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Rockoholic

Rockoholic

Titel: Rockoholic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Skuse
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Jackson. Es ist Jackson.
    Bevor mir richtig klar ist, was geschieht, rennen Mac und ich los, preschen den Weg entlang auf das Geräusch zu. Da erklingt es noch mal und noch mal und wir legen einen Zahn zu. Ich versuche zu verstehen, was er da schreit, was er da ununterbrochen schreit. Quieh. Quieh. Quieh. Quieh.
    Und dann kapiere ich, was er da schreit.
    Cree.

KAPITEL 23
MAC TAUCHT AB
    Wir sprinten zum höher gelegenen Teich, und als wir dort ankommen, steht Jackson einfach nur am Rand und sucht das Wasser hektisch mit den Augen ab.
    Â»Wo ist sie?«, schreit Mac, rast ans Teichufer und springt sofort ins Wasser, dass es zu allen Seiten hoch aufspritzt. Meine Hand greift automatisch nach dem Mondstück in meiner Jackentasche. Cree ist nirgends. Ich suche den Teich ab. Er sieht endlos aus und still und dunkel von Schilf.
    Â»Sie ist hinter dem Ball hergerannt!«, schreit Jackson. »Sie ist reingefallen. Ich war nicht rechtzeitig da. Ich hab nicht gesehen, wo.«
    An einer Seite mündet der Teich in einen kleinen Wasserfall, der das Wasser in ein kleineres Becken leitet, und von dort fließt es in den Bachlauf, der sich durch die gesamte Senke zieht.
    Wenn sie sich nun im Schilf verheddert hat? Wenn sie nun in den Sog des Wasserfalls geraten ist? Das ist ein Gefälle von drei Metern bis zum nächsten Becken. Sofern sie nicht ertrinkt, bevor sie unten ankommt. Ohne meine Augen von der Stelle zu nehmen, an der Mac ins Wasser gesprungen ist, bücke ich mich und fange an die Schnürsenkel an meinen Turnschuhen aufzubinden.
    Â»Sie ist einfach verschwunden. Den einen Moment war sie vor mir, im nächsten war sie weg.«
    Mein Herz ist eine Riesenpranke, deren Finger auf eine Tischplatte trommeln. Mac wird sie nicht finden. Ich weiß einfach, dass er sie nicht finden wird. Ich warte. Was habe ich gleich noch mal im Erste-Hilfe-Kurs gelernt? Verschaffen Sie sich in einem Notfall erst mal einen Überblick über die Situation. Er taucht auf und holt tief Luft.
    Â»Wo zur Hölle ist sie?«, kreischt er.
    Â»Sie war genau hier!«, schreit Jackson zurück. »O mein Gott.«
    Â»Warum bist du nicht gleich reingesprungen, du beschissener Feigling!« Er verschwindet wieder unter der Wasseroberfläche, bevor Jackson antworten kann. Ich schlüpfe aus meinem Körper heraus. Ich befehle mir selbst aufzuwachen. Nichts passiert. Ich warte. Und ich warte. Ich knete den Mondstein zwischen den Fingern und bete zu Opa, dass er mich leiten soll, mir sagt, was ich tun soll. Mac taucht auf und hektisch wieder unter, aber da ist nichts. Ich kicke mir die Schuhe von den Füßen und lasse mich ins Wasser gleiten. Ich warte. Ich kann gerade eben so den Grund unter den Füßen spüren. Er ist kiesig und schleimig. Meine Fußsohlen rollen über schroffe Steine, während meine Finger das Wasser durchkämmen auf der verzweifelten Suche nach Anhaltspunkten. Ich atme ein und warte einfach. Mein Herz schlägt mir in der Kehle. Der Teich ist dermaßen trübe, dass ich noch nicht mal meine eigene Hand sehen kann. Es fühlt sich an, als wäre Cree schon seit Ewigkeiten verschwunden, aber es können nur Sekunden sein. Es ist noch Zeit. Es ist noch Zeit.
    Ich will weinen und nie wieder aufhören. Aber ich suche weiter, stehe einfach bloß da, blöd und hilflos, und schaue, meine Hände sausen durchs Wasser, vor und zurück, vor und zurück. Ich warte, ich weiß nicht, worauf. Ich weiß einfach nur, dass ich hierbleiben muss, nicht untertauchen darf. Einfach bloß warten. Warte. Warte. Du wirst sie gleich sehen, warte einfach. Nicht untertauchen. Einfach. Warten.
    Und dann sehe ich es. Wenige Meter von mir entfernt im Schilf. Eine weiße Sandale.
    Ich tauche sofort unter und schwimme blind an die Stelle, wo ich die Sandale gesehen habe, strecke die Hände aus und packe zu – eine Sandale, eine Socke, ein Bein, ein Körper und dann ruckt etwas. Schilf. Sie hängt fest. Ich schiebe ihren Körper nach oben und spüre, wie das Schilf zerreißt, hoch, hoch, hoch an die Oberfläche. Schilf bedeckt mein Gesicht, meinen Mund, meine Zunge. Ich schlucke Dreck. Aber sie ist draußen. Und ich bin mit ihr draußen. Und ich höre den wundervollen Klang ihres lauten Heulens.
    Ich wate durch das Schilf zum Ufer hin. Ich strecke mich nach dem trockenen Land aus und kämpfe mich aus dem Schlamm, einen Arm fest um Cree geschlungen. Ich

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