Rockoholic
tief in Gedanken versunken ist und uns nicht gesehen hat, aber vermutlich ist das zu viel gehofft.
Zusammen schleppen wir Jackson die Stufen hinunter zum Hintereingang des Pubs.
Um vom hinteren Teil des Pack Horse in den Wohntrakt zu kommen, muss man nacheinander drei Türen passieren. Zum Glück hat Mac die Schlüssel, trotzdem ist das Ganze ein Riesenakt, weil wir Jackson jedes Mal an die Wand lehnen müssen, während ich ihn halte und Mac die Tür aufschlieÃt und sie aufdrückt und dann wieder zu mir zurückflitzt. Ich fühle mich wie Chunk in Die Goonies , als er zusammen mit dieser Leiche in dem Eisschrank festsitzt. Jacksons Gewicht lastet schwer auf mir, sein Kopf hängt über meine Schulter. Er brabbelt vor sich hin.
»Pst«, flüstere ich, während ich darauf warte, dass Mac die nächste Tür aufschlieÃt. Sein Brabbeln wird lauter. »Bitte, pst!«
Da fängt er an zu weinen.
»Was ist los? Alles in Ordnung?«
»Nichts. Nichts ist in Ordnung! Ich will das nicht, ich mach das nicht. Ich mach das nicht mehr!«
»Was machen? Wovon redest du?«
Irgendwann mal, wenn ich nicht dermaÃen müde und verwirrt und in Sorge darüber bin, was Mac sagen wird, wenn er morgen sein Auto aufmacht und den beiÃenden Geruch von Pisse und Frittenfett riecht, werde ich auf das alles hier zurückblicken und mich wegschmeiÃen vor Lachen.
Wir gehen die Hintertreppe hoch und ich muss Jacksons volles Gewicht schleppen, weil er den Gebrauch seiner Beine komplett eingestellt hat. Wir schaffen es, ihn bis ans Ende des Flurs zu den hinteren Schlafzimmern zu schleifen, als â¦
»Kenz? Bist du das?« Die Stimme seiner Mum.
Mac hält Jackson schnell eine Hand vor den Mund, um sein Gewimmer zu dämpfen. »Ja«, ruft er zurück.
»Hast du auch überall wieder richtig abgesperrt?«
»Ja, hab ich.«
»Gute Nacht.«
»Nacht, Mum.«
Als wir endlich im Zimmer sind, purzeln wir alle drei auf mein schönes sauberes Doppelbett, auf dem jetzt allerdings der Länge nach ein mit Pisse und Kotze versiffter Rockstar liegt.
»Ich hole den Schlafsack aus der Wäschekammer«, sagt Mac keuchend. »Da kann er drin schlafen und ich nehm das Bett. Du kannst in meinem Zimmer pennen.«
»Nein, ich will bei ihm bleiben.«
»Jody, wir kennen den Kerl nicht, okay? Das ist ein Fremder.«
»Für mich nicht.«
»Doch! Nach dem, was wir in der letzten Stunde alles zu sehen gekriegt haben, sollte dir das eigentlich klar sein.«
»Er ist kein Fremder. Du kennst ihn doch aus meinen Zeitschriften, aus meinen DVDs.«
»Ja, genau wie du. Und das war alles, was du von ihm gekannt hast. Aber dann hast du ihn auch noch live und in Farbe erlebt. Heute Abend, du erinnerst dich?«
»Heute Abend hat er bloà etwas genommen, was er nicht hätte nehmen sollen. Vielleicht hat er ja auch eine verdorbene Aspirin-Tablette erwischt. Mein Opa hat Aspirin überhaupt nicht vertragen. Einmal, da hat er â¦Â«
»Dein Opa hat von Aspirin Hautausschlag gekriegt. Er hat nicht versucht sich von einer Brücke zu stürzen.«
Ich räuspere mich missbilligend. Untypisch für mich, ich wusste nicht mal, dass ich mich missbilligend räuspern kann. »Morgen wird er wieder auf dem Posten sein. Ich will bei ihm bleiben. Und wenn er sich nun noch mal übergeben muss? Kommst du mich dann etwa wecken?«
»Du bleibst nicht mit ihm allein hier. Basta.«
»Okay. Dann bleibst du eben auch hier bei uns.«
Mac seufzt, die Hände in die Hüften gestemmt, dann fährt er sich mit der Hand durchs Haar. Er sieht aus, als würde er jeden Moment im Stehen einschlafen. »Ich hole den Schlafsack.«
»Mac?« Er dreht sich um. »Er braucht ein paar Klamotten. Unterhosen. Er ist ein bisschen â¦Â«
Mac hebt eine Hand hoch, damit ich nicht weiterspreche. »Da ziehe ich die Grenze.«
Ich finde die Vorstellung, meinem Idol die vollgepissten Unterhosen zu wechseln, auch nicht gerade prickelnd, aber was sein muss, muss sein, also ist es okay. Ich trage für Jackson die Verantwortung, niemand sonst. Er ist mein Held. »Ich mach das schon, kein Ding«, sage ich ihm. »In der Krippe wechsle ich andauernd die Schlüpfer der Kinder, wenn sie ein kleines Missgeschick hatten.«
»Ja, aber er ist ein einziges Riesenmissgeschick, Jody«, sagt Mac, als er den Raum verlässt.
Ich
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