Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
Vom Netzwerk:
Gatte, bedeckte dich hier mit Marmor. Der Wille des Schicksals gab mir diese Frau am Tag, an dem wir geboren wurden. (
CIL
VIII 152, Sommet el Amra, Tunesien)
     
    Abb. 6. Zusammenarbeit im Laden eines Metzgers: Die Ehefrau führt die Bücher, der Gatte hackt das Fleisch. Grabrelief, 2. Jh. n. Chr.
    Eine vergleichbare Partnerschaft verkörpert auch das Händlerehepaar Aquila und Priscilla, Zeltmacher in Rom und dann in Korinth, aus der Apostelgeschichte (18,1 – 3). Quellen aus Ägypten belegen, dass Frauennicht nur Gehilfinnen waren, sondern auch selbst Unternehmen besaßen. In Briefen und Dokumenten auf Papyrus liest man von Frauen aus der breiten Bevölkerung (aber auch aus der Elite), die Ackerland besitzen und damit handeln (Rowlandson, Nr. 180), von Frauen in Lohnarbeit (Rowlandson, Nr. 130), als Geschäftsinhaberinnen und im Kreditverkehr (Rowlandson, Nr. 182 – 184, 190), in Vermietung und Einkauf von Kamelen (Rowlandson, Nr. 186 – 187, 192), in vielen Geschäftsbereichen also, die allgemein Männern zugeordnet waren. Das Dossier der Tasoucharion aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., eine kleine Sammlung von fünf Briefen an den Bruder Neilos, zeigt eine Frau, die sich eingehend mit den Details verschiedener Geschäfte befasst. Hinweise auf ihre soziale Stellung fehlen, aber die geschäftlichen Einzelheiten lassen an eine gewöhnliche Frau denken. Auch Artemidors
Traumbuch
nennt geschäftlich tätige Frauen, zum Beispiel eine Frau, »die etwas zu veräußern hat« und »einen Vertrag« darüber abschließt (2,65); eine andere Frau, die einen Kaufvertrag unterschreibt, wird so beiläufig erwähnt, als sei der Vorgang alltäglich (4,30).
    Gegenüber der immer noch verbreiteten Auffassung, Ägypten sei ein Sonderfall, ist auf pompejanische Graffiti zu verweisen, die die ägyptischen Zeugnisse bestätigen und zeigen, dass ägyptisches Material durchaus repräsentativ für die Verhältnisse insgesamt ist. So ist etwa eine gewisse Faustilla als Geldverleiherin tätig, die Schmuck als Pfand für ein Darlehen entgegennimmt:
     
    Am 15. Juli Ohrgehänge an Faustilla. Für einen Denar nahm sie ein As Zinsen, insgesamt 30. (
CIL
IV 8203/Krenkel, S. 61)
     
    Dieselbe oder eine andere Faustilla nahm eine Anleihe auf, anscheinend in einer Bar, denn das Folgende wurde an die Wand gekritzelt:
     
    November. Von Faustilla 8 Asse als Zins für 15 Denare. (
CIL
IV 4528)
     
    Andere Arten von Erwerbstätigkeit sind von Frauen eher zu erwarten. Der Beruf der Hebamme oder Wehmutter ist schon durch seine Bezeichnung als weibliche Domäne definiert. Auch wenn Ärzte und Ärztinnen zur Verfügung stehen, gilt in der Normalbevölkerung die Hebamme als die Expertin, die zu einer Geburt gerufen wird. Aus Ägypten liegen zahlreiche Verträge für Ammen vor. Meistens werden Ammen für Findelkinderangestellt, selten für die Kinder von Freien, Letztere sind allerdings besser bezahlt (Rowlandson, Nr. 231). Auch Haushaltshilfen sind meist Frauen, wenn nicht Sklaven zur Verfügung stehen. Die Gewohnheit, für ein Darlehen die Dienste einer Frau, oft einer Tochter, anzubieten, ist für Ägypten vielfach bezeugt; unklar ist allerdings, wie weit sie im Römischen Reich insgesamt verbreitet war.
    Auf der Bühne der Öffentlichkeit waren Frauen, wie wir gesehen haben, in »männlichen« Unternehmungen aktiv, traditionell aber standen ihnen nur gewisse weniger angesehene Betätigungsmöglichkeiten offen. Auf der Bühne im eigentlichen Sinn war eine Anzahl Frauen an Aufführungen und anderen Veranstaltungen beteiligt. Dies geht zum Beispiel aus einem ägyptischen Vertrag für eine Tänzerin und einige Kastagnettenspieler hervor:
     
    Abb. 7. Unterhaltungskünstlerinnen: Tänzerinnen auf einem Stofffragment aus dem spätantiken Ägypten.
    Sosos, Sohn des Sosos, Nachfahre von Syrakusanern, hat sich an Olympias … aus Attika [?Athenerin], Tänzerin, verdingt, mit Zopyros, Sohn des Marikkos [?], Nachfahre von Galatern, als ihrem Vormund verhandelnd, als Flötenspieler mit ihr zu arbeiten, für 12 Monate vom MonatHyperberetaios des 16. Jahres an für einen Lohn von 45 Bronze-Drachmen im Monat. Und Sosos hat im Voraus von Olympias 50 Bronze-Drachmen erhalten. Er wird es nicht versäumen, zu jedem Fest oder anderen Verpflichtungen, bei denen Olympias anwesend ist, zu erscheinen, und wird sich ohne Bewilligung der Olympias keinem anderen zur Verfügung stellen. Der Bewahrer des Vertrages ist Olympichos, Sohn des Herodotos, Kleopatreus … (Rowlandson, Nr.

Weitere Kostenlose Bücher