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Rockoholic

Rockoholic

Titel: Rockoholic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Skuse
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ausgemalt hatte. Und in meiner Vorstellung ist es auch nicht länger er, der für mich singt. Es ist Mac.

KAPITEL 25
BROWN EYED GIRL
    Der Freitag kommt mit grauem Himmel und Nieselregen vor den Fenstern. Macs Handy ist den ganzen Morgen lang ausgeschaltet. Ich schätze mal, er will noch immer nicht mit mir reden, darum lasse ich’s dabei bewenden. Als Mum und Halley endlich weg sind, kommt Jackson ins Haus und ich sage ihm, dass er heute Abend abreisen wird. Ich schiebe alle Gedanken, dass ich ihn nie mehr wiedersehen werde, beiseite und helfe ihm dabei, in meinen schwarzen Rucksack ein paar Wechselklamotten und eine neue Zahnbürste einzupacken. Ich schlucke die aufsteigenden Tränen hinunter, als ich im Schrank nach Lebensmitteln mit langem Haltbarkeitsdatum wühle – Bohnen, Cracker, Käse. Den ganzen Vormittag über wage ich es nicht, ihn länger anzusehen, weil mich immer wieder dieser Gedanke heimsucht. Dieser unerträgliche Gedanke, dass er nach zehn Uhr dreißig heute Abend für immer verschwunden sein wird. Vor dem Konzert hatte ich mir immer die Poster und die Zeitschriftenartikel und die Fernsehinterviews angeschaut und mir gesagt, dass ich ihn eines Tages mal auf der Bühne sehen würde und dann wüsste, dass er wirklich existiert. Aber ab halb elf Uhr heute Abend ist Schluss damit. Er wird als Jackson Gatlin in das Auto steigen, und wenn er wieder aussteigt, wird er nur noch der unscheinbare Thomas Gordon sein. Ein Nobody.
    Jackson kann’s kaum erwarten. Er redet die ganze Zeit davon, was er alles machen wird. Von den Klippen in Indonesien, von denen er springen wird. Von der Kunstgalerie in Australien, die er besuchen wird. Von dem Blütenbaum in Japan, unter dem er sitzen wird. Der Tag fliegt nur so dahin, wie galoppierende Pferde, die ich nicht aufhalten kann, egal wie doll ich meine Hacken in die Erde stemme.
    Um vier Uhr gehe ich in die Stadt in den Papierwarenladen und kaufe Mac eine riesengroße »Hals und Beinbruch«-Karte. Ich beschrifte sie noch im Geschäft. Dann latsche ich zu dem schicken Blumenladen und kaufe einen wunderhübschen Strauß schwarzer Rosen und mache mich dann auf zum Playhouse . Ich will Mac sehen, selbst wenn er mich nicht sehen will. Ich öffne die Tür am Bühneneingang und sehe eine Schar von Leuten mit weiß geschminkten Gesichtern, Korsetts und Strapsen. Sie halten Plastikbecher und Kekse in den Händen und kommen von unten aus der Schauspielerkantine. Sie schlängeln sich an mir vorbei wie ein langer bunter Fluss und sehen mich schief von der Seite an, so als wäre ich hier der Freak. Ich halte einen moppeligen Kerl an, der sich als Ann Rackham mit Perücke entpuppt.
    Â»Haben Sie Mackenzie Lawless gesehen?«
    Â»Ja, er ist in seiner Garderobe«, sagt sie und schließt sich dann wieder dem Schauspielertrupp an, der nach oben in den ersten und zweiten Stock verschwindet.
    Ich folge dem Korridor, der parallel zur Bühnenrückfront verläuft, in Richtung Garderobe Nummer eins, die etwas abgelegen ganz am Ende liegt. Die Tür ist zu. Ich kann Musik hören. Ich gehe dichter heran. Es ist wieder dieses Lied – Brown Eyed Girl . Ich klopfe an. Nach einer kurzen Weile und ziemlich lautem Gepolter bricht die Musik ab und die Tür schwingt auf. Mac steht vor mir. Und zum ersten Mal weiß ich, was ich empfinde, wenn ich ihn ansehe. Ich spüre den Donnerschlag.
    Â»Oh«, sagt er. »Ich dachte, du wärst Geoffrey. Ich bin meine Eröffnungsnummer jetzt ungefähr sechsmal durchgegangen. Ich hab die Nase voll.« Er macht mit dem weiter, was er getan hat, bevor ich hereingeplatzt bin: Er zieht sich um. Er schleudert sich die Turnschuhe von den Füßen. Ich betrete den Raum, umklammere noch immer die Grußkarte im XL-Format und den Strauß schwarzer Rosen. Er dreht sich zu mir um und lässt den erhobenen Zeigefinger in der Luft kreisen, um mir zu verstehen zu geben, dass ich mich umdrehen soll, damit er seine Strümpfe anziehen kann.
    Â»Wozu?«, sage ich. »Ich hab dich doch schon nackt gesehen.« Und dann möchte ich mir am liebsten die Zunge abbeißen, denn mir fällt wieder ein, dass ich bloß einmal heimlich einen Blick auf ihn erhascht habe, als er bei uns zu Hause geduscht hat. Ich weiß, das war ein bisschen spannermäßig, aber er kam gerade aus dem Badezimmer, ich kam aus meinem Zimmer, sein Handtuch rutschte herunter, er

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