Rockoholic
griff danach, ich sah seinen Hintern. Das war alles, was ich zu sehen gekriegt habe. Ehrenwort.
»Quatsch, dermaÃen betrunken bin ich noch nie in deinem Beisein gewesen«, sagt er. »Na los, umdrehen.«
Ich drehe mich um. »Warum bist du deine Eröffnungsnummer sechsmal durchgegangen? Du kennst sie doch in- und auswendig.«
»Kannte ich, ja«, sagt er leise. »Aber heute habe ich Nervenflattern, gerade wenn ich es am wenigsten gebrauchen kann.«
»Du hast nie Nervenflattern. Ich hab immer Nervenflattern.«
»Kommst du heute Abend?«, fragt er.
Ich drehe mich wieder um. Er trägt ein langärmeliges schwarzes Oberteil, das übersät ist mit Strasssteinen, und hat ein Badehandtuch um die Hüfte.
»Klaro. Erste Reihe. Auf dem Nachhauseweg hole ich gleich mein Kostüm beim Verleih ab und Jackson wird mich schminken.« Ich überreiche ihm die Karte und die Blumen. Er lächelt die Präsente an, nicht mich, legt die Karte auf den aufgeräumtesten Schminktisch, den ich je in meinem Leben gesehen habe, und die Blumen in das Waschbecken zu einem anderen StrauÃ, den er ebenfalls bekommen hat. Ich gehe zu den Blumen hinüber und fummele an der kleinen Begleitkarte herum.
»Von wem sind die?«
»Ein Entschuldigungsstrauà von meiner Mum«, sagt er und setzt sich vor den Schminkspiegel. Die Strähne in seinem Haar ist rot. »Sie kommt nur für die erste Spielhälfte.«
»Sie kommt?« Ich bin baff.
Er nimmt das Glätteisen und fängt an damit sein Haar zu bearbeiten. »Ja, keine Ahnung, was in sie gefahren ist. Sie geht in der Pause nach Hause und Dad kommt dann zur zweiten Spielhälfte. Sie wollen Cree nicht bei einem Babysitter lassen.« Er kramt in seinem Make-up-Täschchen und fördert Handdesinfektionslösung, Foundation und Mascara zu Tage. Er schraubt die Mascara auf und fängt an sich die Wimpern zu tuschen. »Er hat noch nie, noch nie mals eine meiner Aufführungen gesehen.«
Wow. Was ich gesagt habe, hat offenbar Wirkung gezeigt. Ich kannâs nicht fassen. Ich kann nicht fassen, dass sie für heute Abend eine Lösung gefunden haben, die beiden ihrer Kinder gerecht wird. Ich möchte ihn umarmen, aber er ist zu beschäftigt Wimperntusche aufzutragen. Seine Hände zittern.
»Soll ich mal?«
»Nein, schon okay«, sagt er. Ich sauge einen Atemzug tief in meine Lunge ein und stoÃe ihn wieder aus. Er wirft mir einen kurzen Blick zu. »Ich trau mich gar nicht dich zu fragen, wieâs dir geht, nach dem, wie du letztes Mal auf diese Frage reagiert hast.«
»Jackson geht fort. Heute Nacht. Und er freut sich drauf.«
»Wird auch Zeit.« Es ist bloà leise dahingemurmelt, aber ich höre es trotzdem. Dann dreht er sich zu mir und lässt von seinen Wimpern ab. »Er geht echt weg? Wohin? Wie?«
Ich schlucke. »Ãber DFD. Ich weiÃ, was du jetzt sagen wirst, aber er hat alles in die Wege geleitet.« Mac starrt mich bloà an. »Er kriegt das gebacken, das weià ich.«
»Was hast du gemacht??«
»Ich habe DFD Geld gegeben.«
»Du ⦠dein Opa hat dir das Geld geschenkt!«, kreischt er.
»Ja, ich weiÃ, wo ichâs herhabe, vielen Dank auch. Und er hat mir zu verstehen gegeben, dass ich damit anstellen kann, was ich will.«
»Er wollte, dass du etwas damit anstellst! DFD wird dein Geld das Klo runterspülen, Jody! Du hättest es genauso gut verbrennen können. Dämliche Kuh! Du hättest so viel mit dem Geld machen können.«
»Nein, hätte ich nicht«, sage ich. »Ich hatte keine Ahnung, was zur Hölle ich damit machen sollte. Ich hab die Kohle gar nicht gewollt, das hab ich dir doch gesagt. Mir ist Geld scheiÃegal. Wenn ich Opa dafür zurückbekommen hätte, dann hätte ich DFD jeden einzelnen Penny gegeben.«
»Wie viel hast du ihm denn gegeben?«
Ich willâs ihm eigentlich nicht sagen, aber er sieht mich so glupschäugig an, dass ich glaube, wenn ichâs nicht tue, ploppen seine Augen jeden Moment aus den Höhlen. »Fünf.«
»FÃNF RIESEN.«
»Ja, fünf Riesen. Keiner sonst wollte mir helfen, richtig?«
»UND ER WIRDâS AUCH NICHT TUN.«
»Doch, wird er. Ich weiÃ, dass erâs macht.«
Mac schüttelt den Kopf und setzt sich wieder an seinen Schminktisch. Seine Stimme ist jetzt ruhiger, aber es schwingt ein hasserfüllter
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