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Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Diehl , Thomas Heise , Claas Meyer-Heuer
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und Akzeptanz für polizeiliche Maßnahmen« zu schaffen, die »Kooperationsbereitschaft der Bevölkerung« zu erhöhen, »das Sicherheitsgefühl der Bürger« zu stärken, »die Handlungsfähigkeit des Staates« zu betonen, »rechtskonformes Verhalten« der Rocker zu fördern und möglichst alle Polizisten zu sensibilisieren.
    Zu diesem Zweck hätten die Behörden eine »proaktive Medienarbeit« anzustreben. Das heißt, die Beamten sollen nicht warten, bis die Journalisten auf sie zugehen, sondern von sich aus die Initiative ergreifen. Der Grund: »In der medialen Darstellung wird teilweise ein unkritisches oder gar heroisierendes Bild von OMCG vermittelt.« Die Öffentlichkeitsarbeit der Ermittler müsse daher »die kriminellen Aktivitäten« der Rocker verdeutlichen und »einer Verharmlosung oder gar Glorifizierung« entgegenwirken.
    Auch wenn in der Praxis vielen Beamten ein pünktlicher Feierabend deutlich lieber ist als ihr aufklärerisches Wirken: Der sogenannte Rockerkrieg ist auch für Polizei und Innenministerien zur Propagandaschlacht geworden. Rocker und Staat versuchen, die Presse für ihre jeweiligen Zwecke einzuspannen, wobei sich die Beamten dabei zumeist peinlich genau an ihre Vorschriften halten. Exklusivität gegen Nähe – diese Deals gibt es mit deutschen Behörden nur selten.
    Die Hells Angels wiederum, als wahrscheinlich finanziell potenteste Gruppierung der OMCG -Szene, setzen stark auf ihre Internetauftritte, auf Imagefilme und Musikvideos. Das Problem ist nur: Die für illegale Geschäfte notwendige Ruhe, die ein Wegschauen der Polizei erst möglich macht, erreicht man auf diese Weise wohl nicht. Deswegen soll im Frühjahr 2010 ein perfekt inszenierter Friedensgipfel dafür sorgen, dass die Rocker wieder aus den Schlagzeilen verschwinden.

KAPITEL 13 ROCKER-GIPFEL IN HANNOVER
    Der Frieden und sein schnelles Ende
    Handschlag der Kuschelrocker
    D er Frieden kommt zu früh, er kann nicht warten. Die Journalisten drängeln. »Komm her, Peter«, röhrt Hannovers mächtiger Hells-Angels-Boss Frank Hanebuth nachmittags um Viertel vor vier und greift nach der Hand des Mannes, der bis vor kurzem noch so etwas wie sein Todfeind war: Peter Maczollek, Vize-Präsident der Bandidos in Europa, Statthalter in Deutschland.
    Es bricht ein Blitzlichtgewitter los, als begegneten sich zwei Staatsmänner. Kameraleute drängeln um den besten Platz in dem viel zu kleinen Raum, sie rufen: »Hierher, Peter, hierher, Frank!« Die Rockerbosse schauen verkniffen, streng, die Presse ist ihnen ein lästiges Übel, aber an diesem Mittwoch im Mai 2010 darf es, bitte schön, durchaus etwas Öffentlichkeit sein. Die Männer wollen eine Botschaft verkünden.
    Und so verliest der Hannoveraner Anwalt Götz von Fromberg, der Hanebuth seit Jahren vertritt, im Konferenzraum seiner Kanzlei die gemeinsame »Presseerklärung« der Hells Angels und Bandidos: »Beide Parteien haben vereinbart, zukünftig in friedlicher Koexistenz miteinander zu leben und sich gegenseitig zu respektieren und zu achten, ohne dass es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommt.« Die Rocker-Rivalen hätten eingesehen, trägt Fromberg weiter vor, »dass das Verhalten einzelner Mitglieder in der Vergangenheit zur starken Verunsicherung der Bevölkerung und auch der ganzen Bikerszene geführt hat«. Es bestehe »berechtigte Hoffnung«, dass der Konflikt nun beigelegt werden könne.
    Jeder Club wolle seine Mitglieder disziplinieren und Verstöße gegen den geltenden Frieden sanktionieren. Bislang hatten sich die mächtigen Rockerbosse im Streitfalle zumeist auf die Position zurückgezogen, jeder Ortsverein agiere eigenständig. Das soll nun anders sein.
    Man habe sich in den Verhandlungen in den vergangenen Wochen auf folgende Punkte verständigen können, sagt Fromberg und lehnt sich genüsslich zurück. Abwechselnd tragen jetzt vier der insgesamt sechs Rocker-Repräsentanten vor, und es klingt ein bisschen wie Harte-Kerle-»Dingsda«, als Hanebuth, Maczollek, Rudolf »Django« Triller und Leslav Hause verkünden:
»Beide Parteien haben vereinbart, dass Hells Angels nicht in die Städte der Bandidos gehen und umgekehrt.«
»Beide Clubs nehmen keine Member oder Ex-Member des jeweiligen anderen Clubs auf.«
»Beide Parteien vereinbaren, dass innerhalb eines Jahres ab heute keine Neugründung von Chartern beider Clubs erfolgt.«
»Nach Ablauf dieses Jahres werden Neugründungen nur nach Absprache beider Clubs durchgeführt. Es ist geplant, regelmäßige

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