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Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Diehl , Thomas Heise , Claas Meyer-Heuer
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war er Rausschmeißer gewesen, dann Schwergewichtsboxer. Vergangene Zeiten. Aber es war nicht diese Größe, diese Masse, die ihn heraushob. Woanders vielleicht, aber hier gab es viele Stiere. Es war auch nicht der Mongolenbart oder die mit geflügelten Totenköpfen aus Messing behangene Kutte. Es war seine Macht. Eine animalische Anziehungskraft. (…)
    Irgendjemand im Gedränge hinter mir zwickte mich in die Taille, ganz zart, wie man es bei einem Kind tut. Ich drehte mich um. Es war Hanebuth.
    Wer solche Journalistenfreunde hat, braucht sich um seine Feinde eigentlich keine Sorgen mehr zu machen. Dennoch bauten die Hells Angels unter Federführung ihres Pressesprechers Rudolf »Django« Triller und womöglich auch mit tatkräftiger Unterstützung eines ehemaligen Zeitungsredakteurs über die Jahre das nicht wenig rege »PR Team 81« auf. Wo immer die Angels Mitteilungsbedarf erkennen, stellt diese Truppe nun Pressemitteilungen ins Netz, meistens jedoch sind sie ziemlich kurz: »Mit dem heutigen Datum, 27.06.2012, hat sich der H.A.M.C. Hannover aufgelöst«, war beispielsweise zu lesen, als der wahrscheinlich größte und mächtigste Club der Höllenengel in Europa seine Organisationsform änderte.
    Häufig wiederholt das » PR Team 81« auch formelhafte Beschwörungen, die nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen müssen: »Desgleichen entbehren sämtliche Mutmaßungen«, schrieben die Höllenengel im Oktober 2009, »dass die Konflikte zwischen dem Hells Angels MC und anderen MC s auf Konkurrenzkämpfen z. B. im Drogenmilieu gründen, jeglicher Grundlage, weil der Hells Angels MC in gesamt Deutschland nichts mit Drogengeschäften zu tun hat.«
    Dem stehen – neben zahlreichen Verurteilungen wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz – unter anderem auch die Aussagen des Düsseldorfer Milieu-Aussteigers Krystian »Leon« K. entgegen. Der berichtete im Mai 2010 der Sonderkommission »Bash«, dass der Drogenhandel in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt maßgeblich von den Rockern organisiert würde.
    Auch bekam der Frankfurter Hells Angel Peter B. 2009 zwei Jahre auf Bewährung, weil er in 18 Fällen Kokain, insgesamt waren es mehr als drei Pfund, verkauft hatte. Bei zwei seiner Clubkameraden hatten die Ermittler sogar 1,3 Kilo Koks gefunden. Und die Kieler Höllenengel Marcus C. und Reinhard T. wurden 2002 wegen gemeinschaftlichen Schmuggels von einem Kilo Kokain jeweils zu drei Jahren Haft verurteilt. Sie blieben dennoch im Club. Doch das nur am Rande.
    Generell setzen die Hells Angels bei unliebsamer Berichterstattung nicht nur darauf, sich deftig zu beschweren oder ihre Positionen nüchtern im Nachhinein auf dem Schriftwege kundzutun, sondern sie nutzen auch sehr geschickt presserechtliche Möglichkeiten – mitunter sogar gegen die Polizei.
    Wie oben bereits erwähnt, erhielt der damalige Sonderermittler des niedersächsischen Landeskriminalamts ( LKA ), Volker Kluwe, im Sommer 2009 umgehend Post von Hannovers Staranwalt Götz von Fromberg, nachdem Kluwe in mehreren Interviews vor den Entwicklungen in der örtlichen Rockerszene gewarnt hatte. Fromberg, der sich seinerzeit noch ein Büro mit Altkanzler Gerhard Schröder teilte, übermittelte in seinem Schreiben die Verärgerung des örtlichen Hells-Angels-Anführers Frank Hanebuth über die Einschätzungen der Polizei.
    Kluwe hatte in den Interviews deutlich Stellung bezogen. Seiner Ansicht nach sei es den Hells Angels in einem »Drei-Phasen-Modell« gelungen, tief in die Wirtschaftsstruktur der niedersächsischen Landeshauptstadt einzudringen, wo sie nun unter anderem als Immobilienkaufleute, Sicherheitsunternehmer und Getränkevertreiber viel Geld verdienten. SPIEGEL ONLINE hatte diese Vorgänge bereits im Dezember 2008 beschrieben. Trotz ihrer legalen Geschäfte sei es »reine Organisierte Kriminalität«, der die Hells Angels nachgingen, sagte der Leitende Kriminaldirektor Kluwe und ergänzte später, dass es für die Polizei zugleich immer schwieriger werde, den inzwischen im Geschäftsleben etablierten Rockern Straftaten nachzuweisen.
    Das blieb nicht ohne Folgen: Mit Götz von Fromberg ließ Angels-Boss Hanebuth seinen besten Mann auf den Polizisten los: »Wenn man davon ausgeht, dass Sie eine Ermittlungsgruppe mit acht Beamten führen«, schrieb Jurist von Fromberg an Kluwe, »kann mein Mandant erwarten, dass Sie für Ihre wörtlich zitierte Behauptung einen Wahrheitsbeweis antreten.« Es sei ihm jedoch kein Verfahren bekannt, in dem

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