Rockfords tödlicher Bluff
ich mir die Mühe sparen.«
»Steh auf und sei ein braver Junge. Hör zu, Rockford, ich nehme an, du bist ein ziemlich schlauer Bursche und weißt, was für dich gesund ist und was nicht. Deshalb werde ich dir einen Rat geben, und ich bin sicher, daß du ihn annimmst. Wenn nicht, bin ich nicht mehr nett zu dir. Dann spitze ich dir die Füße an und schlage dich in den Boden.«
»Ich kann einen Rat gebrauchen, ganz bestimmt«, sagte Rockford.
»Du bist Privatdetektiv und mußt deine Brötchen verdienen. Ich habe nichts dagegen. Du bist wenigstens kein Typ, der der Wohlfahrt auf der Tasche liegt. Ihr Klient hat einen Mord begangen, Mr. Rockford. Larry Kirkoff ist schuldig. Verstanden? Mord. Ich weiß es genau, und der Staatsanwalt, die Polizei und jeder Reporter in dieser Stadt wissen es auch. Warum also versuchen Sie, das Gegenteil zu beweisen?«
»Das war heute morgen«, erwiderte Rockford. »Ich arbeite nicht mehr für ihn. Ich kann ihn nicht besonders leiden.«
»Gute Idee, Rockford«, sagte der Mann. »Gute Idee.«
»Ich bin sowieso nicht viel weitergekommen.«
»Um so besser. Ich kann Larry Kirkoff nicht ausstehen. Ich halte es für eine Schweinerei, seinen Vater und seine Mutter umzubringen. Aber das ist nicht der Grund, warum ich will, daß Sie Ihre Nase nicht in diese Sache stecken.«
»In Ordnung«, nickte Rockford, bereit, allem zuzustimmen. »Ich verstehe.«
»Nein, Sie verstehen nicht, aber ich werde es Ihnen erklären. Da gibt es noch eine Sache, die nicht direkt mit den Kirkoff-Morden zu tun hat, aber damit zusammenhängt. Es geht um einen Grundstücksschwindel, der aufgedeckt würde, wenn der Staatsanwalt die Ermittlungen wiederaufnimmt. Dann könnte ich selbst ein bißchen Ärger bekommen, und Sie würden in einem Sarg enden.«
Der Mann griff in seine Jackentasche und zog einen Umschlag heraus.
»Damit Sie wegen den Schlägen nicht zu böse sind, werde ich zweihundert Dollar auf dem Vordersitz Ihres Wagens hinterlassen.«
»In Ordnung. Das ist wirklich nicht nötig. In Ordnung.«
»Ich bestehe darauf«, beharrte der Mann und warf den Umschlag durch das Wagenfenster.
Einer der Männer trat die Wagenscheinwerfer ein, ein anderer klappte die Motorhaube auf und riß eine Handvoll Leitungen heraus.
Als sich das Geräusch eines fahrenden Wagens entfernte, holte Rockford eine Taschenlampe unter dem Armaturenbrett hervor, reparierte die Kabel und hob seinen Zahn auf, den er in die Hemdtasche steckte. Aus seinem Mundwinkel lief ein dünner Blutfaden, als er durch die Dunkelheit fuhr und einen Polizisten suchte.
4
Sergeant Dennis Becker genoß die zweifelhafte Auszeichnung, der einzige Detektiv der University Police zu sein, der ein freundliches Wort für James Rockford übrig hatte. Dennoch zog er es vor, ein solches Wort nur im privaten Bereich zu sagen. Wenn er sich mit dem Privatdetektiv traf, dann geschah das meistens am Kon Taco-Stand auf der anderen Straßenseite, dessen Dach einem Sombrero nachgebildet war. Die Hutkrempe verbarg diese Treffen vor den Augen von Captain Harry Dell, einem leidenschaftlichen Rockford-Gegner.
Aber an diesem Abend war Becker gezwungen, sich mit Rockford nicht über einem fettigen Taco zu unterhalten, sondern an seinem Schreibtisch. Die Blicke der anderen Polizisten machten Becker verlegen, und er hatte es eilig, ein bestimmtes Formular zu finden.
»Los«, brüllte Becker, »hat hier niemand ein 409-Formular für Überfall?«
Rockford blickte angewidert, und im hellen Neonlicht der Polizeistation sah er nicht besonders vorteilhaft aus. Eine große Schramme zierte sein linkes Auge, und er Preßte ein Taschentuch an die Stelle, wo sich vor kurzem noch einer seiner Zähne befunden hatte.
»Ich glaube, ich muß ein 157 M-Formular benutzen und es hinterher ändern«, überlegte Becker.
»157 M!« rief Rockford aus. »Das ist Mord!«
»Es ist fast das gleiche Formular wie für Überfall, nur daß unten noch Platz für den Bericht des Leichenbeschauers ist.« Becker sah Rockford an und grinste. »Wer weiß«, fügte er hinzu. »Vielleicht hast du es bald nötig.«
»Das ist wirklich sehr komisch, Dennis. Wer bezahlt mir meinen Zahn?«
»Nimm die zweihundert Piepen, die dir der Tatverdächtige überlassen hat.«
»Zweihundert? Weißt du, was ein neuer Zahn kostet? Mindestens tausend.«
»Geh in eine Klinik. Erzähl ihnen, daß du bedürftig bist. Gott weiß, daß es stimmt.«
Becker schob das Formular in eine alte Remington-Schreibmaschine und begann auf den
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