Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Römischer Lorbeer

Römischer Lorbeer

Titel: Römischer Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
Vom Netzwerk:
Asicius schuldig war und daß das auch jeder
wußte, doch die charakterschwachen Richter hatten sich von
Ciceros Rede blenden lassen, ihre willensschwachen Kollegen von
Ptolemaios’ Gold - was zusammen eine sichere Mehrheit ergeben
hatte. Doch wenn ich all diese Männer über den
eigentlichen Prozeß befragte, schien es mir, daß die
Anklage kaum mehr vorzuweisen gehabt hatte als das, was ich jetzt
in Händen hielt - Vermutungen und Andeutungen. Vielleicht
hatten die Richter Asicius wirklich aus Mangel an Beweisen
freigesprochen.
    Es war ein
frustrierender Tag.
    Die Sonne stand schon
tief, als ich die Rampe hinauftrottete. Auf einmal fiel mir auf,
daß ich den ganzen Tag noch nichts von Catull gehört
hatte. Vielleicht hatte ich ihn schließlich doch davon
überzeugt, daß ich nicht sein Liebesrivale war. Die
Absurdität seiner Anschuldigung ließ mich
lächeln.
    Doch mein Lächeln
gefror, als wir das Ende der Rampe erreicht hatten und ich sah, was
vor meinem Haus stand.
    »Belbo, ich
glaube, ich habe Visionen. Jedenfalls hoffe ich
das.«
    »Was meinst du,
Herr?«
    »Siehst du eine
Truppe gelangweilter Leibwächter vor meinem Haus
herumlungern?«
    »Ja,
Herr.«
    »Und kommen dir
ihre Gesichter bekannt vor?«
    »Ja, Herr. Nur
zu gut.«
    »Und ist das
nicht eine Sänfte, die da an der Mauer lehnt, während
sich die Träger auf der Straße
entspannen?«
    »So ist es,
Herr.«
    »Und hat diese
Sänfte nicht rot-weiß gestreifte Vorhänge, die
zurückgezogen sind, so daß wir sehen können,
daß die Kabine leer ist?«
    »In der Tat,
Herr.«
    «Weißt du,
was das bedeutet, Belbo?«
    Die Erkenntnis
ließ ihn erzittern. »Ich glaube schon,
Herr…«
    »Kybele,
verschone meine Männlichkeit! Clodia ist in meinem Haus -
zusammen mit Bethesda.«
    *
    Einer von Clodias
Leibwächtern hatte die Frechheit, mich vor meiner eigenen
Haustür aufzuhalten. Glücklicherweise erkannte sein
Hauptmann mich. Er schalt seinen Untergebenen und war sogar so
höflich, sich bei mir zu entschuldigen. Nicht alle von
Clodius’ Anhängern waren unzivilisierte Barbaren, doch
jeder von ihnen sah aus, als wäre er in der Lage, einen Mann
zu töten, ohne mit der Wimper zu zucken. Sie vor meinem Haus
versammelt zu sehen, beunruhigte mich zutiefst.
    Nachdem ich drinnen
war, zog ich eine Sklavin beiseite, die durch die Halle kam.
»Ist deine Herrin zu Hause?«
    »Ja, Herr. Im
Garten.«
    »Psst. Nicht so
laut. Habe ich einen Besucher?«
    »Ja, es ist
Besuch da, Herr.«
    »Sage mir,
daß die Herrin einen Mittagsschlaf im Garten macht und mein
Besuch mich alleine in meinem Arbeitszimmer
erwartet.«
    Die Sklavin sah mich
verwirrt an. »Nein, Herr. Die Herrin unterhält den
Besuch in dem kleinen Garten hinter dem Haus.«
    »Oje. Ist der
Besuch schon lange hier?«
    »Schon eine
ganze Weile, Herr. Lange genug, um den ersten Krug Wein geleert und
nach einem neuen verlangt zu haben.«
    »Hast du…
Schreie gehört?«
    »Nein,
Herr.«
    »Harsche
Worte?«
    Sie runzelte die
Stirn. »Bitte, Herr, ich lausche nie.«
    »Aber du
hättest doch bemerkt, wenn deine Herrin die andere Frau, sagen
wir, erwürgt hätte oder umgebracht?«
    Das Mädchen
musterte mich seltsam und brachte dann ein verlegenes Lachen
zustande. »Oh, du machst Scherze, nicht wahr,
Herr?«
    »Tue ich
das?«
    »Soll ich der
Herrin sagen, daß du gekommen bist?«
    »Nein! Geh
einfach weiter deinen Pflichten nach, als wäre ich gar nicht
hereingekommen.«
    Ich schlich mich in
den hinteren Teil des Hauses. Von einem Flur vor meinem
Schlafzimmer konnte man durch Efeuranken in den kleinen privaten
Garten sehen, in dem Bethesda und Clodia saßen. Sie waren
nicht allein. Auf einem Kissen zu Füßen ihrer Herrin
hockte Chrysis. Diana saß neben ihrer Mutter und hielt ihre
Hand. Sie hatten ihre Stimmen gesenkt, und ihr Ton wirkte gesetzt.
Sie schienen in ein ernstes Gespräch vertieft, was so ziemlich
das Letzte war, was ich erwartet hatte. Was um alles in der Welt
konnten diese. Frauen gemeinsam haben?
    Mit meinem Zeigefinger
schob ich ein Efeublatt beiseite, um Clodia genauer zu betrachten.
Selbst in einer schlichten grauen Wollstola sah sie unglaublich
schön aus. Zumindest war sie so klug gewesen, schickliche
Kleidung anzulegen, bevor sie meinem Haus einen Besuch abstattete.
Ich blickte zu Bethesda und erwartete in ihrem Gesicht Eifersucht
zu sehen, doch ihre Miene war nachdenklich und wehmütig wie
die der anderen Frauen.
    Clodia sprach so
leise, daß ich mich anstrengen mußte, sie zu
verstehen.
    »Bei mir

Weitere Kostenlose Bücher