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Rockoholic

Rockoholic

Titel: Rockoholic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Skuse
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fort. »Richtigen Kaffee. Ich muss auch einen Internetzugang haben. Und eine Zahnbürste mit weichen Borsten. Ich will mir die Zähne putzen.«
    Er scheucht mich mit wedelnden Händen aus dem Raum.
    Ich wechsle schnell mein Oberteil und ziehe ein altes Slipknot-T-Shirt über, werfe alles Kotzebeschmierte für die nächste Wäsche auf einen Haufen und versuche mich währenddessen daran zu erinnern, was er mir alles aufgetragen hat zu kaufen. Zigaretten. Alles andere habe ich vergessen.
    Auf dem Weg in die Stadt renke ich mir vor lauter Gähnen fast den Kiefer aus und zermartere mir das Hirn, was er genau gesagt hat. Obst, keine Bananen? Karamell-schieß-mich-tot mit Obst und Eiweiß? Seine blöden Blackberrys – oder meint er einfach Brombeeren? Mit jedem Schritt, den ich gehe, möchte ich umkehren und ihn noch mal fragen, aber ich weiß, dass er mir vermutlich den Kopf abreißen würde. Das ist nicht der Jackson, den ich kenne. Aber anscheinend will er bei mir bleiben. So viele Fans auf der Welt – und er sitzt ausgerechnet in meiner Garage. Ich muss alles in meiner Macht Stehende tun, um ihn glücklich zu machen.
    Die Läden öffnen gerade, als ich ins Stadtzentrum komme. Ich kann mich nicht mehr an das Karamell-Zeug erinnern, also besorge ich ihm einen Strauß Freesien und eine Auswahl an Früchten (einschließlich Brombeeren) im Supermarkt und eine Zahnbürste in der Drogerie. Ich weiß nicht mehr, welche Zigaretten er will, aber der Kioskbetreiber will mir sowieso keine verkaufen, weil ich noch keine achtzehn bin. Also husche ich nach nebenan in den Charity-Shop und frage dort, ob sie irgendwas annähernd Guccimäßiges im Angebot haben. Die Frau sieht mich ziemlich lange an.
    Â»Schon okay«, sage ich. »Ich guck mich einfach selber mal um.« Ich schaue auf alle Etiketten, aber auf keinem steht Gucci oder Dolce & Gabbana. Aber mir fallen zwei ziemlich neue T-Shirts ohne Label in die Hände, ein Paar Jeans mit einem Loch im rechten Knie und ein schwarzer Kapuzenpulli und ich kaufe die Sachen. Ich bin mir wegen Jacksons Schuhgröße nicht sicher, aber ich schätze, wenn er meine Doc Martens okay findet, dann müsste eine 41 in Ordnung sein. Allerdings sehen alle Schuhe im Laden so aus, als wäre ein Rasenmäher drübergeschrubbt, also beschließe ich stattdessen meinen Kleiderschrank zu plündern, sobald ich wieder zu Hause bin.
    Ich bin zufrieden mit meiner Ausbeute. Es ist ein gutes Gefühl, sich zur Abwechslung mal um jemand anders zu kümmern. Verantwortlich zu sein für das Wohlergehen eines anderen, auch wenn dieser andere mit mir redet, als wäre ich ein Haufen Hundescheiße. Ich kümmere mich ja sonst um niemanden, außer in der Kinderkrippe, aber das ist schließlich mein Job, dafür werde ich bezahlt. Aber hierfür werde ich nicht bezahlt, und wie’s aussieht, stelle ich mich ganz gut an.
    Jackson hat offenbar in den Kartons gekramt. Als ich zurückkomme, blättert er gerade in einem Kochbuch. Er ist noch immer halb nackt, bloß dass er jetzt ein Paar von Opas Urlaubsshorts trägt, so dass ich nicht länger Angst haben muss, automatisch zu seinem Schritt zu gucken, wenn er die Seite mit Jamie Olivers Würstchen-Eintopf aufschlägt. Er steht auf und durchwühlt die Tüten in meinen Händen. Er zieht nacheinander die T-Shirts heraus und wirft sie sich über die Schulter.
    Â»Falsch, falsch, falsch«, singt er. Er nimmt die Zahnbürste und studiert die Verpackungsaufschrift. »Mittlere Borstenstärke, falsch!« Er holt Stück für Stück das Obst heraus und wirft es mit Karacho an die Wand. Er kippt die Schale mit den Brombeeren vor mir auf dem Teppich aus und schleudert die Äpfel einzeln an die Wand hinter mir. »Fleckig. Fleckig. Fleckig. Und was soll das hier sein?«
    Er zerrupft die Freesien. Sie liegen zu meinen Füßen am Boden. Ich starre sie an, bis mir das Wasser in meinen Augen die Sicht verschleiert.
    Â»Wo ist mein Kaffee? Und meine Kippen?«
    Â»Hab ich nicht mitgebracht«, flüstere ich.
    Â»Wie?«, sagt er und legt sich eine Hand hinters Ohr.
    Â»Hab ich nicht mitgebracht. Ich hab vergessen, was du mir gesagt hast«, stammele ich. »Ich bin noch nicht achtzehn. Der wollte mir keine Zigaretten verkaufen.« Es kommt wie aus dem Nichts, ich hätte nicht gedacht, dass es passieren würde, aber ich fange

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