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Rockoholic

Rockoholic

Titel: Rockoholic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Skuse
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okay, du kannst ihn haben, nimm ihn«, beharre ich und pikse ihn damit in die Wange. Das Riegelende in meiner Faust ist ganz matschig, so fest quetsche ich es zusammen.
    Â»Ich mache, was du willst … aber bitte … kein Drama«, sagt er, als würde ich ihm ein Messer und keinen Curly Wurly an die Wange halten.
    Er starrt den Riegel bloß an. Wieder verschwimmt alles vor meinen Augen. Ich blinzele, um klare Sicht zu bekommen, und als ich die Augen wieder aufmache, steht er da mit erhobenen Händen. Keiner guckt zu uns herüber, alle kümmern sich um Pash oder haben selbst Atemprobleme, so dass sie nichts mitkriegen. Ach du Schreck. Er glaubt, es wäre eine Waffe. Jackson glaubt, mein Curly Wurly wäre ein Messer!
    Â»Nein. Das ist doch kein …«
    Er dreht sich zur Tür, und ohne auch nur einmal darüber nachzudenken, lege ich ihm die Hand auf den Rücken und wir gehen los. Ich blicke hinter mich. Niemand beobachtet uns. Niemand beobachtet uns!
    Â»Wo gehen wir hin?«, fragt er, als er durch die Tür stolpert.
    Â»Ã„h … nicht reden!«, sage ich. Und während wir hinaus in die kalte Nacht marschieren, versuche ich nicht auf die Mac-Hälfte meines Gehirns zu hören, die mir sagt: Was zum Teufel tust du da? Er glaubt, das ist ein Messer. Er glaubt, dein Curly Wurly ist ein Messer! Sag ihm, dass es nur Staniolpapier ist, sag ihm, dass es nur ein Missverständnis ist. Lass ihn gehen! Lass ihn gehen!
    Aber ich kann ihn nicht gehen lassen. Ich kann einfach nicht.
    Geh weiter. Geh weiter. Geh weiter. Schau nicht zurück. Niemand sieht uns, bitte, mach, dass uns niemand sieht!
    Und dann sind wir auch schon draußen. »Nimm die Hände runter«, sage ich ihm und er macht es.
    Die Tür schließt sich leise hinter uns und wir stiefeln über den stillen Busparkplatz auf ein großes Eisentor zu. Ich schaue hinter mich. Niemand ruft uns. Niemand hält uns auf. Zwei Wachmänner gucken Fußball auf einem kleinen Fernseher in dem Pförtnerhäuschen neben dem Eingangstor. Wir nähern uns ihnen und ich verlangsame meine Schritte. Bitte, mach, dass sie uns nicht sehen. Wir gehen an ihnen vorbei. Mein Hörvermögen ist dermaßen im Eimer, dass ich nicht mal hören kann, was sie quatschen. Mach, dass sie uns nicht sehen. Es ist, als würden sie durch eine Papprolle sprechen. Aber sie bemerken uns nicht, und als wir durch das Tor sind und draußen den Bürgersteig an der Hauptstraße erreicht haben, reiße ich mir meine Fleecejacke herunter und ziehe sie Jackson über den Kopf. Er zittert. Er geht langsam und seine Füße schlurfen über den Boden wie bei einem bockigen Kind. Ich lotse ihn um Abfalleimer und Poller und Burger-Schachteln herum, bis wir am Haupteingang der Arena vorbeikommen, und dort überqueren wir die Straße. Er murmelt etwas.
    Â»Was?«
    Â»Wo bringst du mich hin?«, murmelt er wieder, irgendwo unter meiner Fleecejacke.
    Ich habe keine Ahnung, was ich ihm sagen soll. Ich zermartere mir das Hirn und versuche mich an Filme zu erinnern, in denen Leute als Geisel genommen werden. Was sagen die Gangster dann immer? Ich will ihm nicht sagen, dass er verdammt noch mal das Maul halten soll. Er ist immerhin noch mein Held. Ich will ihn einfach nur bei mir haben, das ist alles, was ich weiß. Das ist alles, was ich momentan will. »Geh einfach weiter«, sage ich und er macht es, langsam.
    Fans tummeln sich draußen vor der Arena und Schwarzhändler versuchen noch immer Karten zu verticken für ein Konzert, das so gut wie gelaufen ist. Ein paar Typen stehen am Straßenrand und verkaufen Tourneeposter und billig aussehende T-Shirts mit dem Logo der Band drauf und für eine Sekunde will ich stehen bleiben und eins kaufen, aber dann denke ich, dass nichts, was ich jetzt kaufen könnte, auch nur annähernd an das herankommt, was ich bereits habe.
    Realitätstest: Ach, du meine Fresse! Was habe ich getan?
    Aber ich beschließe es einfach zu ignorieren. Denk nicht nach, mach einfach. Denk nicht nach, mach einfach . Wir gehen an allen vorbei, durch ein Meer von Dosen, Flaschen, Flyern und Fähnchen hindurch, über die Straße rüber zu Macs Auto. Es steht genau da, wo er’s gesagt hat, unter einer Laterne, mit eingeschalteter Warnblinkanlage.
    Ein Polizeiauto rauscht vorbei, gefolgt von einem Krankenwagen. Panik steigt in mir auf. Schon okay, sie kommen nicht wegen

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