Rockoholic
Opa.«
»Und er fand sie genauso schrecklich, darum hat er sie auch nie angezogen. Deine Mum hat sie ihm nur gekauft, weil sie einen Kordelzug hat und dein Opa immer magerer wurde. Ich schau zu Hause mal nach ein paar meiner Klamotten von letzter Saison. Wozu legt man sich einen total neuen Look zu, wenn man dann schlabbrige Ramschklamotten trägt?«
»Cool«, sagt Jackson. Mac lächelt fast und dann sind wir so in unsere Ãberlegungen vertieft, welche Klamotten Jackson für sein neues Image braucht, dass wir nicht bemerken, wie Cree eine Stufe nach der anderen die Treppe hochpoltert, um zu gucken, was das ganze Trara soll. Sie steht in der Badezimmertür und sieht Jackson an. Ihre Nasenlöcher blähen sich, ihre Unterlippe verschwindet, und noch ehe wir uns versehen, legt sie den Kopf in den Nacken und fängt an zu heulen.
Mac geht zu ihr hin und nimmt sie auf den Arm. »Was ist denn los?« Sie klammert sich an ihn wie eine Klette, schnieft und wimmert in seinen Armen. Sie sieht noch immer Jackson an.
»Cree, es ist alles okay«, sage ich ihr. »Es ist Mann.« Cree schüttelt den Kopf, mit bebenden Nasenflügeln.
Ich gehe auf sie zu und lege ihr meine Hand auf den Rücken. Sie zittert. »Cree, das ist Mann. Er hat bloà keine Haare mehr. Nimm die Linsen raus, Jackson. Damit siehst du echt ziemlich fies aus.»
Jackson dreht sich zum Waschbecken, nimmt die Kontaktlinsen heraus und legt sie in den kleinen Behälter zurück. Er dreht sich zu Cree um. »So besser?«
Sie schnieft noch einmal kräftig, dann lockert sie langsam den Griff um Macs Hals und streckt ihre Arme nach Jackson aus.
»Was will sie?«, fragt er mich.
»O Mann, du Pfosten! Sie will zu dir«, sagt Mac. Jackson ist darüber sichtlich schockiert, trotzdem nimmt er sie Mac aus den Armen. Sofort schmiegt sich Cree an seine Brust, noch immer schniefend, und hält ihn ganz fest. Sie hat ihn wirklich nicht erkannt.
»Sie hat dich wahnsinnig lieb«, sage ich, mehr zu mir selbst als zu irgendjemand anders.
»Ich weià nur nicht, warum«, erwidert er und sieht sie an, als wäre sie ein kleiner Blutegel, der bei einem medizinischen Aderlass sein Blut saugt.
»Ich auch nicht«, murmelt Mac und geht aus dem Badezimmer und dann die Treppe hinunter nach unten.
Jackson hält Cree fest, aber er gibt ein seltsames Bild ab mit einem Kind im Arm. Sie kuschelt mit ihm, aber er kuschelt nicht wirklich mit ihr, er lässt sie einfach gewähren. Lässt sie gewähren, weil sie klein ist. Unfertig. Weil sie das Potenzial hat, eine Person zu werden, der er trauen kann, vielleicht. Nicht wie ich. Ein ausgewachsener, fertiger, nicht vertrauenswürdiger Fan, der nur sein designtes Image liebt. Cree ist total unbedarft, so wie er, als er noch jung und unschuldig war und gerade erst am Anfang stand.
»Wollen wir ein bisschen mit der Schnecke spielen? Im Garten?«, fragt er in seiner kinderfreundlichsten Stimme. »Wollen wir Roly eine Freundin suchen?« Sie nickt an seiner Schulter, dann hebt sie den Kopf und starrt ihn an. Sie tätschelt seinen Schädel.
Er tätschelt auch seinen Kopf. »Gefälltâs dir?« Er lächelt sie an.
Sie runzelt die Stirn. »Was hast du mit deim Kopf gemacht?«
KAPITELÂ 20
MACS BLOG
Ich habe gute Tage und schlechte Tage und sie lassen sich am besten beschreiben durch die Musik, die ich dann jeweils gerne höre. Green-Day-Tage sind gute Tage. Nirvana-Tage sind Tage voller Zweifel, wenn es gilt, einen Knoten in meinem Hirn aufzupfriemeln. Queen-Tage waren die Tage, die ich mit Opa, Mac und Cree verbracht habe, wenn wir im Auto nach Weston Park oder Glastonbury unterwegs waren, laut mitgrölend, headbangend und lachend â unglaublich glückliche Tage. Und jeden Tag gibtâs mindestens zweimal The Regulators auf die Ohren, einmal morgens beim Aufwachen und dann noch mal abends zum Einschlafen. Mir fällt auf, dass ich schon seit Tagen keine Musik mehr gehört habe. Vermutlich fühlt sich mein Hirn deshalb an wie zerknülltes Papier â ich brauche von Zeit zu Zeit einen Trommelschlag oder ein Basswummern, das hilft mir beim Glattbügeln.
Der heutige Tag war anfangs noch ganz klar ein Nirvana-Tag, aber jetzt schlägt er um in einen Hole- oder Distillers-Tag, jedenfalls irgendwas in die Richtung wütender Ãstrogen-Rock. Ich bin frustriert und panisch, alles auf einmal, ein
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