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Römischer Lorbeer

Römischer Lorbeer

Titel: Römischer Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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sein, daß er seinen
Thron nur deshalb so lange behalten durfte, weil die Römer
sich untereinander nicht einigen konnten, wer die Belohnung
kassieren sollte, wenn Ägypten erst eingenommen wäre. Ich
weiß etwas von diesen Dingen, Meister, weil man nicht in Rom
leben kann, ohne zumindest ein wenig von dem mitzubekommen, was auf
dem Forum passiert. Während der Regentschaft von Ptolemaios
hat es schon mehrere Vorstöße des Senats gegeben, wegen
des vermeintlichen Testaments Alexanders II. tätig zu werden
und den römischen Anspruch auf Ägypten geltend zu machen.
Nur die Streitigkeiten und Rivalitäten innerhalb des Senats
haben verhindert, daß diese Vorstöße auch in die
Tat umgesetzt wurden. Ich erinnere mich, daß Caesar und
Pompeius während des Konsulats Ciceros versucht haben, sich in
ein Kollegium von Statthaltern berufen zu lassen, das die
Übernahme Ägyptens überwachen sollte; Cicero hat
diesen Antrag mit einer brillanten Rede vereitelt, indem er
wortreich insinuierte, daß Caesar und Pompeius sich am Ende
selbst zu Königen machen würden. Jetzt sind die beiden
dazu übergegangen, das Geld direkt von König Ptolemaios
zu erpressen.«   
    Erregt setzte Dio an,
etwas zu sagen, doch ich hob abwehrend meine Hand. »Hör
mich zu Ende an, Meister. Wenn Ptolemaios sich den römischen
Wünschen fügt, um an der Macht zu bleiben, selbst wenn er
für dieses Privileg mit Silber bezahlt. Wie kannst du ihm das
zum Vorwurf machen? Bisher ist es ihm auf die eine oder andere
Weise gelungen, die Römer davon abzuhalten, in Alexandria
einzumarschieren und den königlichen Palast einzunehmen. Das
deutet zumindest für mich daraufhin, daß König
Ptolemaios über mehr diplomatisches Geschick verfügt, als
du ihm zugestehst.«     
    »Er hat sich vor
den Römern zu tief gebeugt«, sagte Dio streng.
»Welchen Unterschied macht es, ob sie uns offen besetzen oder
nicht, wenn sie König Ptolemaios als ihren persönlichen
Steuereintreiber benutzen können, der uns das Lebensblut
aussaugt?«
    »Vielleicht;
aber ich meine einen Widerspruch zu erkennen, Meister. Warum wehrst
du dich so heftig gegen die römische Herrschaft, wenn du euren
eigenen Herrscher so sehr verachtest?«
    Dio seufzte.
»Weil die Herrschaft der Ptolemäer letztendlich dem
Willen des Volkes entspricht. Wenn sie schlecht regieren, erhebt
sich das Volk und vertreibt sie. Wenn sie erträglich regieren,
ertragen die Menschen ihre Herrschaft. Ein solches System ist
möglicherweise nicht so perfekt wie Platons ideale Republik,
doch es ist dem ägyptischen Volk gemäß, und das
schon seit Jahrhunderten. Wenn Ägypten jedoch eine
römische Provinz unter der Herrschaft eines römischen
Statthalters wäre, würde das Volk zu bloßen
Vasallen Roms, und wir hätten keinerlei Mitspracherecht
über unser eigenes Schicksal mehr. Wir würden einberufen
werden, um in Kriegen zu kämpfen, für die nicht wir uns
entschieden haben. Wir würden gezwungen, seinen Gesetzen zu
folgen, die ein Senat von wohlhabenden Römern erlassen hat,
die zu weit von Alexandria entfernt leben, um die Nöte unserer
Bevölkerung zu verstehen. Wir würden zu einem weiteren
Außenposten des römischen Imperiums verkommen und
müßten zusehen, wie unsere Reichtümer aus
Ägypten fortgeschafft werden. Unsere Statuen, Teppiche und
Gemälde würden die Häuser reicher Römer
schmücken; unser Getreide würde die Mägen des
römischen Pöbels füllen, und du kannst gewiß
sein, daß die Bezahlung alles andere als gerecht sein
würde. Ägypten ist eine große und freie Nation; wir
lassen uns nicht zur römischen Kolonie degradieren.« Dio
atmete tief ein. In seinen Augen glitzerten Tränen; und seine
ernste Miene wurde durch die Schminke, die sein Gesicht bedeckte,
auf seltsame Weise noch unterstrichen. Seine tiefen Gefühle
konnte die lächerliche Kostümierung nicht
überdecken.
    »Aber all das
ist rein akademisch, wenn du mir die Anspielung verzeihst«,
wandte Trygonion höflich, wenn auch mit einem listigen Funkeln
in den Augen ein. »Wenn der frühere König Alexander
II. tatsächlich ein Testament hinterlassen hat, in dem er
Ägypten den Römern vermacht -« 
    »Kein Mensch in
Ägypten glaubt an die Echtheit dieses sogenannten Testaments,
weil niemand in Rom in der Lage ist, es zu präsentieren! Das
Testament Alexanders II. ist eine Fiktion, ein Betrug, ein Vorwand
für den römischen Senat, sich in die inneren
Angelegenheiten Ägyptens einzumischen, ein Werkzeug, um den
jeweiligen Herrscher

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