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Rockoholic

Rockoholic

Titel: Rockoholic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Skuse
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an Rotz und Wasser zu heulen. Ich sehe ihn an, aber sein Gesicht ist unverändert. Hart und spöttisch. Und ich dachte, ich würde ihn glücklich machen …
    Â»Mann, besorg mir einen Kaffee, sofort, ja? Mir egal, was für welchen. Schwarz. Lauwarm.«
    Ich marschiere aus der Garage wie ein Roboter, aber einer, der heult und schnieft, schaffe es bis an die Hintertür, schaffe es bis zum Wasserkocher, schalte den Kocher ein und schlage mir die Hände vors Gesicht. Ich stehe vor dem Fenster und flenne, schluchze, kreische. Ich bin dermaßen müde. Ich werde so lange nicht ruhen, bis er zufrieden ist, bis für ihn gesorgt ist. Das ist jetzt mein Job. Es ist so wie bei der Arbeit. Ich muss erst sicherstellen, dass es den Kindern gut geht, bevor ich an mich selbst denken darf. Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Es ist bereits nach zehn, also bin ich viel zu spät dran für die Arbeit. Es ist total sinnlos, jetzt noch hinzugehen. Ich werde sagen, dass ich krank war oder so. Ich nehme den roten Becher vom Tassenständer und suche ganz hinten im Schrank nach der Cafetière, die Mum zu Weihnachten gekriegt hat, aber nie benutzt. Ich finde auch ein Päckchen Kaffee. Haltbar bis Januar 2009. Hm. Ich fülle einen Löffel Kaffeepulver in die Cafetière und warte, bis das Wasser im Kocher brodelt. Es macht Klick. Ich gieße ein. Ich warte. Ich drücke die Kaffeepresse herunter. Ich gieße den Becher halb voll und gebe einen Schuss kaltes Leitungswasser dazu. Ich halte meinen kleinen Finger hinein. Mehr kaltes Wasser. Noch immer zu heiß. Mehr kaltes Wasser. Genau richtig. Mein Finger puckert und ist rot. Ich bringe den Kaffee zu Jackson.
    Er lümmelt auf den Kissen und streckt eine Hand nach dem Becher aus, während er träge im Jamie Oliver blättert. Ich prüfe den Kaffee zum dritten Mal, um ganz sicher zu sein, dass er die richtige Temperatur hat, dann drücke ich ihm den Becher in die Hand.
    Â»Ist der umgerührt«, sagt er, ohne mich auch nur ein einziges Mal anzusehen. Ich greife nach dem Löffel im Becher und rühre.
    Â»NEIN!«, schreit er. »Gegen den Uhrzeigersinn, du Vollidiotin! Jetzt kann ich ihn nicht mehr trinken.«
    Jetzt reicht’s. Das lasse ich mir nicht länger bieten. Ich reiße ihm den Becher aus der Hand, drücke seinen Oberkörper mit den Knien nach hinten in die Kissen und schütte ihm den Kaffee direkt auf den Mund. Er wehrt sich, gurgelt, japst, hustet und prustet. Der Kaffee spritzt auf seine Brust, seinen Nacken und das Kochbuch.
    Â»Da!«, sage ich schwer atmend und lasse den Becher auf den Teppich fallen. »War das jetzt das Ende der Welt? Nein. Bist du dran gestorben? Bloß weil jemand deinen Kaffee verkehrt herum umrührt, heißt das nicht, dass du ihn nicht mehr trinken kannst!« Ich stoße mich von ihm ab und rappele mich hoch, drehe mich zur Tür um. Mein Herz bollert heftig gegen meinen Brustkorb. Ich hasse ihn. Ich hasse ihn dafür, dass er eine so vernichtende Enttäuschung ist. Aber was habe ich erwartet? Vollkommenheit? Davon ist das hier Lichtjahre entfernt. »Warum bist du nur so ein Arschloch«, flenne ich. Er wälzt sich in den Kissen, hustet. Ich zittere. »Ich hab dir mein Leben gewidmet.«
    Er zuckt mit den Schultern. »Das … ist nicht mein Problem.«
    Â»Stimmt. Es ist mein Problem.« Ich marschiere zur Tür und öffne sie. »Los, hau ab. Wenn du dich so benimmst, kannst du gehen. Ich hab mir das alles ganz anders vorgestellt.«
    Er wischt sich mit dem Unterarm über sein nasses Gesicht. » Was hast du dir denn vorgestellt? Hast du gedacht, du könntest mich wie ein Haustier halten? Als jemanden zum Hätscheln, jemanden für lauschige kleine Spaziergänge zu zweit, jemanden, dem du Gutenachtgeschichten vorlesen kannst?« Er reibt den Schlüssel zwischen Finger und Daumen, als wäre ihm das ein Trost.
    Â»Hau einfach ab!«, schreie ich.
    Er rührt sich noch immer nicht. Also stampfe ich zu ihm hin, packe ihn am Arm und bugsiere ihn zur Tür. Er wehrt sich und stemmt seine Hacken in den Boden wie eine Kuh, die sich dagegen sträubt, in den Schlachthauslaster zu klettern. Seine nackten Füße schrammen über den Teppich.
    Â»NEIN, NEIN, NEIN!«, protestiert er und krallt sich mit der freien Hand am Türrahmen fest.
    Â»DOOOCH!«, brülle ich. Ich ziehe. Ich zerre. Und als ich ihn bis hinaus auf den

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