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Rock-and-Roll-Zombies aus der Besserungsanstalt

Rock-and-Roll-Zombies aus der Besserungsanstalt

Titel: Rock-and-Roll-Zombies aus der Besserungsanstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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Karriere, ihre Machtposition an der MUSI, das alles war Teil eines vorbestimmten Plans, das Ziel einer Reise, die sie mit ihrer Geburt angetreten hatte. Die Anstalt war ein regelrechter Hort der Sünde. Die Jungen und Mädchen, die hier landeten, hatte der Schöpfer als unreine und verdorbene Existenzen zu ihr geschickt. Und es war ihre heilige Pflicht, sie von den begangenen Sünden zu befreien.
    Manche ließen sich freilich nicht bekehren. Ihr sündiges Treiben war ebenso unheilbar wie der Alkoholismus eines arbeitslosen Penners in einem heruntergekommenen Armenviertel. Anna Kincaid schien ein typisches Beispiel dafür zu sein. Jene zu töten, die sie nicht retten konnte, war nur ein weiterer notwendiger Teil ihrer heiligen Pflicht. Dass sie dabei etwas empfand, was mancher als »perverses« Vergnügen betrachtete, war in ihren Augen nicht von Bedeutung. Sie verstand jetzt, dass dieses Vergnügen ihre irdische Belohnung für die Erfüllung Seines Auftrags war.
    Und was für eine wunderbare Belohnung!
    Doch leider war es nun an der Zeit, sich um andere Dinge zu kümmern.
    Derart gestärkt von rationaler Erkenntnis, stieß sich Sybil von der Wand ab und trat vor die Tür, die zum zweiten Stock führte. Aus dem Gang unter ihr drängten neuerliche Schreie herauf, aber sie ignorierte sie. Mit etwas Glück würden die Zombies die Mädchen töten und ihr damit einen kleinen, aber bedeutsamen Teil des Puzzles abnehmen, das sie lösen musste. Am wichtigsten war jetzt, wieder auf die andere Seite des Gebäudes in ihr Büro mit dem angrenzenden Apartment zu gelangen. Dort wäre sie sicher vor dem Chaos, das sich hier entwickelte, und konnte sich in aller Ruhe sammeln und ihre nächsten Schritte abwägen.
    Sie blickte in den Korridor und sah lediglich den glänzenden Kachelboden und geschlossene Türen auf beiden Seiten vor sich liegen. Als sie zu rennen begann, entrann ihrer Kehle ein kurzer Ausdruck des Erstaunens, während ihr die Welt unter den Füßen entglitt.
    Was nun folgte, spielte sich im Bruchteil einer Sekunde ab:
    Ein flüchtiger Eindruck der weißen Decke über ihr.
    Die Erkenntnis, dass sich die Decke von ihr entfernte, während sie fiel.
    Dann – der Aufprall, der schmerzhafte Kontakt ihres Schädels mit den Bodenfliesen.
    Benommene Momente folgten. Zuerst eine Taubheit. Dann rasender Schmerz, und das nicht zu knapp. Ihr Rücken fühlte sich ... falsch an. Sie versuchte, den Kopf zu heben, und der Schmerz wuchs ins Unermessliche, schoss Blitze aus Höllenqualen durch ihre Schultern das gesamte Rückgrat hinunter. Einige Meter vor ihr stand eine gelbe Plastiktafel aufgeklappt auf dem Boden: VORSICHT! FRISCH GEWISCHT!
    Ihr Kopf sackte nach hinten.
    Ihr verschwamm alles vor den Augen.
    Sie begriff, dass sie schwer verletzt war und eventuell sogar sterben würde – und dann war da dieser Moment unermesslichen, blinden Entsetzens, dass Gott möglicherweise in wenigen Augenblicken sein wahrhaftiges und ultimatives Urteil über sie fällen würde.
    Ganz in der Nähe öffnete sich eine Tür.
    Stimmen im Gang. Eine männliche und eine weibliche.
    Ein Gesicht beugte sich über sie. Ein hübsches Mädchen. Blutjung.
    Das Gesicht grinste.
    Sybil Huffington verlor das Bewusstsein.

12: Schrei der Schönheit
    (Pretty Baby Scream; Lords of the New Church, 1982)
    Lindys wilde Schreie hallten im Gang wider. Sie wurden unterbrochen von verzweifelten, wimmernden Hilferufen. Aber Melissa war selbst viel zu beschäftigt, die Angriffe einer der toten Prostituierten abzuwehren, um der Freundin beizustehen. Der Kreatur fehlten die Augen und ihr Fleisch zeigte deutliche Anzeichen von Zersetzung. Trotzdem hing noch etwas Haut auf den Knochen, wodurch sie weniger wie ein wandelndes Skelett wirkte als die andere Zombiehure. Ihre Beine wurden nach wie vor von zerfetzten Netzstrümpfen in Form gehalten und ihre riesigen Brüste drängten gegen den verwitterten Stoff eines hautengen Tops. Der wahr gewordene feuchte Traum eines Nekrophilen.
    Der Zombie presste sie gegen die Ecke des Torbogens, der zum Pausenraum führte. Melissas Unterarm war unter den Kiefer des toten Dings geklemmt und sie verwandte jedes verbliebene Quäntchen Kraft darauf, seinen gefräßigen Mund von ihrem Gesicht fernzuhalten. Mit ihrer freien Hand versuchte sie die grabbelnden Hände des Zombies abzuwehren, aber es gelang ihm wiederholt, mit seinen langen Nägeln ihre Haut aufzukratzen und ihre Klamotten dabei in Lumpen zu verwandeln. Der einzige Vorteil, der ihr

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