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Römischer Lorbeer

Römischer Lorbeer

Titel: Römischer Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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meinem neuen Gastgeber, Titus Coponius, trauen? Ich habe
ihn in Alexandria kennengelernt. Er ist wohlhabend, gebildet, ein
Student der Philosophie - aber kann ich ihm mein Leben anvertrauen?
Wird er mich verraten? Ist er nur ein weiteres von Pompeius’
Werkzeugen? Du mußt wissen, wie man solche Dinge
herausfindet.«
    »Schon
möglich«, sagte ich vorsichtig, »aber das ist
komplizierter, als du vielleicht denkst. Wenn du nur gekommen
wärst, damit ich dir einen gestohlenen Ring wiederbeschaffe
oder weil du wissen willst, ob ein reicher Händler seine Frau
umgebracht hat oder um den Absender eines Drohbriefes zu entlarven.
Aber die Art Fragen zu stellen, die ich in deinem Fall stellen
müßte, würde fast unweigerlich die Aufmerksamkeit
mächtiger Männer wecken…«
    »Pompeius’, meinst
du«, sagte Dio.
    »Ja, vielleicht
sogar Pompeius’ selbst.« Ich kratzte mich nervös
am Kinn. »Ich möchte nicht, daß du mich für
einen Feigling hältst, Meister, der es aus Angst vor den
Mächtigen nicht wagt, sich zu rühren. In den vergangenen
Jahren habe ich mehr als einen der Mächtigen herausgefordert,
wenn die Sache
es verlangte. Zum Beispiel den Diktator Sulla, als ich die Wahrheit
hinter dem Mord an Sextus Roscius ergründet habe. Oder Marcus
Crassus, als er einen ganzen Hausstand von Sklaven ermorden lassen
wollte. Sogar Cicero, als ihm seine Macht im Jahr seines Konsulats
zu Kopf gestiegen war. Zum Glück haben sich meine Wege bisher
noch nie mit denen von Pompeius gekreuzt. Und ich möchte
nicht, daß sich das ändert. In dem Maße, in dem
ein Mann älter und vermeintlich auch weiser wird, wird er vor
allem vorsichtiger.«
    »Dann wirst du
mir nicht helfen?« Die Verzweiflung in seiner Stimme trieb
mir die Schamröte ins Gesicht.
    »Ich kann nicht,
Meister. Selbst wenn ich es gerne tun würde, wäre es
trotzdem unmöglich, zumindest in nächster Zeit, weil ich
im Begriff stehe, eine lange Reise zu unternehmen. Bei Anbruch der
Dämmerung breche ich auf. Meine Frau war den ganzen Tag mit
dem Packen beschäftigt…« Ich hielt inne,
überrascht, wie hohl meine Worte klangen. Dabei sagte ich die
Wahrheit, die Reise war schon lange geplant. Warum hatte ich
trotzdem das Gefühl, Ausflüchte zu
machen? 
    »Dann kannst du
mir nicht helfen«, sagte Dio und starrte zu Boden.
    »Wenn die Reise
nicht so wichtig wäre«, setzte ich an und zuckte hilflos
die Schultern. »Aber ich treffe meinen Sohn Meto. Er dient
unter Caesar in Gallien. Ich habe ihn seit Monaten nicht gesehen.
Jetzt ist er in Caesars Winterlager in IIlyrien, nicht eben in der
Nähe, aber immer noch ein ganzes Stück näher als
Gallien, und er bleibt vielleicht nur kurze Zeit. Ich kann die
Gelegenheit, ihn zu sehen, nicht verstreichen
lassen.«
    »Ich
verstehe«, sagte Dio.
    »Unter anderen
Umständen würde ich dir empfehlen, dich an meinen
älteren Sohn Eco zu wenden. Er ist doppelt so schlau, wie ich
es je war - aber er begleitet mich. Wir werden mindestens bis Ende
des Monats unterwegs sein, vielleicht auch länger. Die
unsicheren Straßenverhältnisse im Winter, du
verstehst…« Wieder klangen meine Worte für mich
seltsam hohl. Ich rutschte verlegen auf meinem Stuhl hin und her,
und mir war plötzlich heiß. »Nach der Reise -das
heißt, wenn ich nach Rom zurückkehre, werde ich
natürlich …«
    Dio fixierte mich mit
einem Blick, der meine Nackenhaare hochstehen ließ. Ein
derart glasiges Starren hatte ich bisher nur in den Augen von Toten
gesehen, und ich war einen Moment lang so irritiert, daß ich
kein Wort hervorbrachte. Ich räusperte mich. »Wenn ich
nach Rom zurückkehre, werde ich bestimmt einen Boten zum Haus
von Titus Coponius -«
    Dio senkte den Blick
und seufzte. »Komm, Galloi, wir müssen gehen. Hier haben
wir nur unsere Zeit vergeudet.«
    »Wohl kaum
vergeudet, wenn meine Nase mich nicht trügt«, sagte
Trygonion fröhlich, als hätte er das, was zwischen mir
und Dio vorgefallen war, gar nicht wahrgenommen. Kurz darauf kam
eine Sklavin mit einem Essenstablett durch den Flur, gefolgt von
zwei weiteren Sklavinnen mit kleinen Klapptischen.
    Wir begaben uns in das
angrenzende Speisezimmer, wo jeder von uns auf einem Sofa Platz
nahm. Die Klapptische wurden vor uns aufgestellt, und Bethesda und
Diana kamen herein, allerdings ohne sich zu uns zu gesellen. Die
beiden trugen den ersten Gang persönlich auf, wobei sie
zunächst unsere Gäste und danach mich mit einer Portion
Linsen mit Wurst versorgten und dann zusahen, wie wir kosteten.
Unter

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