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Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Diehl , Thomas Heise , Claas Meyer-Heuer
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drängen die US -Clubs auf den deutschen Markt, der große Möglichkeiten verspricht. Die Bandidos bandeln mit den gelben Ghostridern an, und die Hells Angels fühlen bei den Bones vor, ob die sich einen Wechsel zu der damals schon legendären Bande aus Amerika vorstellen können. Die Verhandlungen für den Bones MC führt Frank Hanebuth, es ist sein erster Auftritt als Rocker-Politiker, obwohl er damals noch nicht der ranghöchste Vertreter der Bande in Deutschland ist. Die Gespräche sind erfolgreich: Die Bones treten im November 1999 zu den Hells Angels über. Rasch steigen die Höllenengel von Randfiguren der deutschen Szene zum Schwergewicht auf, die Bandidos ziehen wenig später nach.
    Damit ist die Architektur des Milieus geschaffen, wie sie noch heute besteht, entscheidend gestaltet von Frank Hanebuth aus Hannover. »Wir hatten als Bones jeden Winkel in Deutschland gesehen. Wir wollten raus aus Deutschland und international fahren«, begründet Hanebuth im Nachhinein den Übertritt zu den Hells Angels. Die Behörden bewerteten die Rocker-Fusionen hingegen als strategische Entscheidung, um Macht und Geldquellen langfristig zu sichern. Das sieht Hanebuth natürlich anders. »So ein Quatsch! Sollen die Angels aus Amerika nach Hannover kommen und mir meinen Puff zurückholen, wenn der weg ist? Das würde ich schon selber machen«, so der Chefrocker.
    Der Aufstieg
    Zur Jahrtausendwende, Hannovers Gerd Schröder ist Bundeskanzler, schickt sich der Hells Angel Hanebuth an, das von ihm dominierte Rotlichtviertel umzugestalten. Die Weltausstellung Expo 2000 steht vor der Tür, und die allgemeine Modernisierungsmanie soll, bitte schön, nicht vor der Vergnügungsmeile haltmachen.
    Hanebuths Freund und Berater Götz von Fromberg schreibt einen Brief an den Polizeipräsidenten und den Oberbürgermeister von Hannover. Darin bittet der Jurist die Stadtspitze, den Zuzug ausländischer Prostituierter zu vereinfachen, und schürt zugleich die Angst vor kriminellen Albaner- und Kurdenbanden. Sollte das gewünschte Maßnahmenpaket zur Rettung der deutschen Zuhälter nicht umgesetzt werden, drohe Ungemach: »Die Bordellbetreiber werden also die Häuser verlassen, die Eigentümer werden neu vermieten oder verkaufen. Es bedarf keiner großen Phantasie, um herauszufinden, wer dann in das hannoversche Steintor-Milieu einzieht.«
    Doch Hanebuths und Frombergs Vision von der neuen, schönen Rotlichtwelt wird zunächst von Hanebuth selbst verhindert. Schuld sind das Ego des Hells Angels und seine erwiesene Unfähigkeit, einem körperlichen Konflikt aus dem Weg zu gehen. So eskaliert ein banaler Streit im Vereinsheim der Hells Angels zwischen Hanebuth und einem aufgepumpten Karatekämpfer.
    Es sind zwei Stiere, die da aufeinanderzurasen und irgendwann nicht mehr zu bremsen sind. Wer jetzt zurücksteckt, verliert das Ansehen der Gruppe. »Das Ganze hat zehn Sekunden gedauert. Rechte Gerade, linker Haken«, erinnert sich Hanebuth später. Sein Kontrahent erleidet einen Schädelbasisbruch und liegt wochenlang im Koma. Er überlebt nur knapp. »Gott sei Dank ist er nicht gestorben«, sagt Hanebuth, schaut nach oben und bekreuzigt sich. Entweder schauspielert er in diesem Augenblick, oder in dem Rockerpaten steckt tatsächliche Gottesfurcht.
    Bei einer Razzia im »Angels Place« findet die Polizei Blut des Opfers. Hanebuth räumt die Tat ein und muss wegen gefährlicher Körperverletzung für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis. Danach greift er seinen Plan wieder auf und forciert den Wandel des hannoverschen Vergnügungsviertels. Vom reinen Rotlichtkiez mit schmuddeligen Kneipen, Spielhallen und ranzigen Laufhäusern wird das Steintor zu einer modernen Amüsiermeile, in der Bars, Diskotheken und Puffs eine friedliche Koexistenz führen sollen.
    Das Konzept funktioniert. Hanebuths Kneipe »Sansibar« ist der erste Club am Platz, in dem getanzt und gesoffen wird. Es folgen weitere Neugründungen mit Namen wie »Intensivstation« oder »Heartbreak Hotel«. Die Kneipen werden nicht alle von Hells Angels betrieben, aber Hanebuths Sicherheitsfirma »Bodyguard Security« steht an jeder Tür. Ohne das Plazet des Paten geht nichts in dem Viertel, in dem das Partyvolk viel Geld ausgibt und die Rocker streng darauf achten, dass sich die solvente Kundschaft wohlfühlt. Wenn auch nicht immer mit legalen Mitteln.
    So werden Hanebuth nach eigener Aussage eines Tages Informationen zugespielt, dass sich Taschendiebe nach Hannover aufgemacht hätten, um am

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