Rock Rats Saga 03 - Astroidenfeuer
überdachten Tribü-
nen mit bunten Wimpeln, die in der Brise eines ewigen Frühlings flatterten.
Der junge Mann, dessen Hologramm in der Mitte des Raums erschien, hätte einer der Ritter der Tafelrunde sein können, sagte sich Pancho. Er war ein gut aussehender Blondschopf mit starken Schultern und einem ehrlichen, offenen Gesicht mit himmelblauen Augen. Das lange Haar fiel in Ringellocken bis über den Kragen. Er saß an einem Schreibtisch in etwas, das ein kleines Büro irgendwo im Astro-Hauptquartier zu sein schien. Die am Rand der Abbildung schwebende Datenleitung identifizierte ihn als Frederic Karstein, Astro-Sicherheitsabteilung.
Pancho lauschte dem knappen Bericht mit wachsendem Unglauben – und Zorn.
»Sie meinen, dass er genau hier im Hotel Luna war?«, fragte sie die Abbildung.
Die Abbildung flackerte für einen Moment. Dann sagte der stattliche Frederic Karstein: »Ms. Lane, ich bin nun live. Ich kann Ihre Fragen in Echtzeit beantworten, Ma'am.«
»Wollen Sie mir sagen, dass Fuchs nur ein paar hundert Meter von meiner Unterkunft wohnte?«, fragte sie ungehalten.
»Ja, Ma'am. Anscheinend.«
»Und wo ist er nun?«
Karstein zuckte die breiten Schultern. »Das wissen wir nicht. Er scheint verschwunden zu sein.«
»Verschwunden? Wie kann er denn verschwinden?«
»Wenn wir das wüssten, Ms. Lane, dann wüssten wir wohl auch, wo er ist.«
»Man verschwindet nicht einfach so! Selene ist nicht so groß, zumal die ganze verdammte Stadt doch ständig überwacht wird.«
Karstein wirkte verlegen. »Wir sind sicher, dass er Selene nicht verlassen hat. Wir haben die Passagierlisten für alle abgehenden Flüge der letzten zwei Wochen überprüft und die Aufzeichnungen der Überwachungskameras untersucht.«
»Also ist er irgendwo hier in Selene?«
»Es hat den Anschein.«
»Ganz recht«, schnaubte Pancho. »Bleiben Sie an der Sache dran.
Ich will, dass er gefunden wird, und zwar sofort.«
»Wir tun unser Bestes, Ms. Lane.«
Sie unterbrach die Verbindung, und Karsteins Abbildung verblasste. Blondes Dummchen, sagte Pancho sich verdrossen.
»Freibeuter?«, fragte Jake Wanamaker. Seine Sandpapierstimme zerraspelte das Wort förmlich. »Sie meinen wie Piraten?«
Pancho hatte ihn zu einem Frühstück in ihre Suite eingeladen. Sie saßen in der engen, kleinen Nische neben der Küche, doch die Ho-lowände vermittelten ihnen die Illusion eines Aufenthalts im Freien unter einer anmutigen Ulme, mit sanft wogenden, grasbewachsenen Hügeln im Hintergrund und der hellen Morgensonne an einem klaren Himmel. Sie hörte Vögelzwitschern und spürte fast, wie das Tischtuch von einer kühlen Brise bewegt wurde.
»Ja«, erwiderte Pancho und nippte am Grapefruitsaft. »Jo-ho-ho und 'ne Buddel voll Rum und so. Fangen Sie Humphries' Schiffe ab, wenn sie ihre Fracht zum Mond bringen. Oder zur Erde.«
Wanamaker biss herzhaft von dem klebrigen Kuchen ab, das er in seiner großen Hand hielt, kaute versonnen und schluckte es dann hinunter. »Sie haben im Gürtel die Scheiße aus uns herausgeprügelt, da gibt's nichts daran zu rütteln. Es wird eine Weile dauern, bis wir wieder stark genug sind, um erneut gegen sie anzutreten.«
»Aber ein paar Schiffe, die näher an der Basis operieren, außerhalb des Gürtels …« Pancho ließ den Vorschlag unausgesprochen.
»Die HSS-Pipeline zum Markt unterbrechen«, murmelte Wanamaker. »Humphries dort treffen, wo es am meisten wehtut.«
»Dort, wo es ihm am meisten wehtut. Am Geld.«
Nachdem er den Kuchen mit einem Schluck schwarzen Kaffees hinuntergespült hatte, sagte Wanamaker: »Eine Blockade aufziehen.«
»Richtig.«
Nachdenklich putzte Wanamaker sich die klebrigen Finger mit einer Serviette ab und setzte ein spitzbübisches Grinsen auf. »Wir würden nicht einmal bemannte Schiffe brauchen. Nur ein paar Vö-
gel automatisieren und sie in weiten Orbits ums Erde/Mond-System abstellen.«
»Sie könnten das tun?«
Er nickte. »Sie wären nah genug, um von Selene aus ferngesteuert zu werden. Das käme billiger als der Einsatz bemannter Schiffe.«
Pancho hatte nur noch eine weitere Frage. »Wann könnten wir damit anfangen?«
Wanamaker schob seinen Stuhl vom Tisch zurück und erhob sich.
»Bald«, versicherte er. »Sogar sehr bald.«
Pancho sah ihn eilig entschwinden und sagte sich, nun brauche ich Lars doch nicht. Ist egal, wo er sich versteckt. Ich brauche ihn jetzt nicht mehr.
Später am Morgen schlüpfte Pancho mit einigem Widerwillen in den Softsuit und versiegelte
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