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Römischer Lorbeer

Römischer Lorbeer

Titel: Römischer Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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gewohnten Alltags bewußt«,
sagte Bethesda.
    Ich biß auf eine
Brotkruste, um mir nicht auf die Zunge zu beißen.
    Es wurde ein stilles
Mahl. Als man den letzten Gang, pikante Zwiebeln und Wein, auftrug,
räusperte sich Bethesda. »Unsere Besucherin hat uns zu
einer Gesellschaft eingeladen.«
    »Einer
Gesellschaft?«
    »Übermorgen. Clodia
sagt, sie würde jedes Jahr zum Auftakt der Feiern der
Großen Mutter ein Fest geben.«
    »Und sie hat
dich eingeladen?«
    Bethesda schnaubte
pikiert. »Sie hat uns beide eingeladen.«
    »Ich glaube
nicht, daß die Art Feste, die Clodia gibt, dir

    »Es wird
schwierig werden, eine passende Stola für den Anlaß zu
finden.« Sie blickte nachdenklich vor sich hin, im Geiste
ihre Garderobe durchgehend.
    Ich seufzte. Für
Bethesda war die persönliche Einladung einer Patrizierin wie
Clodia wahrscheinlich fast zu schön, um wahr zu sein; eine
Gelegenheit, Aufnahme in die Gesellschaft des Palatin zu finden,
und die wollte sie sich keinesfalls entgehen lassen. Ich war selbst
überrascht, obwohl ich langsam lernte, mich über nichts
mehr zu wundern, was Clodia tat.
    Als wir später am
Abend im Bett lagen, preßte Bethesda sich an meinen
Körper und bat mich, sie in die Arme zu nehmen. Als ich dies
tat, wollte ich ihr sagen, daß ich ihr Geheimnis kannte und
ihr Schweigen verstand und daß es für mich keinen
Unterschied machte. Aber ich konnte nicht sprechen. Statt dessen
zeigte ich ihr mit meinen Händen, meinen Lippen und mit meiner
Zunge, was ich fühlte. Anschließend schlief sie
zufrieden ein, während ich noch lange wach lag, in die
Dunkelheit starrte und mich fragte, wie ein Mann je glauben konnte, die
ganze Wahrheit über irgend etwas zu wissen.
    *
    Am nächsten
Morgen schickte ich einen Boten zu Ecos Haus, um zu fragen, ob er
zurück sei, doch der Bote kehrte mit der von mir erwarteten
Nachricht heim: Eco war noch nicht wieder da. Er würde sofort
nach seiner Rückkehr zu mir kommen, dachte ich, egal zu
welcher Tages- oder Nachtzeit.
    Wenn er nicht bald
kam, würde alles, was er möglicherweise herausgefunden
hatte, nutzlos sein. Der Prozeß sollte am nächsten
Morgen beginnen.
    Ich beschloß,
den Tag in meinem Arbeitszimmer zu verbringen, anstatt erneut zum
Forum zu gehen und nach Beweisen zu suchen, die Caelius mit dem
Gift in Zusammenhang brachten. Ich hatte genügend Leute
angesprochen; was ich zu erfahren suchte, würde vielleicht
auch ohne mein Zutun ans Licht kommen. Vielleicht würde ein
Zweig, der gestern noch karg war, heute Früchte tragen. Wenn
dem so war, wäre es klüger, dort zu bleiben, wo ein Bote
mich sicher antreffen würde. Und außerdem konnte Eco
jederzeit kommen.
    Ich begann einen
weiteren Brief an Meto, den ich am Ende genauso verbrannte wie den
vorherigen. Ich konnte die Dinge, die mich bewegten, nicht in einem
Brief mit ihm teilen. Bethesda und Diana verbrachten den Tag
nähend im Garten. Sie schienen gut gelaunt und sprachen und
lachten leise miteinander. Ich sah still zu, zufrieden damit,
aufmerksamer Beobachter zu sein - wie jemand, der über ihr
Leben wachte.
    *
    Es war kein Informant,
sondern Trygonion, der schließlich am Nachmittag so panisch
an meine Tür klopfte, daß Belbo gar nicht erst
versuchte, den kleinen Galloi daran zu hindern, in mein
Arbeitszimmer zu stürmen.
    »Komm!«
rief er zitternd und nach Luft ringend. »Du mußt sofort
kommen!«   
    »Was ist denn
jetzt wieder, Trygonion?« seufzte ich.
    »Er hat es
getan! Er hat es wirklich getan! Trotz all ihrer
Vorsichtsmaßnahmen. O Kybele, verfluche seine Augen!«
Er zerrte an seinem Gesicht und stampfte mit dem Fuß
auf.
    »Trygonion, was
ist passiert?«
    »Er hat sie
vergiftet. Sie stirbt! O bitte, komm sofort!«
    Kein Wunder, daß
Trygonion außer Atem war. Er war den ganzen Weg von Clodias
Haus gerannt und erwartete jetzt von mir, daß ich mit ihm
zurücklief. Wir erreichten die kleine Sackgasse wie keuchende
Läufer nach einem Marathon. Die Tür zu Clodias Haus war
nicht einmal geschlossen, sondern stand noch genauso offen, wie
Trygonion sie verlassen hatte.
    »Beeil
dich!« Er packte meine Hand und zerrte mich hinter sich her.
Für einen derart zerbrechlich wirkenden Mann war er
erstaunlich stark. Ich versuchte, Schritt zu halten, doch er war
schneller und schleifte mich durch die Halle und das Atrium, den
Garten in der Mitte des Hauses, den Säulengang und weiter
einen langen Flur hinunter. Vor einer mit einem schweren Vorhang
verdeckten Tür stand eine Gruppe vor sich hin

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