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Rocking Horse Road (German Edition)

Rocking Horse Road (German Edition)

Titel: Rocking Horse Road (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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Botschaft selbst erreichte sie ziemlich schnell. Ein Demonstrant hielt eine Papptafel an einer Tomatenstange hoch, auf der stand: »Wir wollen keine Rassisten-Tour«. Auf einer anderen wurde die schlichte Gleichung aufgemacht: »Rugby = Rassismus«. Das war besonders einfach zu verstehen und dürfte die Gäste des Empire in eine ähnliche Stimmung versetzt haben, als wenn eine Lastwagenladung Schweinemist über sie gekippt worden wäre. Wir hielten übrigens auch nicht gerade viel davon.
    Tug Gardiner und Jase Harbidge waren an den Demonstranten vorbeigeradelt und befanden sich jetzt auf der anderen Straßenseite vor der Kneipe, die Füße auf dem Gehweg, aber noch im Sattel. Sie sagten später, sie hätten das wütende Murren der Männer gehört. Tug meinte, es sei ein tiefes Brummen gewesen, wie von einer alten Maschine, die langsam in Gang kam.
    »Was denken die eigentlich ... blöde Stänkerer ... verfluchte Bolschewiken, was wollen die hier ... mein Vater ist im Krieg gefallen ... schwule Säue ... rote Dreckschweine ... gute Familienväter, die immer den Sport ... Rugby ist mein Leben ... nur ein Spiel ... Rugby ist Rugby und Politik was andres ... was glauben die eigentlich, wer sie sind? ... mich einen Rassisten nennen ...  verfluchte Scheiße ... beschissene Schwuchteln und Kommunisten, die wollen doch bloß Ärger machen ... Arschlöcher ... hoffnungslose Fälle! ... Wichser!«
    Die Maschine nahm allmählich Fahrt auf.
    Die Demonstranten schienen nichts Böses zu ahnen. Wir erkannten die Gefahr lange vor ihnen. Sie befanden sich auf dem Gehweg derselben Straßenseite wie das Empire und sangen immer noch. Die elfenhafte Frau im violetten Kleid und der Mann von HART gingen voraus und hielten das Transparent. Die anderen folgten dicht hinter ihnen, in Viereroder Fünferreihen, die Mitte des Zuges ging etwas in die Breite, so daß einige auf die Straße gedrängt wurden.
    Als sie fast beim Hotel waren, sah sich die Spitze des Zuges einer Mauer wütender Männer gegenüber. Jegliche Fröhlichkeit war aus den Gesichtern der Zecher gewichen. Ihre Mienen waren versteinert, und sie hatten die Arme vor der Brust verschränkt. Der Gesang erstarb, und die Gruppe kam zum Stillstand. Ohne ein Zeichen der Verständigung wich die vorderste Linie zur Seite aus, vom Gehweg auf die Straße. Schweigend umgingen sie die Männer. Niemand hielt sie auf, aber das Murren der Männer wurde lauter. Manchmal erhoben sich lautes Grölen und Beschimpfungen daraus. »Wir wollen Rugby!«, brüllte plötzlich einer. »Wir wollen Rugby!«, fielen andere bierselig ein, und das wuchs sich zu einer akustischen Breitseite gegen die vorbeimarschierenden Demonstranten aus.
    Ein paar der Tourgegner, meist solche am Rand des Zugs, fingen an zurückzubrüllen. Auf beiden Seiten sahen wir jetzt wutverzerrte Gesichter, doch die meisten Demonstranten hielten die Köpfe gesenkt und vermieden jeden Blickkontakt mit den Männern. Sie beschleunigten ihr Tempo, offensichtlich schüchterte die finster aussehende, brüllende Menge sie ein. Ein paar der Jüngeren blieben stehen, obwohl sie dabei riskierten, von den anderen, die um sie herumgingen, zurückgelassen zu werden.
    Diejenigen, die stehenblieben, nicht mehr als ein halbes Dutzend, wandten sich den etwa fünfundzwanzig Biertrinkern zu. Nur ein paar Meter trennten die beiden Gruppen. Die Gäste des Empire waren körperlich weit kräftiger und bedrohlicher. Wir wußten, auf wen wir wetten würden, wenn die Situation eskalierte. Tiny Wilson war dabei, der spielte immer noch Zweite-Reihe-Stürmer in der Altherrenmannschaft des örtlichen Clubs. Mr. Bonniston, der Metzger, befand sich ebenfalls mitten im Geschehen. Der war alles andere als ein Weichei.
    Die Frau im violetten Kleid hob jetzt das Megaphon und blieb stehen, um sich an die Männer zu wenden. Wir konnten nicht hören, was sie sagte, aber sie erntete Hohn und Spott dafür. Sie schien die fünf oder sechs Männer direkt vor ihr anzusprechen. Irgendein Witzbold schrie etwas von »Lesben befingern«. Das hörten wir sehr genau. Alle Männer lachten.
    »Verpiß dich, Süße. Geh nach Hause! Hier will dich keiner haben.« Auch das hörten wir.
    Der Mann von HART trat ihr zur Seite. Auch er redete jetzt zu den Männern. Das Geschrei wurde lauter. Ein Mann bot eine wesentlich bessere Angriffsfläche als eine Frau. Nach wenigen Sekunden brüllte schon die ganze vordere Reihe auf ihn ein. Ein massiger Kerl, gut 1,80 Meter groß, mit einem gewaltigen

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