Rockfords tödlicher Bluff
schnitt Rockford in Stücke und verzehrte ihn nach und nach.
Das Abenteuer heiterte ihn auf. Nach langen Lehrjahren war er schließlich ein guter Angler geworden. Vielleicht, überlegte er, sollte er dem Rat seines Vaters folgen und Unterricht im Angeln erteilen. Er würde wahrscheinlich nicht mehr Geld verdienen, aber er würde nicht so oft zusammengeschlagen werden, und man würde nicht so oft auf ihn schießen. Rockford beschäftigte sich eine Weile mit dem Gedanken, aber wie zu erwarten, vergaß er schließlich die ganze Angelegenheit.
Er hatte sich vom Fall Kirkoff gelöst und keine weiteren Gedanken daran verschwendet. Tawnia Baker hatte ihre anfängliche Begeisterung für Rockfords vergnüglich-chaotischen Lebensstil abgelegt und sich wieder der Jagd auf einen Mann gewidmet, der an der Schwelle des Todes stand und gleichzeitig reich war.
Von Larry Kirkoff traf kein Scheck ein, und nach de vierten Tag gab Rockford die Hoffnung auf.
»Wieder mal reingefallen«, sagte er sich in einem Tonfall, der andeutete, daß dieser Umstand zu seinem Ge schäft gehörte wie ein gebratenes Hühnchen zu eine sonntäglichen Picknick. Er schickte eine zweite Rechnun ab, dann trank er ein Bier und ging fischen.
Er nahm seine Crack 300-Angelrute, befestigte ein vier Meter lange Schnur daran, an deren Ende er eine künstliche Krabbe band und schlenderte zu einer Stell am Strand, wo gegenläufige Strömungen eine schmal Lücke in die Sandbank vor der Küste gebrochen hatte Es war ungefähr Mitte Oktober, und es wurde langsam frisch. Eine kühle Brise von See her fächelte sein Gesicht, als er die rosa Kunstkrabbe erfolglos in den Wogen pendeln ließ.
Beim zehnten Wurf der Angelschnur überraschte ih das Hüsteln eines Mannes, der ein paar Schritte hint ihm stand. Rockford drehte sich um und erblickte eine robusten Mann, der etwa Ende Sechzig sein mochte. Da Gesicht des Unbekannten war gebräunt; seine Züge waren gespannt und sahen angriffslustig aus. Er ähnelt einem Adler; gekleidet war er in offenbar recht teurer Freizeitkleidung.
»Guter Wurf«, sagte der Mann anerkennend.
»Danke.«
»Mr. Rockford, nehme ich an.« Es war eher eine Fest Stellung als eine Frage.
»Ganz recht«, sagte Rockford.
»Mein Name ist Warner Jameson«, sagte der Man und erwartete offenbar, erkannt zu werden.
»Nett, Sie kennenzulernen«, antwortete Rockford und schüttelte seine Hand.
»Man muß ziemlich groß sein, um mit einer Vier-Meter-Angel umgehen zu können«, erklärte Jameson sachverständig.
»In diesem Fall ist meine Größe ein Vorteil«, erwiderte Rockford. »Sonst verursacht sie eher Nackenschmerzen. Es ist so schwer, sich hinter kleineren Gegenständen zu verstecken.«
»Sie sehen nicht aus wie ein Typ, der sich versteckt«, sagte Jameson.
»Kommt darauf an, wer hinter mir her ist.«
»Da haben Sie recht«, bestätigte Jameson. »Mr. Rockford, ich würde gerne mit Ihnen die Frage diskutieren, ob ich Ihre Dienste in Anspruch nehmen soll.«
Rockfords Aufmerksamkeit war plötzlich voll da.
»Ich habe bereits einen Klienten«, schränkte Rockford ein. »Natürlich«, fügte er eilends hinzu, »bedeutet das nicht…«
»… daß Sie nicht zwei haben können. Ich stimme völlig mit Ihnen überein. Nichts schärft die Sinne so sehr wie zuviel Arbeit.«
»Und ein ausgeglichenes Bankkonto. Meine Gebühren betragen…«
»Mir ist egal, wie hoch Ihre Gebühren sind, Mr. Rockford«, unterbrach ihn der Mann. »Wenn Sie den Job übernehmen, zahle ich.«
Rockford zog die Plastikkrabbe ein, zog die Leine straff und betrachtete seinen neuen Klienten mit beträchtlichem Interesse.
»Wo haben Sie von mir gehört?« fragte Rockford.
»Im Telefonbuch. Ich habe Ihre Adresse im Branchenteil gefunden. Das hat mich interessiert. Die Gegend von Palos Verdes ist ungewöhnlich für einen Privatdetektiv, der nur Kriminalfälle übernimmt. Deshalb ging ich der Sache nach und habe den wahren Grund entdeckt, warum Sie mir helfen sollen.«
»Und der wäre?« wollte Rockford neugierig wissen.
»Sie sind ein Sportsmann, Mr. Rockford. Der Wohnwagen und alles… natürlich ist der einzige Grund warum Sie hier leben, die Lücke. Die Lücke in der Sandbank vor der Küste. Sieht aus wie einer der besten Fischplätze an der Küste. Stimmt's?«
Rockfords Gesicht leuchtete auf, und er strahlte vor Stolz.
»Sie sind der einzige Mensch, der das herausgefunde hat!« rief er aus. »Ich dachte immer, es wäre die natürlichste Sache der Welt. Hier kann man
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