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Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Diehl , Thomas Heise , Claas Meyer-Heuer
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Schutz von polizeilichen Informationsquellen (…) eine besonders hohe Bedeutung zu«, ist in einem vertraulichen Strategiepapier der Polizei zu lesen. Die Beamten sollten stets darauf achten, erstens in ihren Vermerken nicht zu viele Informationen preiszugeben und zweitens diese nur möglichst wenigen Kollegen zugänglich machen. Es habe sich bewährt, »den Kreis eingeweihter Personen nach dem ›Need-to-know-Prinzip‹ sinnvoll einzugrenzen.«
    Ironischerweise gerät ausgerechnet dieses grundlegende Dokument der Sicherheitsbehörden in Bund und Ländern den Hells Angels in die Finger. Auf welchem Wege ist ungeklärt.

KAPITEL 12 DAS FATALE DREIECK
    Rocker, Presse, Polizei
    Rocker? Wie langweilig!
    S ucht man in der Pressedatenbank des SPIEGEL mit dem Stichwort »Hells Angels« nach Artikeln, die im Jahr 2004 in deutschen Medien zu der Gang erschienen sind, findet man 447 Treffer – bei der Deutschen Presse-Agentur (dpa) sind es im selben Zeitraum sogar nur 23 Meldungen.
    Einer dieser Texte ist eine kurze Nachricht, dass ein führender Höllenengel wegen des schwunghaften Handels mit Drogen ins Gefängnis muss. Ein anderer thematisiert einen möglichen Anschlag der Rockergruppe auf einen Bauunternehmer in Berlin. Überwiegend aber sind die Berichte folkloristisch-harmlos. Die Rocker tauchen als Besucher von Boxkämpfen, als Türsteher in Reisereportagen, als Tätowierer oder Promi-Bodyguards auf. So weit, so langweilig.
    Der Münsteraner Kriminologe Klaus Boers fasst die landläufige Meinung zu den Bikerclubs seinerzeit mit der Einschätzung zusammen, dass Rockerbanden eigentlich Relikte vergangener Zeiten seien. Es handele sich bei den wilden Kerlen meist um ältere Herren, von denen einige klassische Rotlichtgeschäfte machten – Schutzgelderpressung, Prostitution, Drogenhandel. »Das reicht wohl, um davon zu leben«, sagt Boers im Winter 2007 und fügt hinzu: »Von Gang-Strukturen, wie sie in Amerika vorherrschen, sind wir weit entfernt.« Doch dann kommt der Rockerkrieg.
    Wiederholt man dieselbe Datenbanksuche für das Jahr 2010, erhöht sich die Zahl der Artikel zu den Hells Angels auf mehr als 3000 – bei der dpa wächst die Menge der Meldungen wiederum auf 657 an. Und das sind noch nicht einmal sämtliche Presseveröffentlichungen, die in Deutschland binnen dieses Jahres zu den Höllenengeln erschienen sind. Viele Lokal- und Regionalzeitungen erfasst das SPIEGEL -Archiv gar nicht, ganz zu schweigen von den zahllosen Radio- und Fernsehbeiträgen, die gesendet worden sein müssen und sich dutzendfach noch im Internet finden.
    Bei einer näheren Betrachtung der Artikel sticht zudem ins Auge, dass sich die Texte über die Rocker nicht nur vervielfacht haben, sondern auch länger geworden sind, kritischer und häufig besser recherchiert. Es geht nun öfter um Strukturen, Geschäfte, Hintergründe und auch um politische Forderungen sowie gesetzgeberische Maßnahmen zur Eingrenzung der Rockerkriminalität. Schon bald werden sich die Hells Angels daher bitterlich über die »Hetzkampagne« der Medien beschweren und daraus ihre Konsequenzen ziehen.
    In einem internen Strategiepapier der Bande unterstellen die Hells Angels den Behörden, absichtlich die »öffentliche Meinung über den Club vergiftet« zu haben. Die Medien seien bewusst manipuliert und eingespannt worden für die »Hexenjagd« von Polizei und Politik: »Von einem Tag auf den anderen«, schreiben die drei Autoren – allesamt sind sie hochrangige europäische Höllenengel, »wurde aus einem Bikerclub mit zuweilen schlechtem Benehmen und einigen kriminellen Elementen ein riesiges politisches Problem und eine Gefahr für die Gesellschaft.«
    Tatsächlich muss aus der Rocker-Perspektive die Flut der Berichte, die Aufgeregtheit der Debatte, nicht nur überraschend, sondern auch ungerechtfertigt erscheinen. Doch dass es überhaupt zu diesem gewaltigen Interesse deutscher Medien an den Outlaw Motorcycle Gangs kommt, daran sind die Motorradfreunde selbst alles andere als unschuldig. Allerdings sind sie nicht die Einzigen, die zu der Artikelflut über den tausendmalig ausgerufenen »Rockerkrieg« beitragen. Was also ist geschehen?
    Demonstrationen der Macht
    Die Menschen lieben Bilder, und die Presse liefert sie ihnen – das ist der Deal: Je besser die Aufnahmen, also je intensiver und aussagekräftiger, desto größer deren Verbreitung. Es gibt Motive, die gehen um die Welt, doch das ist selten. Meistens bekommt der moderne Medienkonsument den immer

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