ROD - Die Autobiografie
vor gern gesehen war, trotz des Zwischenfall zwei Jahre zuvor. Ich sollte bei einem besonderen Ereignis in Windsor Castle auftreten, nämlich zu Ehren der Schirmherren des Prince’s Trust, der Wohltätigkeitsorganisation, dessen Botschafter Penny und ich sind. Penny saß während des Essens neben Prinz Charles. Als die Kellner mit dem Hauptgang hinter Penny auftauchten, erzählte Charles gerade eine Anekdote. Penny blickte ihm in die Augen, weil sie dachte, es würde so von ihr verlangt, und hievte eine Portion Fleisch auf das Tischtuch zwischen ihnen. Charles’ Kommentar: »Ach, keine Sorge, das passiert mir dauernd«, und dann bedeckte er das Missgeschick mit seiner Serviette. Guter Typ.
Jedenfalls zählt es zu den Dingen, die ich an meiner Frau schon bald zu schätzen lernte: Dass man nie so recht weiß, was sie als Nächstes tun wird, und dass hin und wieder der Schalk in ihren Augen aufblitzt und sich Frechheit unter die Freundlichkeit mischt. Auf Tour in Australien, vor acht Jahren, fuhren wir an einem besonders heißen Tag zurück zum Hotel, leicht angesäuselt nach der Besichtigung mehrerer Weingüter, als plötzlich eine endlose Weite von Feldern vor uns lag, auf denen sich riesige Heuballen stapelten. Der Anblick inspirierte Penny dazu, aus dem Wagen zu springen, über den Zaun zu klettern und loszurennen, wobei sie ein Kleidungsstück nach dem anderen von sich warf bis auf die Unterwäsche, um dann einen fernen Ballen am Horizont zu erklimmen und mir von dort zuzuwinken. Das wiederum ließ mich aus dem Auto springen und ihr laut rufend hinterherlaufen, bis ich mich auf dem Heu zu ihr gesellte und wir uns umarmten. Inzwischen hatten zwei oder drei Autos hinter uns angehalten, also rief uns der Fahrer zu, wir sollten zurückkommen. Wir rannten los, sammelten Pennys Sachen unterwegs ein und hüpften wie blöde kichernd auf die Rückbank.
Bei unseren ersten Verabredungen war sie immer leicht nervös, und ich versicherte ihr ständig, dass es völlig okay sei, wenn sie sich an den Gesprächen beteiligte, statt sich zurückzuhalten. Schon früh in unserer Beziehung verbrachten wir einen Abend in Ronnie Woods Haus in Wimbledon. Woody ist gut befreundet mit Jimmy White, dem Billardspieler, der zu seiner Zeit eine große Nummer in diesem Sport war – und kein Kind von Traurigkeit. Irgendwann im Laufe des Abends blickte White in die Runde und sagte: »Ich brauche einen Freiwilligen für einen Trick.« Penny meinte wohl, dies sei ein guter Augenblick, aus ihrem Schneckenhaus herauszukommen und zu zeigen, dass sie Spaß verstand: »Ich mach es.«
Für Whites Trick musste sie sich rücklings auf Woodys Billardtisch legen, mit dem Hinterkopf auf dem Tuch und einem Golf-Tee zwischen den Zähnen. White legte einen roten Ball auf das Golf-Tee und erklärte, er wollte vom anderen Ende des Tisches aus die weiße Kugel so springen lassen, dass sie die rote vom Tee stieß und im linken Loch hinter Pennys Kopf versenkte.
Ich sah mir das an und dachte: Hoffentlich kriegst du das auch hin, Mann.
Es gab ein scharfes Klacken, die weiße Kugel sprang von Whites Queue, verpasste die rote und knallte Penny voll ans Kinn. Es klang nach ausgeschlagenen Zähnen, aber sie hatte nur eine Prellung. White entschuldigte sich überschwänglich, aber ich war außer mir. »Wir gehen«, erklärte ich. Was wir dann auch taten – in etwas frostiger Atmosphäre.
Während einer Reihe romantischer Seereisen wuchs unsere Hingabe füreinander. Schon früh entführte ich Penny auf die Bahamas zu einem Urlaub mit acht alten Freunden von mir, was für sie befremdlich hätte werden können, aber sie fügte sich wunderbar ein. Bei ihrer Ankunft erwartete sie im Gästezimmer als Überraschung eine komplett neue Garderobe mit Kleidern und Schuhen von Dolce & Gabbana. Es war nicht ganz einfach gewesen, die richtige Schuhgröße herauszufinden, aber ich löste das Problem ganz pfiffig, indem ich die Schuhe selbst anprobierte. Waren sie für mich etwas zu eng, dann war ich mir sicher, dass sie Penny passten. Und ich sollte recht behalten.
Außerdem fuhren wir in meinem Lamborghini-Cabrio durch die Provence, wir beide ganz allein – eine Reise, die wir im Laufe der Jahre mehrmals wiederholten und die uns schließlich bewog, uns dort unten ein eigenes Ferienhaus zuzulegen. Penny flog während unserer vierjährigen Suche mehrmals nach Frankreich und fand schließlich das perfekte Haus in den Hügeln oberhalb von Nizza, das uns heute noch gehört und das
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