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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
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Ehemann sein ökonomisches Interesse an der Beziehung bewusst zu machen; auch eine sehr bescheidene Mitgift konnte für einen Handwerker oder kleinen Geschäftsmann ins Gewicht fallen. Auch Kinder boten einen gewissen Schutz. Dank der kulturellen Bedeutung von Ehe und Familie und dem Wunsch nach Erben verfügte die Frau in der Beziehung über ein begrenztes Druckmittel, da ihre aktive und passive Beteiligung gefordert war. Auch die dem Ideal entsprechende Partnerschaft zwischen Mann und Frau konnte gelegentlich Wirklichkeit werden; und unter weniger idealen Umständen wussten die Männer den praktischen Wert der Frau als Mutter, Haushaltaufsicht und Gehilfin in wirtschaftlichen Belangen zu schätzen, was ihr Geltung verschaffte. In anderen Fällen ging der Beitrag einer Frau zum Bestand der Familie über die Leistungen der hilfreichen Ehefrau hinaus. Landbesitz, eine bedeutende Erbschaft, Beziehungen, die über ihre Familie liefen – all das waren Schecks in Griffnähe, die eingelöst werden konnten, wenn ein Ehemann allzu unabhängig agierte und seine Frau ihr Wohl und das ihrer Familie bedroht sah. Aber auch das starke Band der Zuneigung und Kameradschaft, das viele Beziehungen prägte, sollte nicht unbeachtet bleiben. Arrangierte Ehen – in der Welt der gewöhnlichen Menschen die Norm – waren in der Regel alles andere als gefühlskalt. Die Annahme, dass das Paar schon in die Beziehung hineinwachsen werde, wurde oft auch Realität. Die kulturellen Erwartungen, ergänzt durch den Druck vonseiten der Familie und die Verbundenheit durch die Kinder, bewirkten eine Situation, in der die Ehe gelingen konnte.
    Glückte die Ehe nicht, standen der Frau unterschiedliche Möglichkeiten offen, ihrerseits Druck auszuüben. Sie konnte den Einfluss von Verwandten geltend machen, sie konnte ihren Mann ohne allzu viel Zartgefühl an ihre Leistungskraft erinnern. Sie konnte aber auch in Zauberei und Magie ihre Rettung suchen, um den Ehemann und die Situation unter Kontrolle zu bringen. Nicht wenige Männer sahen in der Magie die gefährlichste Waffe der Ehefrau, eine Folge ihrer Überzeugung, dass Frauen ganz allgemein zur Magie Zuflucht nahmen, um in zwischenmenschlichenBeziehungen ihren Willen durchzusetzen – auch dies die stillschweigende, uneingestandene Bestätigung, dass die Frauen dem Mann in seiner »männlichen« Welt machtlos gegenüberstanden.
    Zauberformeln – erstanden im nächsten Laden für Magiebedarf, auf Papyrusstreifen schriftlich festgehalten oder einfach mündlich weitergegeben – waren in der Tat eine nützliche Waffe der Frauen gegen die Gefahren ihrer Welt, ob innere oder äußere Nöte. Man konnte einen Zauber für die individuelle Situation erstehen oder nach allgemeinen Hilfsmitteln greifen, etwa homerische Verse gegen bestimmte Krankheiten aufbieten. Auf einem Papyrus ist eine derartige Verwendung von Versen aus der
Ilias
zur Linderung von Menstruationsbeschwerden dokumentiert:
     
    ›Zürnen Apolls, des weit in die Ferne schießenden Herrschers‹ [
Ilias
1,75]. Das, gegen das Blut gesprochen, heilt Blutfluß. Erweist sich aber ein Befreiter undankbar, nimm eine Kohlenpfanne, leg dir die Amulette an und halt sie über den Rauch, wirf eine (Idäische?) Wurzel hinein und schreib dazu diesen Vers: ›Drum gab Schmerzen der Weithintreffer und gibt sie noch weiter‹ [
Ilias
1,96]. (
PGM
XXIIa 2 – 8)
     
    In solchen Nöten konnten die Frauen auch in magischen Handlungen statt in Sprüchen Rettung suchen. Ein Beispiel dafür ist die Heilung einer Frau mit einem »Blutgang« im Matthäusevangelium (9,20 – 22): Um Heilung für ihr Leiden zu finden, wendet sich die Kranke gezielt an Jesus, einen Menschen mit Zugang zum Übernatürlichen.
    In der Ehe konnte die asymmetrische Machtverteilung zwischen Mann und Frau durch den Griff der Frau zu magischen Praktiken ausgeglichen werden – ein Verhalten, das bei den Männern Angst auslöste und im folgenden Fall im Ehevertrag verboten wurde:
     
    Thais, Tochter des Tarouthinos, schwört … Ich will und werde keine Liebeszauber gegen dich bereiten, weder in deinen Getränken noch in deiner Nahrung … (Rowlandson, Nr. 255)
     
    In einem anderen Fall löst Magie ein Familienproblem. Zu Apollonios kam eine Frau, deren Sohn seit zwei Jahren von einem Dämon besessen war. Sie bat ihn, ihren Sohn von diesem Fluch zu heilen. Apollonios schrieb dem Dämon einen Brief, in dem er ihm mit harten Schritten drohte, wenner nicht aus dem Knaben ausfahre, und gab den

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