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Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Diehl , Thomas Heise , Claas Meyer-Heuer
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darauf auf Anfrage: »Das war ein gemeinsamer Beschluss. Jetzt ist Ende im Gelände.« Wichtig ist dabei wohl auch die implizierte Botschaft an die »Brüder« in der Republik: Selbst wir Großen bringen Opfer für den Club, also zieht mit!
    Die Höllenengel schließen auch das Charter »Potsdam« und einen Ableger in Hamburg (»Southport«), während die Bandidos schon bald die Tätigkeit ihrer Chapter »Oberhausen« und »Leverkusen« einstellen. Gegen alle vier Clubs laufen zu diesem Zeitpunkt großangelegte Ermittlungsverfahren, offenbar wollen die Rocker den Behörden zuvorkommen.
    Ende Juli 2012 eröffnen die Hells Angels dann in Berlin vier neue Vereine, die sie »Northtown«, »Westtown«, »Easttown« und »Southtown« nennen. Der Vorteil dieser neuen Clubs scheint in den Augen ihrer Gründer auch zu sein, dass sie nicht eindeutig zu verorten sind. Denn daraus folgt wiederum, dass sich die Innenbehörde der Hauptstadt nicht so leicht zur zuständigen Verbotsinstanz erklären kann.
    Wichtig ist aber vor allem die grundsätzliche Haltung der Rocker, die Clubsprecher Triller so beschreibt: »Ich bleibe Hells Angel, wie alle anderen auch. Dafür brauchen wir kein Abzeichen, kein Charter.« Über das Ende eines Daseins als Rocker, so die Botschaft Trillers, entscheidet auf keinen Fall der Staat.
    Doch erst einmal ist volle Deckung angesagt. Hanebuth und Triller meiden die Öffentlichkeit, treffen sich nur noch heimlich und zeigen sich – wenn überhaupt – in den Kutten anderer Ortsvereine. Erfahrene Ermittler sind trotzdem überzeugt: »Keiner von ihnen wird von der Gang ablassen, das ist Teil ihres Lebens.«
    Generell gehen die Banden in dieser für sie schwierigen Zeit sehr planvoll und umsichtig vor. So entwerfen im Jahr 2012 drei europäische Hells Angels – darunter der Deutsche Triller – ein internes Strategiepapier (»For internal HAMC use only!«), in dem sie Vorschläge für eine Neuausrichtung der Gang machen: »Es ist an der Zeit, dass alle Mitglieder unseres großartigen Clubs anfangen, sich zu verteidigen. (…) Das ist ein Weckruf von wenigen an viele. Wir müssen jetzt handeln, unser Club ist im Belagerungszustand.«
    In dem 21-seitigen, auf Englisch verfassten Schriftstück beschreiben die europäischen Rocker-Vordenker sehr detailliert verschiedene Grade von Vereinsverboten und geben Handlungsanweisungen für die Betroffenen. So heißt es etwa, dass in Ländern, in denen bereits einzelne Charter geschlossen wurden, die Rocker sich mit der Situation auf »ernsthafte Weise« auseinandersetzen müssten. »Und wichtiger noch – zum Wohle des gesamten Clubs zusammenarbeiten!«
    Die Banden sollten ihre Angst vor Verboten ablegen und stattdessen Wege entwickeln, wie sie mit den Sanktionen umgehen könnten. »Der Club muss in Zukunft sehr flexibel sein.« Den Chartern drohten »drastische Veränderungen«, auf die sie vorbereitet zu sein hätten. Sollte ein Ableger geschlossen werden, müssten dessen Mitglieder unbedingt »bei ihren Brüdern bleiben«.
    Die Strategen der Hells Angels schlagen ihren Kameraden zugleich eine neue Struktur vor. Auf nationaler und auf europäischer Ebene sollen Gremien etabliert werden, die binnen kürzester Zeit weitreichende Entscheidungen treffen könnten: »So ließe sich die Reaktionszeit des Clubs von drei bis sechs Monate auf ein bis drei Wochen reduzieren, in manchen Fällen sogar auf Tage.«
    Im Grunde genommen geht es darum, eine Art nationaler und europäischer Geschäftsführung zu etablieren, die von den einzelnen Ablegern finanziert würde. Offenbar hat sich die bisherige Entscheidungsfindung im Rat aller Charter-Anführer als umständlich erwiesen. Den Planern schwebt auch schon ein Name für den Etat ihrer kontinentalen Rocker-Regierung vor: »Freiheitsfonds«.
    Zugleich werben die Autoren für ihre Idee eines Charter-übergreifenden Vorstandes, dem die örtlichen Bosse möglicherweise Kompetenzen und Macht übertragen müssten: »Denkt daran«, schreiben sie, »dass es für unseren Club absolut notwendig ist, dass einige Mitglieder an Nachrichten, Internetauftritten, Facebook-Profilen und mit Anwälten etc. arbeiten, jeden Tag.«
    Überhaupt scheint es bislang um das Binnenklima der Gang nicht besonders gut bestellt gewesen zu sein. Immer und immer wieder mahnen die Club-Vordenker in ihrer Ausarbeitung, die internen Streitigkeiten zu beenden und endlich zum Wohle der Hells Angels an einem Strang zu ziehen: »Wir brauchen nicht noch mehr Feinde, vor

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