Römischer Lorbeer
Rom offenen Krieg
zu führen.«
»Da hast du
allerdings recht. Dieses Privileg reservieren die Senatoren
für sich und ihresgleichen.«
»Also hat der
König seine Taktik geändert. Anstatt uns alle auf einmal
zu töten, ist er dazu übergegangen, uns einen nach dem
anderen zu ermorden.«
»Wie?«
»Ohne
großes Aufsehen. Durch Gift. Erdrosseln.
Erdolchen.«
»Mit Beihilfe
eurer Gastgeber?«
Dio zögerte.
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Manchmal lassen sich
Sklaven bestechen oder erpressen. Aber auch ihre Herren sind
bestechlich und erpreßbar, vor allem wenn der Druck von der
Sorte Männer ausgeübt wird, die mit König Ptolemaios
verbündet sind.«
»Männer wie
Pompeius?«
Er nickte. »Und
ich vermute, daß es angesehene Römer -vielleicht sogar
Senatoren - gibt, für die es nicht unter ihrer Würde ist,
einen oder mehrere Morde zu begehen, um Pompeius’ Gunst zu
gewinnen oder eine alte Schuld zu begleichen.«
»Vorsichtig,
Dio. Bis jetzt hast du nur deinen eigenen König beschuldigt,
hinter diesem Gemetzel zu stecken. Jetzt beschuldigst du den Mann,
der zufälligerweise Roms beliebtester General und
wahrscheinlich der zukünftige Diktator des Imperiums
ist.«
»Ich sage dir,
das sind die Männer, die hinter den Morden stecken. Ptolemaios
selbst hält sich gar nicht mehr in Rom auf. Er hat sich
für den Winter nach Ephesos zurückgezogen und alles in
Pompeius’ Hände gelegt. Und warum auch nicht? Pompeius
hat ebensoviel zu gewinnen, wenn der König seinen Thron halten
kann, also hat Pompeius die Angriffe auf die Delegation
weitergeführt. Seit unserer Ankunft in Rom haben seine Agenten
einen nach dem anderen erledigt.«
Ich schüttelte
den Kopf. »Du gibst zu, keine Beweise für deine
Anschuldigungen gegen König Ptolemaios zu haben, Dio. Hast du
einen Beweis, was du Pompeius vorwirfst?«
Er starrte mich
wütend an und sagte eine Weile nichts. »Vor ein paar
Tagen hat jemand im Haus von Lucius Lucceius versucht, mich zu
vergiften«, erklärte er schließlich. »Willst
du einen Beweis dafür? Mein Sklave ist elend zugrunde
gegangen, nach Luft ringend und sich am Boden windend, nur
Augenblicke, nachdem er eine Suppe gekostet hatte, die mir in
meinem privaten Gemach serviert worden war!«
»Ja, aber
-«
»Und mein
Gastgeber Lucius Lucceius ist trotz seiner philosophischen
Kenntnisse und seiner erklärten Verachtung für König
Ptolemaios ein Freund von Pompeius.«
»Weißt du,
woher das Gift stammte?«
»Am selben Tag
stattete ein gewisser Publius Asicius Lucceius einen Besuch ab. Ein
gutaussehender junger Mann -ich sah ihn zufällig, als er das
Haus verließ und fragte Lucceius nach seinem Namen. Am selben
Abend wurde mein Sklave vergiftet. Nachdem ich am nächsten
Morgen aus Lucceius’ Haus geflohen war, stellte ich einige
Nachforschungen über seinen Besucher an. Man sagt, Publius
Asicius sei ein junger Mann mit lockeren Moralvorstellungen, der
der Dichtkunst und dem Wein frönt und ohne programmatische
Ziele in der Politik herumdilettiert, bereit, alles zu tun, um sich
bei Männern einzuschmeicheln, die seine Karriere fördern
könnten.«
Ich seufzte.
»Damit hast du eine ganze Generation junger Römer
beschrieben, Meister. Viele von ihnen sind eines Mordes fähig,
darunter wahrscheinlich auch Publius Asicius. Aber die bloße
Nähe zum Tatort ist kein -«
»Angeblich steht
Asicuis auch mit einigen größeren Summen, die ihm der
General geliehen hat, in Pompeius’ Schuld.«
»Trotzdem…«
»Siehst du,
darauf weißt du keine Entgegnung, Gordianus. Die Kette
läßt sich zu Pompeius und weiter zu König
Ptolemaios zurückverfolgen.«
»Hast du deinen
Gastgeber Lucceius mit deinem Verdacht
konfrontiert?«
»Noch als mein
Vorkoster würgend am Boden lag! Ich bestand darauf, daß
Lucceius nach oben kam und die Abscheulichkeit mit eigenen Augen
sah. Ich verlangte, daß er herausfand, wie die Suppe
vergiftet worden war.«
»Wie hat er
reagiert?«
»Er gab
natürlich vor, entsetzt zu sein, und sagte, er
würde jeden seiner Haussklaven
persönlich befragen und wenn nötig auch foltern lassen.
Vielleicht hat er es getan, vielleicht auch nicht. Ich habe es
keinen weiteren Tag dort ausgehalten und sein Haus am nächsten
Morgen verlassen. Ich sagte Lucceius, daß ich im Haus von
Titus Coponius zu erreichen wäre, doch er hat keinerlei
Anstrengung unternommen, mit mir in Kontakt zu
treten.«
Trygonion, der eine
ganze Weile geschwiegen hatte, räusperte sich. »Nachdem
du dem Haus dieses
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