gekommen war,
    ehe die vorbereitete Explosion sie in Stücke riß.
    Der jetzige Zustand der Dinge flößte Robur doch einige
    Beunruhigung ein, da er nur mit ziemlich bedeutender Ver-
    zögerung nach der Insel Chatam zurückzukehren hoffen
    durfte. Er entschloß sich deshalb, während alle Hände mit
    der so notwendigen Ausbesserung beschäftigt waren, sich
    tiefer niederzulassen, in der Erwartung, damit eine schwä-
    chere Luftströmung anzutreffen. Vielleicht konnte sich die
    ›Albatros‹ in diesen Schichten wenigstens auf der Stelle hal-
    ten, bis sie wieder eigene Kraft genug zu entwickeln ver-
    mochte, um gegen die Brise mit Erfolg anzukämpfen.
    Dieses Manöver wurde auch sogleich ausgeführt. Wenn
    jetzt ein Schiff in der Nähe gewesen wäre, wie würde dessen
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    Mannschaft erschrocken sein beim Anblick der Evolutio-
    nen dieses gewaltigen Apparats?
    Als die ›Albatros‹ nur noch wenige hundert Fuß über der
    Meeresfläche schwebte, wurde ihr Niedergang aufgehalten.
    Leider mußte sich Robur überzeugen, daß der Wind in
    diesen niederen Zonen nur noch heftiger wehte und der
    Aeronef also mit noch größerer Schnelligkeit dahingetrie-
    ben wurde. Er lief hiermit natürlich Gefahr, sehr weit nach
    Nordwesten verschlagen zu werden, was die Rückkehr nach
    der Insel Chatam noch mehr verzögern mußte.
    Nach diesen vergeblichen Versuchen wurde daher wie-
    der beschlossen, sich mehr in den oberen Schichten der At-
    mosphäre zu halten, wo das Luftmeer in besserem Gleichge-
    wicht und deshalb weniger bewegt war. Die ›Albatros‹ stieg
    also wieder zu einer mittleren Höhe von 3.000 Meter empor.
    Blieb sie hier auch nicht stationär, so trieb sie doch wenigs-
    tens nur langsam weiter. Der Ingenieur konnte also hoffen,
    daß er bei Tagesanbruch und von dieser Höhe aus die Insel,
    deren geographische Lage er übrigens mit vollkommener
    Sicherheit aufgenommen hatte, noch werde sehen können.
    Darum, ob die Flüchtlinge seitens der Eingeborenen –
    falls die Insel bewohnt war – einen freundlichen Empfang
    gefunden hatten, oder nicht, machte Robur sich keine wei-
    tere Sorge. Ob ihnen die Inselbewohner hilfreich beistan-
    den, war für ihn ziemlich belanglos. Durch die Angriffswaf-
    fen, über die die ›Albatros‹ verfügte, würden sie sicherlich
    erschreckt und schnell zerstreut werden. Die Wiedererlan-
    — 281 —
    gung der Gefangenen war also eine leichte Aufgabe, und
    einmal ergriffen ...
    »Nun, von der Insel X entflieht niemand!« sagte Robur.
    Eine Stunde nach Mitternacht war die vordere Antriebs-
    schraube wieder instand gesetzt. Es blieb nun bloß noch die
    ihre Montage übrig, d.h. ihre korrekte Anbringung an der
    Welle, was eine weitere Stunde Arbeit erforderte. Nachher
    sollte die ›Albatros‹, den Bug nach Südost gerichtet, sogleich
    abfahren und die Reparatur der hinteren

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