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Rockoholic

Rockoholic

Titel: Rockoholic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Skuse
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doch noch Cree abholen.«
    Â»Ja, ja. Ich werde so gegen fünf zurück sein. Tschüs, Cree.«
    Seine Schwester löst vorsichtig ihre Klammerhand von Jacksons Hals, um ihm zum Abschied zu winken, misstrauisch, da er sie womöglich doch noch hochnimmt und fortbringt. Aber das tut er nicht. Er geht und sie hat den Mann für sich allein, also ist sie glücklich.
    Eine überzeugende Tarnung ist das A und O bei einer verdeckten Operation. In den meisten Stücken von Shakespeare, an denen ich in der Schule kläglich gescheitert bin, zieht jemand entweder die Klamotten des anderen Geschlechts an oder stellt sich tot oder versteckt sich, und fast immer nimmt es ein gutes Ende. Außer vielleicht bei Romeo und Julia , wo Julia sich tot stellt und Romeo sich daraufhin umbringt, aber daran versuche ich nicht zu denken.
    Und so probieren wir eine von Mums Blondierungen bei Jackson aus, aber seine Haare nehmen die Farbe nicht an. Es ist einfach dunkelbraun mit einem Hauch von Gold. Er sieht aus, als hätte ich gerade eine Ladung Glitzerstaub über ihm ausgekippt. Cree will mir unbedingt helfen seine Haare zu waschen, fängt aber mittendrin an sich zu langweilen und seift sich stattdessen lieber die Hände ein und schmiert sie am Toilettensitz ab.
    Â»Dann schneide es ab«, schlage ich vor.
    Â»Hast du schon mal Haare geschnitten?«, fragt er.
    Â»Nein. Aber Männerfrisuren sind doch ein Klacks, oder? Ich hab früher immer zugesehen, wenn Mum Dad die Haare geschnitten hat.«
    Â»Okay.«
    Er scheint zu allen Schandtaten bereit, und so gehen wir hinunter in die Küche, wo ich Mums Beutel mit Haarschneideutensilien unter der Spüle finde. Cree beschließt ihrer Puppe aus dem Stegreif auch eine neue Frisur zu verpassen, setzt sie neben Jackson auf den Hocker und bindet ihr ein Geschirrhandtuch um. Sie muss eher hacken als schneiden, weil ihre stumpfe Bastelschere bei Haaren nicht so gut funktioniert.
    Ich fange an seine Spitzen abzuschneiden. Schnipp, schnipp, schnipp. Er hält meine Hand fest. »Hast du einen Haarschneider oder elektrischen Rasierer, irgendwas in der Art?«
    Â»Ã„h, ja, ich glaube schon«, sage ich. »Dad hat seine Haare eine Weile auf Stufe zwei geschnitten, falls das was hilft.«
    Â»Ich denke, wir sollten nicht lange fackeln.«
    Â»Hä?«, sage ich. Dann geht mir auf, dass er den Haarschneider meint. »Du willst es abrasieren?«
    Â»Ja. Ich bin für mein Haar bekannt, also ab damit. Man wird mich dann nicht mehr so leicht erkennen können.«
    Â»Bist du dir sicher, dass du das willst?«
    Ich lege die Schere auf die Frühstücksbar und bücke mich, um nach der Haarschneidemaschine im Schrank zu suchen. Sie liegt ganz hinten unter einem Stapel Staubtücher.
    Â»Ja«, sagt er. »Stell die kürzeste Schnittstufe ein.«
    Cree hält die Schere mit beiden Händen und versucht ihrer Puppe den Hals durchzumetzeln, mit hochkonzentriertem Gesicht, die Zunge zwischen den Lippen.
    Â»Jackson …«
    Â»Mhm.«
    Ich umrunde ihn und sehe ihm ins Gesicht. »Was willst du machen, wenn du getarnt bist?«
    Â»Verschwinden.«
    Â»Wohin?«
    Â»Weiß ich noch nicht.«
    Â»Wenn ich dir nun …« Der Vorschlag erscheint mir richtig. Vielleicht gehe ich damit auch zu weit. Ich meine, ich habe erst ungefähr fünf Sekunden darüber nachgedacht, aber … »Wenn ich dir nun Geld geben würde, damit du das Land verlassen kannst.«
    Â»Das würde immer noch nicht für einen Düsenrucksack reichen.«
    Â»Würde es schon. Fünftausend Pfund sollten ausreichen, dich irgendwo hinzubringen.«
    Â»Fünftausend Pfund?«, kreischt er. »Woher zum Teufel hast du so viel Geld?«
    Â»Mein Opa hat’s mir hinterlassen. Ich kann zu DFD gehen und ihm fünftausend Pfund anbieten, damit er dich außer Landes bringt.«
    Â»Ã„hm, ausgeschlossen. Kei-ne Chan-ce. Ich nehme kein Geld von dir an. Du bist noch ein Kind. Und dir das Erbe deines Opas wegnehmen, Himmel, das geht gar nicht. Ich bin vielleicht ein Blödmann, aber ich bin kein totales Arschloch.«
    Ich schalte den Haarschneider an. Bsssssssssss . »Ich will aber, dass du das Geld nimmst«, sage ich. »Opa wollte, dass ich irgendwas mache. ›Don’t dream it, be it.‹ Das waren seine letzten Worte an mich.«
    Â»Das heißt aber nicht, dass du das Geld dem erstbesten dahergelaufenen

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